Buch erschienen, das zumal bei den
Malern den Anspruch aus höchstes
Jntcresse machen lann. Ein zu Ende
der achtziger Jahre oerstorbencr Maler
Rudolf Schick, der dem grohen
Meister der deutschen Malcrei nahc
gestandcn hat, hat jahrclang alle Bc-
obachtungcn, Mittcilungcn und Ge-
spräche dcsselben aufgeschrieben und
diese Bemcrkungen tagebuchartig mit
großem Fleißc gcsührt. Schick muh in
hingebcndcr Frcundschaft in Böcklin
aufgegangen scin, denn das Buch hat
rocnig Persönliches. Abcr gcrade das
macht cs in diesem Falle besonders
ivcrtvoll, deun eben dadurch erlebt
der Leser besonders unniittclbar cinige
Lebensjahre Bö ckl in s mit. Die Auf-
zcichnungen beschäsligen sich allerdings
im wesentlichen mit Acußcrungen
Böcklins über seine Kunst. llnd cs ist
bei Böcklin rviedcrum natürlich, daß
diese sehr ost, ja meistens von Technik
haudeln und zwar von Technik im
eigentlichsten Sinne. Bekanntlich ist
Böcklin einer unserer kühusten Pionicrc
auf dicscm Gebiet, dcr sich ciuc großc
Menge lüngst vcrlorener und höchst
ivertvoller tcchnischer Ausdrucksmittek
wiedererwarb, durch die er Wirkungen
erzielte, deren Entstehung man sich
lange Zcit kaum erklären konnte. Dcr
„Böcklin-Technik" habhaft zu iverden,
war lange Zeit das Streben der Maler.
Es darf also nicht verivundern, rvenn
viele Künstlcr über die neue Deröffent-
lichung herfallen in der Hoffnung, hier
die neuen Offenbarungen zu hören.
Leider licgen die Jahre der Auf-
zeichnungen aberinoch vor dem Höhe-
punkt der Entwicklung Böcklins, und
so steigt das Problem der Emulsions-
Tempera darin immer uur so hie und
da am Horizonte auf, ohne indessen
eigentlich behandclt zu wcrden. Es
wäre von höchstem Wert gewesen,
gerade über dieses näheren Aufschluß
zu erlangen. Unterdessen sind ja nller-
dings gar manche Forschungen und
Mitteilungen veröffentlicht worden, die
das Dunkel, das darüber lag, schon
gelichtet haben. Aber das hebt nicht
Vuniiwart
auf, daß die Mitteilungen dcr intitnsten
Erfahrungen eines Meisters wie Böcklin
von unsagbarem Werte würeu.
Die Schickschcn Aufzeichnungcn han-
deln zumeist von Wassertcmpera, Ocl-
malerci und ganz bcsonders Frcsko.
Hic und da kommen auch Stellen über
Wachsfarben u. s. w. hinzu. ES dürftc
wohl kcinen Maler geben, wcnn er
auch nur das üußcrst zulässige Mini-
mum von Jnteresse für dieses für ihn
so wichtigc Gebict hegt, der das Buch
nicht zu einem Gegcnstand emsigen
Studiums machen wird.
Aber es darf in kciner Wcisc als
eine Art von Lehrbuch betrachtct wcr-
den. Dazu ist die Anordnung cinc zu
willkürliche; von Aufbau oder Ent-
wicklung ist nichts darin- Es ist eben
eine regellosc Aneinanderreihung von
Aussprüchen eines großen Mannes,
der keine Ahnung davon hatte, daß
diese in solcher Wcise fcstgehnltcn wür-
den. Deshalb wird nur der das Buch
mit rechtcm Borteil bcnutzen könncn,
! der init der Matcrie schon rccht gcnau
, Bcschcid wciß. Uud das auch noch
aus andcrcn Gründcn. Man dars
nämlich das hicr Niedergelegte durch-
aus nicht wörtlich ohnc Kritik hin-
nehmen. Denn cs wimmclt vvn Un-
genauigkcitcn. Oft schcint Schick Böck-
lin mißvcrstanden zu habcn, vielcs ist
unklar und schlccht ausgedrückt, wie
überhaupt der Stil dcs ganzcn Buchcs
ein unbeholfener und sehr ermüdender
ist. Neben dcn kostbaren Erfahrungen
Böcklins werden wicdcr technischc und
anatomische Thatsachen mit aufgc-
' schrieben, dic zu dcn Elcnicntarkcnnt-
nissen eines jedcn Aialcrs gchörcn
solltcn. Anderes wicdcr wird auch
nur dcm genaucn Kcnner dcr Tcchnik
verständlich sein, wcnii er gut zu kom-
biniercn verstcht. Wortc wie „mnn
sollte iliimer" sind durchaus cum gc.-mo
salis zu vcrstchcn. Böcklin sclbst würdc
i solche Aussprüche nie schriftlich nicdcr-
gelegt haben.
Das allcs vcrdirbt das Bergnügcn
bei der Lektürc nicht. Die Art und
Weise, wie die Aufzcichiilmgcn immcr
Malern den Anspruch aus höchstes
Jntcresse machen lann. Ein zu Ende
der achtziger Jahre oerstorbencr Maler
Rudolf Schick, der dem grohen
Meister der deutschen Malcrei nahc
gestandcn hat, hat jahrclang alle Bc-
obachtungcn, Mittcilungcn und Ge-
spräche dcsselben aufgeschrieben und
diese Bemcrkungen tagebuchartig mit
großem Fleißc gcsührt. Schick muh in
hingebcndcr Frcundschaft in Böcklin
aufgegangen scin, denn das Buch hat
rocnig Persönliches. Abcr gcrade das
macht cs in diesem Falle besonders
ivcrtvoll, deun eben dadurch erlebt
der Leser besonders unniittclbar cinige
Lebensjahre Bö ckl in s mit. Die Auf-
zcichnungen beschäsligen sich allerdings
im wesentlichen mit Acußcrungen
Böcklins über seine Kunst. llnd cs ist
bei Böcklin rviedcrum natürlich, daß
diese sehr ost, ja meistens von Technik
haudeln und zwar von Technik im
eigentlichsten Sinne. Bekanntlich ist
Böcklin einer unserer kühusten Pionicrc
auf dicscm Gebiet, dcr sich ciuc großc
Menge lüngst vcrlorener und höchst
ivertvoller tcchnischer Ausdrucksmittek
wiedererwarb, durch die er Wirkungen
erzielte, deren Entstehung man sich
lange Zcit kaum erklären konnte. Dcr
„Böcklin-Technik" habhaft zu iverden,
war lange Zeit das Streben der Maler.
Es darf also nicht verivundern, rvenn
viele Künstlcr über die neue Deröffent-
lichung herfallen in der Hoffnung, hier
die neuen Offenbarungen zu hören.
Leider licgen die Jahre der Auf-
zeichnungen aberinoch vor dem Höhe-
punkt der Entwicklung Böcklins, und
so steigt das Problem der Emulsions-
Tempera darin immer uur so hie und
da am Horizonte auf, ohne indessen
eigentlich behandclt zu wcrden. Es
wäre von höchstem Wert gewesen,
gerade über dieses näheren Aufschluß
zu erlangen. Unterdessen sind ja nller-
dings gar manche Forschungen und
Mitteilungen veröffentlicht worden, die
das Dunkel, das darüber lag, schon
gelichtet haben. Aber das hebt nicht
Vuniiwart
auf, daß die Mitteilungen dcr intitnsten
Erfahrungen eines Meisters wie Böcklin
von unsagbarem Werte würeu.
Die Schickschcn Aufzeichnungcn han-
deln zumeist von Wassertcmpera, Ocl-
malerci und ganz bcsonders Frcsko.
Hic und da kommen auch Stellen über
Wachsfarben u. s. w. hinzu. ES dürftc
wohl kcinen Maler geben, wcnn er
auch nur das üußcrst zulässige Mini-
mum von Jnteresse für dieses für ihn
so wichtigc Gebict hegt, der das Buch
nicht zu einem Gegcnstand emsigen
Studiums machen wird.
Aber es darf in kciner Wcisc als
eine Art von Lehrbuch betrachtct wcr-
den. Dazu ist die Anordnung cinc zu
willkürliche; von Aufbau oder Ent-
wicklung ist nichts darin- Es ist eben
eine regellosc Aneinanderreihung von
Aussprüchen eines großen Mannes,
der keine Ahnung davon hatte, daß
diese in solcher Wcise fcstgehnltcn wür-
den. Deshalb wird nur der das Buch
mit rechtcm Borteil bcnutzen könncn,
! der init der Matcrie schon rccht gcnau
, Bcschcid wciß. Uud das auch noch
aus andcrcn Gründcn. Man dars
nämlich das hicr Niedergelegte durch-
aus nicht wörtlich ohnc Kritik hin-
nehmen. Denn cs wimmclt vvn Un-
genauigkcitcn. Oft schcint Schick Böck-
lin mißvcrstanden zu habcn, vielcs ist
unklar und schlccht ausgedrückt, wie
überhaupt der Stil dcs ganzcn Buchcs
ein unbeholfener und sehr ermüdender
ist. Neben dcn kostbaren Erfahrungen
Böcklins werden wicdcr technischc und
anatomische Thatsachen mit aufgc-
' schrieben, dic zu dcn Elcnicntarkcnnt-
nissen eines jedcn Aialcrs gchörcn
solltcn. Anderes wicdcr wird auch
nur dcm genaucn Kcnner dcr Tcchnik
verständlich sein, wcnii er gut zu kom-
biniercn verstcht. Wortc wie „mnn
sollte iliimer" sind durchaus cum gc.-mo
salis zu vcrstchcn. Böcklin sclbst würdc
i solche Aussprüche nie schriftlich nicdcr-
gelegt haben.
Das allcs vcrdirbt das Bergnügcn
bei der Lektürc nicht. Die Art und
Weise, wie die Aufzcichiilmgcn immcr