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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 9 (1. Februarheft 1901)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0458

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unschuldigc Tand dcs Lebcns erheben schüchtcrnen Einivand gcgen dic Wortc,
dic der furchtbare Gast gesprochen. Sie werden lauter, sie möchtcn ihn übcr-
täuben, schon lenken sie — ein ivundervoller Zug — in das Trotzmotiv des
crsten Satzes ein: da raunt er ihncn wieder die düstere Mahnung zu, und
abcrmals klagt es, und abermals ringt es mit ihm und vcrklingt zuletzt mit
lciseni Seufzer. Dcr arge Dämon behauptet das Feld.

Den Schlußsatz endlich eröffnen zwei engverbundene Themcn, Mut und
Thatkraft konimen darin zum Ausdruck. Leidenschaftlich schließt das Solo sich
an, cs hat das menschliche Los erkannt, es hat dem Tode ins Augc geschcn,
es hat sich die Wahrheit über die Welt gestanden. Nun fühlt es erst
ncucn Mut,

„Sich in die Welt zu wagen,

Der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen

Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagenck

Zn unaufhaltsamem Drange stürmt es fort. Das ist der Flug dcs
Gcnius über alle Hemmnisse irdischcr Schranken hinweg zum Jdeale. So
kündet der Satz in der Sprache der Töne das heilige Lebensgeheimnis, das
Gocthe in seinem „Faust" in die Worte gefaht hat: „Wer immer strebend sich
bemüht, den könncn wir erlösen."

Nach dieser programmatischen llebersicht über das ganzc Werk ivird das
Verständnis des Mittelsatzes keincn Schwierigkeiten unterliegen; sie mag ferner
dazu anleitcn, die Form des Konzertes nicht bloß vom technischen Standpunkt
als einen virtuosen Wettstreit eines Solo-Jnstrumcntes mit einem orchestralen
Tutti anzusehen, sondern ctwa so, wie cs die Phantasie eines Künstlers crschaut
oder wie sie von der Phantasie des Hörers aufzufassen ist- Erschicncn ist das
ganze Konzert (auch in einer sehr empfehlenswerten Bcarbeitung für zwei
Klaviere) bei Peters.

Von Bildern hätten wir selbstverständlich dcn Lesern am liebstcn
so vielc Böcklins gezeigt, wie sic nur hätten haben mögen, und dg hätt' es
wohl schwer cin Zuviel gegcben. Unsrc Urheberrechtsverhältnissc sind daran
schuld, daß ivir ihnen nun nichts dergleichen bieten können; wir haben bis jctzt
nur zu einem Bilde Bücklins die Reproduktionserlaubnis bekommen künncn,
und auch damit war's für dicscs Hest zu spät. So müssen wir uertrüsten
und an die Blätter erinnern, die sich bereits im Besitz dcr Kunstwartleser be-
sinden: an dic über drei unserer Seiten gehende Neproduktion der „Toteninsel"
sKw. XIII, und die erst jüngst gebrachte des „Krieges". Auch dic kleinc
Bignelte in unserm Weihnachtskatalog spiegelt immerhin bcachtenswert eine
Seite des großen Toten. Ein herrlichcs Beispiel charakteristischcr Naturschön-
heit bietet dann unser vorgesetztes Bildnis Böcklins nach ciner oortrefflichcn
Photographie dcr Brüder Alinari in Florcnz, welche dic früher von uns gc-
brachte ergänzt. Von dieser Photographie ist an verschiedcncn Stellen unsres
Hefts die Rede, so daß cs hier keincr weitcren Worte bcdarf.

Schultzc-Naumburgs .Landschaften" wcrdcn in dcm heutigcn
Aufsatze ihres Malers als Beispiclc künstlerischen Schaffens überhaupt besprochen.

3u Böcklins Heimgang. — Vom Schaffcn emcs Ntalcrs. Von
sßaul Schultzc-Naumburg. — Bci Böcklin. Von Albert Wclti. —
Lionardo da Vinci als Organisator sSchluß). Von L. v. KunowSki. — Losc
Blälter: Erinncrungcn an Böcklin. Am Bcrgsec. Von Leopold Webcr. —
Nundschau. — Notenbeilage: Johann Sebastian Bach, Adagio aus dcm
Klavierkonzert I)-nioU. — Bilderbeilagcn: Brüder Alinari, Arnold Böcklin.
Paul Schultze-Naumburg, Drei Landschaften: Dic Dornburgschlösscr. Burg
Plaucn. Der Reiter.

verantwortl.: dcr cherausgeber Ferdinand Avenariusin Oresden-Blasewitz. Milredakteure: für Musik:
I)r. Richard Batka in ssrag-Meinbcrgc, für bildende Uunst .- a u l ^ ch u ltz e > N a unrbu rg in Berlin.

^endungen für den Tcrt an den L)erausgeber, über Musik an Dr. Batka.
verlag von Georg D. w. Callwey. — Agl. L.)ofbuchdruckerei Aastner <!>.' Lossen, beide in Müncheir.
 
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