Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0357
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Heft 7 (1. Januarheft 1901)
DOI article:Lose Blätter
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In der verachtnng fraß ich meine Lraft,
Und meine Stärke ward verbraucht vom Würgen."
Der Aranke rief's, des Richters Auge höhnte.
Da drang durch das Gemach ein fader, süßer
Geruch von Bildung, nntermischt mit chäuchen
Fauler Verwesung: Schulluft, Neid und Dummheit.
Und eine grinscnde lhyäne, feig'
Und schnöde fchob mit zaudcrnden Gelenken
Den niederträchtigen Rücken falschen Lächelns
Ueber die Schwelle. Lincn Trauerkranz
Nlit Blumen und mit Bändern schleppte sie
Im Lügcnmaule. Und nachdein sie erst
Unt Thränen und >nit Geifer ihn benetzt,
Ließ sie ihn seufzend fallen vor das Bett
Des Rranken, schluchzte, henchelte und stank.
ksornach entwich sie mit gesträubten Borsten.
Ietzt von dcn> schöne» Gottesantlitz reißend
Die finstre Maske und dcn schwarzen Mantel
Aur Linken n»d zur Rcchton werfend, daß
Das farbige Gewand wie Sonnenschci»
U»d Tag und Garten goldig sprühte
U»d fnnkelte durch das Gemach, begann
U»d bctete »>>t sanfter Freundcsstimmc
Demiurg, die milde Segenshand
Zum Troste senkcnd auf die Stirn des Dulders:
„Du bist entschuldigt, mein gctrcuer Anecht.
Ruhe im Friedenl Ueber tausend Iahren,
In cinem bcssern Oolke, desscn Thaten
Und lvorte flicßcn aus demsclbcn Tnell,
UAll ich zu neuom Bund dich anferwcckcn."
Da lächelto des Arankcn Nkund. Sein Blick
Grglänzte, brach und losch. Die Arme sankcn.
Und auf das Aisfen ficl sein schwcres kfauxt.
N) e i h e st u n d e.
„Wieso die Dichter dichten, melde mir."
Ein schwacher Nlcnsch, nicht wichtiger als wir,
Aniet vor dem Bctt, das lhaupt in seinen ksänden.
„Nein, länger trag' ich's nicht; ich will es enden."
Vier Strömc Leides hört cr drohend rauschen,
Und des Oersuchers Antlitz spürt er lauschen.
plötzlich ein Lngel, schön und feierlich,
Befiehlt mit strengem Ton: „Lrhobe dichl"
Dann 'winkt er viermal mit dem Schwerte Stille.
Das Rauschen schwoigt, und ringsum wird es stille.
Und meine Stärke ward verbraucht vom Würgen."
Der Aranke rief's, des Richters Auge höhnte.
Da drang durch das Gemach ein fader, süßer
Geruch von Bildung, nntermischt mit chäuchen
Fauler Verwesung: Schulluft, Neid und Dummheit.
Und eine grinscnde lhyäne, feig'
Und schnöde fchob mit zaudcrnden Gelenken
Den niederträchtigen Rücken falschen Lächelns
Ueber die Schwelle. Lincn Trauerkranz
Nlit Blumen und mit Bändern schleppte sie
Im Lügcnmaule. Und nachdein sie erst
Unt Thränen und >nit Geifer ihn benetzt,
Ließ sie ihn seufzend fallen vor das Bett
Des Rranken, schluchzte, henchelte und stank.
ksornach entwich sie mit gesträubten Borsten.
Ietzt von dcn> schöne» Gottesantlitz reißend
Die finstre Maske und dcn schwarzen Mantel
Aur Linken n»d zur Rcchton werfend, daß
Das farbige Gewand wie Sonnenschci»
U»d Tag und Garten goldig sprühte
U»d fnnkelte durch das Gemach, begann
U»d bctete »>>t sanfter Freundcsstimmc
Demiurg, die milde Segenshand
Zum Troste senkcnd auf die Stirn des Dulders:
„Du bist entschuldigt, mein gctrcuer Anecht.
Ruhe im Friedenl Ueber tausend Iahren,
In cinem bcssern Oolke, desscn Thaten
Und lvorte flicßcn aus demsclbcn Tnell,
UAll ich zu neuom Bund dich anferwcckcn."
Da lächelto des Arankcn Nkund. Sein Blick
Grglänzte, brach und losch. Die Arme sankcn.
Und auf das Aisfen ficl sein schwcres kfauxt.
N) e i h e st u n d e.
„Wieso die Dichter dichten, melde mir."
Ein schwacher Nlcnsch, nicht wichtiger als wir,
Aniet vor dem Bctt, das lhaupt in seinen ksänden.
„Nein, länger trag' ich's nicht; ich will es enden."
Vier Strömc Leides hört cr drohend rauschen,
Und des Oersuchers Antlitz spürt er lauschen.
plötzlich ein Lngel, schön und feierlich,
Befiehlt mit strengem Ton: „Lrhobe dichl"
Dann 'winkt er viermal mit dem Schwerte Stille.
Das Rauschen schwoigt, und ringsum wird es stille.