gute Zeichnungen derselben Formen
in jeder Stellung aus dem Gedächtnis
zu machen. Die Küchlein sind ab-
gezeichnct worden, während sie um-
herliefen, ebenso die Papageien."
Das ist sehr richtig, — nur daß es
vor zehn Jahren gcschah, roährend
die Küchlein nicht bei Philadclphia,
sondern bei Leipzig umherliefen, und
nicht von dcn abphotographierten
amerikanischen Mädchen gezeichnet
wurden, sondern von Fedor Flinzer.
Das Skizzenbuch, das die Backfische
in der Hand halten, ist denn auch
Fedor Flinzers bei Wiskott in Breslau
erschienenes .Skizzcnbuch" — ich sehe
das beim Vergleiche ebenso dcutlich,
wie ich die alten Bekannten daraus
auf der amerikanischen Schiefertafel
wiedererkenne.
Tadds Buch enthält sehr viel
Gutes, und wir wollen es durch diese
Bemerkung nicht etwa entwerten. Mag
sein, dah Tadd selbst auf irgend eine
Weise betrogen worden ist, man kann
sich frcilich kaunr vorstellcn, wie. Gewiß
aber fordern derartige Ucberraschungen
zu rccht vorsichtiger Prüfung seines
Materials wie seiner Schlußfolgerungen
auf.
verniisci'tcs.
- ,Hat schon jcmand der Schön-
heit der modernen Technik ein
Preislied gesungen?", so fragtRosegger
in der Einleitung zu eincr kleinen
frischen Erzählung. Wir antworten:
gewiß — Friedrich Naumann ganz
besonders, aber auch Schultze-Naum-
burg, Aoenarius und andere haben
das schon gethan. „Wenn nicht", fährt
Roseggcr fort, „so ist es höchste Zeit
dazu", und dann führt er einzelncs
an: „das stolze Dahinfurchcn eincs
Riesendampfers, das Vorüberrasen
eincs Schncllzuges, das cnergische
Dahingleiten eines elektrischen Wagcns,
das glatte, lautlose Fliegen eines Fahr-
rades, die dümonische Maschine im
Gewerk, dicdenglühendcnEisenklumpen
wie Butter schneidet u. s. w., was dem
Beschauer ein Behagen bereitet, das
dem Kunstgenuß ähnlich ist. DieNerven
bekommen Schwung wie Harfensaiten,
wir empfinden eine wohlthuende
Harmonie unseres Wollens mit den
Naturkräften und sind obendrein stolz
darauf, die geheimnisvollen Kräfte in
unsere Dienste gespannt zu haben.
Ferner ließe sich von der Formschönheit
der technischen Werkzenge und Erzeug-
nisse sprechen. Kurz,Kunst und Aesthetik
werden sich mit dem »technischen Zeit-
alter« auf vcrtraulichen Fuß stellen
müssen, anstatt sich von dcr »praktischen
Prosa« hochmütig abzuwenden. Die
Fabrikschlotc, die Schlackenhaufen, die
trostlosen Arbeiterbaracken und derlei
Werksprodukte gehören allerdings nicht
in dieAesthetik, ja, diese Ungeheuerlich-
keitcn können dort, wo sie wuchern,
alle Natur- und Lebensschönheit zer-
stören. Aber gibt es nicht in der
Natur selbst Häßliches? Hat nicht das
Herrlichste, das Feuer, seinen Nauch
und seine Asche? — Geradezu wunder-
bar schön finde ich es, im fein ein-
gerichteten Gelaß des Eilzuges durch
das bunte Wandelpanorama der weiten
Welt dahinzugleiten, mühelos den hohen
Berg hinangetragen zu werden und
oben durch das Telephon mit den
Lieben in der Ferne persönlich plaudern
zu können! Es ist nicht bloß angenehm,
durch oinen Druck am Knopf die Nacht
in Taghelle zu verwandeln, cs ist
einsach schön. Es dringt tiefer in unser
Herz, als ein behagliches Bett, als eine
gute Mahlzeit, es führt uns näher und
näher der heutigen Naturkraft, dcr wir
mit angehören, die wir nütze», ohne
sie zu kennen."
„Kunst und Aesthetik" mit dem
„tcchnischen Zeitalter" auf „vertrau-
lichen Fuß" zu stcllen, das ist eben
unsere, der Kunstwart-Leute Haupt-
absicht. Rosegger abcr ist noch nicht
konscquent, wenn er meint, die Fabrik-
schlote und Arbeiterbaracken u. s. w.
gehörten allerdings nicht in die
1. Zauuarheft tSvt
in jeder Stellung aus dem Gedächtnis
zu machen. Die Küchlein sind ab-
gezeichnct worden, während sie um-
herliefen, ebenso die Papageien."
Das ist sehr richtig, — nur daß es
vor zehn Jahren gcschah, roährend
die Küchlein nicht bei Philadclphia,
sondern bei Leipzig umherliefen, und
nicht von dcn abphotographierten
amerikanischen Mädchen gezeichnet
wurden, sondern von Fedor Flinzer.
Das Skizzenbuch, das die Backfische
in der Hand halten, ist denn auch
Fedor Flinzers bei Wiskott in Breslau
erschienenes .Skizzcnbuch" — ich sehe
das beim Vergleiche ebenso dcutlich,
wie ich die alten Bekannten daraus
auf der amerikanischen Schiefertafel
wiedererkenne.
Tadds Buch enthält sehr viel
Gutes, und wir wollen es durch diese
Bemerkung nicht etwa entwerten. Mag
sein, dah Tadd selbst auf irgend eine
Weise betrogen worden ist, man kann
sich frcilich kaunr vorstellcn, wie. Gewiß
aber fordern derartige Ucberraschungen
zu rccht vorsichtiger Prüfung seines
Materials wie seiner Schlußfolgerungen
auf.
verniisci'tcs.
- ,Hat schon jcmand der Schön-
heit der modernen Technik ein
Preislied gesungen?", so fragtRosegger
in der Einleitung zu eincr kleinen
frischen Erzählung. Wir antworten:
gewiß — Friedrich Naumann ganz
besonders, aber auch Schultze-Naum-
burg, Aoenarius und andere haben
das schon gethan. „Wenn nicht", fährt
Roseggcr fort, „so ist es höchste Zeit
dazu", und dann führt er einzelncs
an: „das stolze Dahinfurchcn eincs
Riesendampfers, das Vorüberrasen
eincs Schncllzuges, das cnergische
Dahingleiten eines elektrischen Wagcns,
das glatte, lautlose Fliegen eines Fahr-
rades, die dümonische Maschine im
Gewerk, dicdenglühendcnEisenklumpen
wie Butter schneidet u. s. w., was dem
Beschauer ein Behagen bereitet, das
dem Kunstgenuß ähnlich ist. DieNerven
bekommen Schwung wie Harfensaiten,
wir empfinden eine wohlthuende
Harmonie unseres Wollens mit den
Naturkräften und sind obendrein stolz
darauf, die geheimnisvollen Kräfte in
unsere Dienste gespannt zu haben.
Ferner ließe sich von der Formschönheit
der technischen Werkzenge und Erzeug-
nisse sprechen. Kurz,Kunst und Aesthetik
werden sich mit dem »technischen Zeit-
alter« auf vcrtraulichen Fuß stellen
müssen, anstatt sich von dcr »praktischen
Prosa« hochmütig abzuwenden. Die
Fabrikschlotc, die Schlackenhaufen, die
trostlosen Arbeiterbaracken und derlei
Werksprodukte gehören allerdings nicht
in dieAesthetik, ja, diese Ungeheuerlich-
keitcn können dort, wo sie wuchern,
alle Natur- und Lebensschönheit zer-
stören. Aber gibt es nicht in der
Natur selbst Häßliches? Hat nicht das
Herrlichste, das Feuer, seinen Nauch
und seine Asche? — Geradezu wunder-
bar schön finde ich es, im fein ein-
gerichteten Gelaß des Eilzuges durch
das bunte Wandelpanorama der weiten
Welt dahinzugleiten, mühelos den hohen
Berg hinangetragen zu werden und
oben durch das Telephon mit den
Lieben in der Ferne persönlich plaudern
zu können! Es ist nicht bloß angenehm,
durch oinen Druck am Knopf die Nacht
in Taghelle zu verwandeln, cs ist
einsach schön. Es dringt tiefer in unser
Herz, als ein behagliches Bett, als eine
gute Mahlzeit, es führt uns näher und
näher der heutigen Naturkraft, dcr wir
mit angehören, die wir nütze», ohne
sie zu kennen."
„Kunst und Aesthetik" mit dem
„tcchnischen Zeitalter" auf „vertrau-
lichen Fuß" zu stcllen, das ist eben
unsere, der Kunstwart-Leute Haupt-
absicht. Rosegger abcr ist noch nicht
konscquent, wenn er meint, die Fabrik-
schlote und Arbeiterbaracken u. s. w.
gehörten allerdings nicht in die
1. Zauuarheft tSvt