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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 10 (2. Februarheft 1901)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0494

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das Trioletr und ähnlichc Fvrmen eben durch ihrc Gebundenheit das Concetto,
welches sie aussprechen, um so schlagcnder hervorspringcn lassen. Dicser selbc
Kontrast, rvelcher der strengen Gesctzmützigkcit dcr Form gcgenübcr die geistige
Thätigkeit nur unabhängiger und als ein frcies Spiel erschcinen lätzt, ist auch
im Kanon wirksam, der schon in dem schars ausgeprägtcn Gegcnsatz dcr einzel-
nen Stimmen, auf welchcn scine Wirkung bcruht, einc Fülle von Mittcln
besitzt, um die verschicdenartigsten Pointen zu bctoncn, dic dadurch, datz sie in
immer wechselndcr Stellung wie in verichiedener Bclcuchtung wicderkehrcn,
um so eindringlicher werden. Cs kann daher nicht auffallcn, datz der Kanon,
ivie daS Epigramm, für die moralische Sentenz und den witzigcn Einfall die
gleich angemesscne Form ist, vorzugsweisc iühig, sowohl den gcwichtigstcn
Ernst wic die ousgclasscnste Komik auszudrückcn. Frcilich bedars es dcr sichcren
Hand eines vollcndcten Meiners, um diesc schwicrige Form so zu bcherrschcn,
datz sie nicht allein als ein kontrapunktisches Kunststück erscheint, das den
gclehrten Kcnner befriedigt, sondcrn als ein wohllautendes wie uon sclbst cnt-
Uandencs Gesellschaftsbild, dessen cigentümliche Schwicrigkciten dcn Eindruck
glücklicher Einfälle machen."

So sind wir doch noch iin Stande, unscrn Lescrn drei Bildcr von
Arnold Böcklin zu geben, nachträglich, abcr nichl zu spät, als datz sie sic
hier austrcnncn und unserm Böcklinhefle noch cinsügen könntcn. Zwei davon
dürfen wir freilich nur in recht klcinem Formatc reproduzieren. Das ,2p i el
der Najaden" bitten wir nicht blotz als cinen Scherz so obcnhin zu betrachtcn,
— es ist so ausgelasscn, wic nur irgend cin Bild Böcklins, abcr auch so durch
und durch belebk wic nur irgend eines: es ist keine „Jmprovisation". sondern
cin Stück Anschauung, in dcssen jeglichcn Fleck diescr Künstlergcist mit Behagcn
sich vertiest hat. Unter der Uebcrraschung der Meermänner, von denen dcr
eine schon .eingcbrochen" ist, kreischen, patschen und klatschcn die Lcibcr dcr
höchst wcnig elfenhasten Secdamcn, auch dem kräftigsten Schcrzc kcineswegs abge-
ncigt, nber Er, wieSie und Es, das wohlgcnährte Trilonenbabl), mute» unsdoch nnr
wie Verkörperungen eincr jauchzcnd crregten Naturstimmung an. Man schauc sich
hinein in dieKlippc, in dcn Himmcl, vor allcmin das Mecr, dieses ivunderbnr hcrr-
licheMeer, in das Klein- undGrotzleben seiner crhabenen Bcivcgungcn. Das zweite
unsrer kleinen Bilder, die „Villa am Meer", gibt ein Adagio, das Böcklin
mehrfach abgewandclt hat — man könntc sagcn, hier sei cin Gegcnstück zn dem
berühmten „Rirt dcs Todes": der Hcrbst, der voni Meere hcr durch dic Luft
zieht. Hörcn wir ihn nicht durch dicse Zypresscn singenl' Fn uiiserm Doppcl-
bilde dann, der .Burg, von Piratcn überfallen", erdrühnt cinFurioso:
wild ist hier alles und allcS zcrrissen. Ist jc allciii daS Licht geistcrhnst-
grausiger gemalt worden?

Unsre Reproduktionen sind niit besonderer Gciichmigung der „Photv-
graphischen Union" in München nach Blättcrn ihres grotzen Böckliu-Wcrkcv
angcserti t worden.

Guiseppc Verdi. Von Richard Batka. — Schauspiclcrschnsuchl.

Pon Ferdinand Gregori. — Musikalische Erzichung. d. Von Gcorg
Göhlcr. — Bilder in dic Schulcn! Don Paul Schumann. — Lose Blütter:
Lymphonie Von Otto Ernst. — Ülundschau. — Notcnbeilagc: Kanonischcr Gc
sang. Non Mozart. — Ailderbeilagen: Arnold Böcklin, Spiel dcr Najaden:
Villa am Mcer; Burg, uon Piraten überfallcn.

verantwortl.: der 6erausgeberLerdinand 2tvenarius in Dresdcn-Llaservitz. Mitredaktenrc: für Mlisik
l)r. Rich ard Batka in t?rag-Meinberye, rür bildende Aunft a u l ^ch u l tz e-R a unl l»u rg inBerlin.

^endungcn für den Tcrt an den Berausgebcr, uber Musik an l)r. Batka.
verlag von Georg v. ll). Tallwey. — Kgl öofbuchdruckcrci Aaftner Sc tossen, b»ide in Münchcn
Beftellungen, Anzeigen und Geldsendungen an den verlag: Georg D. M. Tallwcs in Müncheu.
 
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