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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,1.1902-1903

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1902)
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Rolfs, Wilhelm: Leihpinakotheken
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0466

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Museumsbeamten bleibt; wie es als gesicherter Staatsbesitz zu kenn-
zeichnen ist, und manches andere?

Jch bin überzeugt, daß dieser Teil des Gedankens von der mir
emsig auf die Finger blickenden Dame an meiner Seite weit voll-
endeter, umfassender und paragraphenreicher erledigt werden würde;
möchte er nur erst einmal als solcher lebendig werden, und eine sröhlich
verheißungsvolle Antwort auf die Frage zurücktönen: Wer gründet
die erste Leihpinakothek? wilhelm Rolfs.

I^ose Vlätter.

frieckrlck Hlaurnann8 „Golle^kilke".

Vorbemerkung. Vor einiger Zeit beklagten wir an dieser
Stelle (Kw. XIV, 21) die Schädigungen, die auch unsrer künstleri-
schen Kultur daraus erwachsen, daß wir den politischen Hader und
Haß in Dinge hineinspielen lassen, mit denen er nichts zu tun haben
sollte. „Wir sollten es lernen, das Bedeutende auch im Gegner nicht
nur zn respektieren, sondern uns dieses Bedeutenden zu freuen,
zu freuen selbst, wenn es sich gegen uns wendet und wenn wir's in
seinen Absichten bekämpfen müssen. Alles Bedeutende ist gesunde Kraft,
und daß d i e in der Nation wachse, das ist doch immer das erste. Das
ist so einfach und selbstverständlich, daß einem weh werden könnte,
wenn man sich danach umschaut, wie's mit der Verwirklichung dieser
Forderung nach innerlich freiem Beurteilen denn in der Tat aus-
sieht. Wer überhaupt weiß, was ästhetische Werte sind, wie kann er
sich den klärenden und erziehenden Hochgenuß entgehn lassen, den die
menschliche Persönlichkeit eines Bismarck bietet! Aber wie viele unsrer
Klerikalen und Sozialdemokraten sind frei genug, die Loslösung vom
Politischen zu vollziehen, die das voraussetzt? Und wie viele wie-
derum der Konservativen und Liberalen sind fähig, das Große zu
sehn, wenn es sich bei „Schwarzen" oder „Roten" zeigt? Auch das ist
eine Aufgabe der ästhetischen Kultur, die wir alle erstreben, daß sie
lehrt, die verschiedenen Maßstäbe auseinander zu halten. Wie sollen
wir vom Gegner lernen, wenn wir vor dem Besten in ihm die Augen
zumachen?" Und wenn er selbst ausschließlich und noch so sehr darauf
ausginge, uns zu schaden, das ist ja im Weltenlaufe der schöne Humor:
sein Allerbestes, den bildenden Wert seiner Persönlichkeit, den muß
er uns hergeben, wenn wir ihn nur annehmen wollen.

Es war Friedrich Naumann, dessen Bedeutung als Schriftsteller
diese Worte anregte. Er ist immer noch viel zu wenig über den Kreis
seiner Parteigenossen hinaus bekannt, das Wort „Partei" von poli-
tischem wie von religiösem Meinen gebraucht. Denn er ist ciner der
Köpfe und er ist einer der Herzen, mit denen aus eigener Kenntnis
heraus wir alle uns auseinandersetzen sollten. Was wir heut von
ihm abdrucken, möchte dem abermals dienen. Damals brachten wir
andersartige Aufsätze von ihm, heute zum Weihnachtsfest bringen wir
eine Anzahl seiner Andachten.

Den religiösen Schriftsteller Naumann hat Bonus s. Z. charak-
terisiert. „Auch hier auf religiösem Gebiet gibt er keine große Ge-
samt-Konstruktion. Er denkt die Einzeldinge religiös durch, oft noch

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