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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,1.1902-1903

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1903 )
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Zur Geschichte der Karikatur
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0672

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Ius Milkelrn ku8ck, Oer 6eburl8iag

Hier schlich bei Seite Krischan Stinkel > Und spricht zu seiner Frau Lhristine:
Und zwinkert mit dem Zlugenwinkel I „De sulen, Stine, dat sind mineü"

Runclsckau

Oiteralur.

P „Geschwister." Roman von
Friedrich Huch. (Berlin, S. Fischer,
Z.50 Mk.)

Drei Kinder wachsen im Land-
hause eines gräflichen Paares einsam,
fast abgeschlossen von der Welt heran.
Als Geschwister gelten sie einander
und sind es nur halb oder garnicht.
Cornelie, ein innerlich leidenschaftliches,
zurückgezogenes Wesen, entstammt einer
heftigen Neigung des Grafen, die
nicht zur Ehe führen konnte. Seine
Gattin hat ihm Felicitas mit in die
Ehe gebracht, ein sonnenhaft träume-
risches Geschöpf von seltsam vegeta-
tivem Liebreiz. Als einziges Kind
der Ehe wächst Jasmin auf, ein zärt-
lich stürmisches Temperament. Der
Dichter versucht nun, anschaulich zu
entwickeln, wie die ursprüngliche Natur
in allen Dreien nach und nach ver-
schieden zum Ausdruck und zum Be-
wußtsein ihrer selbst gelangt. Es ge-
schieht das in einer Reihe schlicht all-
täglicher Begebenheiten, kleiner Einzel-
züge, die sich auch scheinbar wieder-
holen, während sie sich doch wechsel-
seitig bedingen und steigern, indem
bald Cornelie, bald Felicitas, bald

beide zusammen in ihrem Verhalten
zu einander, zu Jasmin oder den
Eltern dargestellt werden. Jm Be-
wußtsein ües Grafen spiegeln sich diese
Entwicklungen so objektiv, als es sein
verschieden gefärbtes Empfinden für
die Kinder erlaubt. Die Gräfin bringt
durch ihren naio hervortretenden
Mutterinstinkt einen mehr subjektiven
Ton in den Hintergrund. Mit dem
Eintritt des jungen Hauslehrers tzagen
in den Kreis wird die Situation be-
lebt und gespannt. Jasmin, bisher
ganz Kind, wird nun Junge, die Mäd-
chen sind beide in den Jahren des
Reifens. Ein anmutiges Hin- und
Widerspiel um den Besitz Hagens be-
ginnt bei ihnen, erst kaum bewußt,
dann allmählich wachsend, bis die
Eifersucht Corneliens dem Ausbruch
nahe ist, und sie eines Tages, durch
religiöse Vorstellungen und Erinne-
rungen an ihre Mutter mitbestimmt,
das Haus heimlich verläßt, Felicitas
fällt einem schleichenden Uebel in
kurzer Zeit zum Opser. Jasmin rüstet
sich für die Welt, Hagen geht, und die
Eltern bleiben allein zurück.

Das Buch ist eines von üenen, die

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