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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 10 (2. Februarheft 1901)
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Schumann, Paul: Bilder in Schulen!
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0472

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Ausstellung veranstaltet, welche für die Schule gecignete Bilder umfaßt. Die
eine Abteilung hat der Direktor des Kabinets, Professor Or. Lehrs, nach eigcnem
Geschmack veranstaltet, für die andere hat der Verein Dresdner Zeichenlchrer
eine Liste hergestellt und ist zum Teil die Liste des Hamburger Lehreroereins
und das Buch von Spamer benutzt worden. Ter Dresdnor Verein hat sich
der Kunst in der Schule mit besondcrem Eifer angenommen und beschlossen,
sie in jeder Weise zu fördern und in die Wege zu leiten.

Zur Sache selbst ist schwerlich noch etwas Neues zu sagen. Dic
Hauptgedanken sind folgende: Die Jugend ist die geeignetste Zeit, um den
Kunstsinn zu wecken und zu pflegen. Am glücklichsten ist daran, wcm es ver-
gönnt ist, in einem kunstgepflegten Heim unter kunstsinnigen Mcnschcn aufzu-
wachsen, Kunst als Lebensluft zu atmen. Aber wie wenigen ist das vergönnt!
Die allgemeine künstlerische Kultur ist, wie immer von neucm durch die Vor-
kommnisse in den Parlamenten u. s. w. bewiescn wird, bei uns sehr gering. Mehr
und mehr löst sich auch leider das Heim auf. Die Jugend aber verbringt eincn
großen Teil ihrer Zeit — fünf, sechs, sieben Stunden des Tages — überhaupt
nicht daheim, sondern in der Schule.

Eine nüchterne Verstandcspädagogik hat lange Zeit möglichst kahle
unerfr.uliche Räumc als die geeignetsten für Schule und Unterricht bczeichnct.
Nichts dürfe die Aufmerksamkcit der Schülcr vom Unterrichte ablenken, oas
war der Hauptgrundsatz. Die Gesundheitslehre hat sich ihrcn Platz in der
Schule erkämpft; daß auch die Aesthetik einen solchen Platz beanspruchen dürfc,
kam überhaupt niemand in den Sinn. Die ersten Forderungen in dieser
Hinsicht begegneten einem mitleidigen Lächeln oder eincm schrofsen Nein. Das
ist aber bei jeder Neuerung so, und das Nein hat die Vorkümpfcr für die
Kunst in der Schule nicht abgehalten, ihr Jdeal weiter zu vcrfolgcn. Sie
waren und sind überzeugt, daß auch diese Jdeen mit der Zeit Allgcmcingut
we.den müssen.

Was wollen die Vertreter der Kunst in der Schule? Der Schüler
soll in den Schulräumen - sthetisch angeregt werden. Dazu mützten schon
Wände, Decken, Thüren und Fenster nach künstlerischen Grundsätzen auSgestaltet
werden. Das Geld spielt dabei keine Rolle, denn einfache geschmackvolle Formen
kosten nicht einen Pfennig mehr, als geschmacklose; die Hauptaufgabe abcr fällt
der Farbe zu, und cine harmonische freundliche Farbenwirkung ist nnt dcn-
selben Kosten herzustellen, wie cine unharnronische oder cine g:nz neutrale
Farbengebung. Wer aber weiß, wie unzugänglich und selbstherrlich Bauämter
in solchen Fragen sind, wird nicht so leicht auf eine Rcform in diescr Hinsicht
hoffen. Schneller ist auf dem Gebiete des Wandschmuckes ctwas zu errcichen,
der jetzt zunächst zur Erörterung steht. Bilder von echt künstlerischcm Gepräge
sollen in den Klassenzimmern, vielleicht auch in den Korridoren, daucrnd aus-
gehängt wcrdcn. Durch gceignete Hinweise und Bcsprechungcn wird gcwiß in
manchem Schüler die Freudc an der Kunst erwachen, und dic Schulc wird so
befruchtcnd auf das Haus wirkcn. Auch dic stille Wirkung dcr ausgchängten
Bilder wird nicht ausblciben, wenngleich man sich von ihr allein nicht allzu-
oiel versprechen darf. Das Wort der kunstbegeistertcn Lehrer, deren jn namcnt-
lich unser Zeichenlchrervercin cine ganze Reihe besitzt, muß und wird hinzu-
treten, um das schlummernde künstlerische Empfinden zu weckcn und in gcsnnde
Bahnen zu lenken. Sicherlich wird gar manches Kind die Bilder, dte ihm in
der Schule nahe treten, lieb gewinnen und sie dann auch für sein Heim
wünschenswert finden. Die häßlichen Farbendruckc, wie sie auf Vogclwicscn
liiinstwciri

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