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Heft 3 (1. Novemberheft)
DOI Artikel:Der Dürerbund
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0161
Ver Oürerbunä
bittet seine Mitglieder und Freunde, in der ihnen Zugänglichen Presse
für die Verbreitung des solgenden Aufrufs nach aller Möglichkeit sorgen
zu wollen.
„Der Dürerbund bittet, ihm beizutreten.
Wir leben im Zeitalter der »Jnteressen« — die politischen, die
sozialen, die wirtschastlichen, die religiösen, sie alle sprechen im öffent-
lichen Leben mit, denn in mannigfachen großen Verbänden sammeln sie alle
zu vereintem Handeln die Kraft. Nur jene Wünsche, die wir wit leider
noch unvermeidlichem Fremdwort »ästhetische« nennen, wo sinden sie
heute in mächtigen Gruppen Zusammenschluß? Wo vereinen sich sie,
welche die Schönheit des deutschen Landes schützen wollen, von den
Städten bis zur Hütte, damit uns der Wohnort wieder zur Heimat werde,
die wir lieben, weil wir sie lieben müssen; wo gesellen sich, die in der
Kunst nicht Aufputz des Lebens suchen, sondern Ausdruck des inneren
Lebens, »Sprache des Unaussprechlichen« nach Goethes Wort, Sprache
des Fühlens und Schauens, die umschleiern oder erschließen, die belügen
oder erleuchten kann wie die Sprache des Denkens auch? Wo begegnen
sie sich, welche die lautre Wahrhastigkeit dieser Sprache hier und das
Verstehen, das Lesenlernen der Kunst als Sprache dort für wichtig halten
gleich dem rechten Gebrauche jeder andern Schrift? Wo treffen sie fich,
denen die Kunst als die Führerin zum vollen Leben auch die Spen-
derin der edelsten Freude ist, der nährenden Freude, und die Ver-
drängerin der niedrigen, die zehrt? Wo verbünden sie sich, die helfen
möchten denen, die von all dieser Herrlichkeit nichts sehen? Die als volle
Menschen in siegender Gesundheit allein jene erkennen, die mit allen
geistigen Organen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben? Ja, wo
verbünden sie sich? Und sie müssen sich doch verbünden, wenn sie
mit ihren »Jnteressen« zu Einfluß kommen wollen zwischen all den
andern »Jnteressen«!
Damit sie sich näher treten, haben wir den Dürerbund gegründet.
Ein Hundert von Sachverständigen aus allen Gebieten des ästhetischen
Novemberbeft t902
9?
bittet seine Mitglieder und Freunde, in der ihnen Zugänglichen Presse
für die Verbreitung des solgenden Aufrufs nach aller Möglichkeit sorgen
zu wollen.
„Der Dürerbund bittet, ihm beizutreten.
Wir leben im Zeitalter der »Jnteressen« — die politischen, die
sozialen, die wirtschastlichen, die religiösen, sie alle sprechen im öffent-
lichen Leben mit, denn in mannigfachen großen Verbänden sammeln sie alle
zu vereintem Handeln die Kraft. Nur jene Wünsche, die wir wit leider
noch unvermeidlichem Fremdwort »ästhetische« nennen, wo sinden sie
heute in mächtigen Gruppen Zusammenschluß? Wo vereinen sich sie,
welche die Schönheit des deutschen Landes schützen wollen, von den
Städten bis zur Hütte, damit uns der Wohnort wieder zur Heimat werde,
die wir lieben, weil wir sie lieben müssen; wo gesellen sich, die in der
Kunst nicht Aufputz des Lebens suchen, sondern Ausdruck des inneren
Lebens, »Sprache des Unaussprechlichen« nach Goethes Wort, Sprache
des Fühlens und Schauens, die umschleiern oder erschließen, die belügen
oder erleuchten kann wie die Sprache des Denkens auch? Wo begegnen
sie sich, welche die lautre Wahrhastigkeit dieser Sprache hier und das
Verstehen, das Lesenlernen der Kunst als Sprache dort für wichtig halten
gleich dem rechten Gebrauche jeder andern Schrift? Wo treffen sie fich,
denen die Kunst als die Führerin zum vollen Leben auch die Spen-
derin der edelsten Freude ist, der nährenden Freude, und die Ver-
drängerin der niedrigen, die zehrt? Wo verbünden sie sich, die helfen
möchten denen, die von all dieser Herrlichkeit nichts sehen? Die als volle
Menschen in siegender Gesundheit allein jene erkennen, die mit allen
geistigen Organen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben? Ja, wo
verbünden sie sich? Und sie müssen sich doch verbünden, wenn sie
mit ihren »Jnteressen« zu Einfluß kommen wollen zwischen all den
andern »Jnteressen«!
Damit sie sich näher treten, haben wir den Dürerbund gegründet.
Ein Hundert von Sachverständigen aus allen Gebieten des ästhetischen
Novemberbeft t902
9?