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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,1.1900-1901

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Heft 11 (1. Märzheft 1901)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7961#0513

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grunde, an Stelle des Lehnstuhls, ein Bett parallel mit dem Hintergrunde
aufgestellt. — Durch die Rouleaux dringt ein mattweitzes Zwielicht ins Zimmer
von dem langsam nahenden Tage.

Meister Oelze liegt im Bett, mit einer Wolldecke zugedeckt. Mit der
Brust liegt er frei. Pauline sitzt beim Bette auf der Ofenbank. Rese sitzt beim
Tische. Sie ist eingeschlafen.

Meister Oelze liegt in einem unruhigen Schlummer, zuckt mit den
Händen, zupft krampfig an der Bettdecke, bewegt die Lippen, dreht den Kopf,
fängt an, undeutlich vor sich hin zu reden.

Pauline serhebt sich leise und beugt sich, scharf und interessiert
beobachtend über Meister Oelze. Jn grotzer Aufregung, slüsternd): Hmi —
'S wird alle! — 'S wird ... (Wirft Rese, den Finger am Munde, immer
in der ersten Stellung, einen forschenden Blick zu, beugt sich dann wieder einen
Augenblick über Meister Oelze; dann) Resel — (Wartet, Rese beobachtend;
dann noch einmal) Resell

Rese (emporschreckend). He?II

Pauline. Du schläfst je ein?

Rese. Js e Umschlag . . .

Pauline. Nee! — E is jetzt . . . Hm! — E is jetzt soweit — ruh'g!

Rese. Hachl — Jch — bin zu abgespannt!

Pauline. Na jal — Jch wollte dir eben sagen: leg dich doch e
bihchen hin?

Rese (müde). I, du mutzt's je eegentlich neet'ger hamm wie ich,
Paulinel — du bist je de ganze Zeit nich von 'm weggekomm'.

Pauline. Geh nur! — Leg dich e paar Stunden hin! — 'N Tag
iwwer haste nachher genung in der Wirtschaft . . . (Unterbricht sich, nach Meister
Oelze hinhorchend) .... genung zu thun! — Geh I

Rese (erhebt sich schwerfällig). Du hast 'ne Natur, Pauline? — Nerven
haste doch wie von Eisenl — (Aufs Fenster zu Ob mersch Fenster e bihchen
ufmachen? — 'S is so 'ne dumpfe Luft hinne!

Pauline. Gewiß? — Was soll denn das schaden? — (Vom Bett her
mit leichter Ungeduld.) Awwer das kann ich je alles alleene machen! Leg dich
nur schlafen l

Rese. Na latz nur l (Zieht ein Rouleaux auf und öffnet einen Fenster-
flügel.) Ach die hibsche, frische Luft! — Un der Himmel so klarl — 'S gibt
e prachtvolln Tag heitel (Lehnt sich einen Augenblick zum Fenster hinaus-
Von weitem das Nachtwächterhorn mit einem langgezogenen, hellen Ton, der
sich nähert, und, stärker wcrdend, mehrmals wiederholt. Rese tritt wieder
zurück.) Alles stille drautzen! — Wie ausgestorbn! — (Jns Zimmer zurück.)
Brrrl — Mich iwwerleeft'sl — Das is Jwwerreizungl — Mer is je das gar
nich gewohnt, das lange Aufbleiben!

Pauline. Na jal Drum leg dich nur e paar Stunden hin!

Rese (tritt ans Fuhende des Bettes). 'S is mer doch — eigen, dah
e. . . daß e nu (Schürzenzipfel am Auge.) .. . fortsoll! . . .

Pauline (ungeduldig). Na Gott! - Hml — 'S kömmt dir doch
wenigstens nich ganz unverhofft!

Rese. Ae, wenn ooch! — Gucke! — Gucke mal! Wie e immer schon
so an der Bettdecke zupptl (Beunruhigt.) Un . . . un.. . wie de — Brust
geht?I — das — sliegt alles nur so! . . . Un als wenn's drinne kochte! . . .

(. Märzheft (Y0(

,sr
 
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