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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,1.1902-1903

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1902)
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Gregori, Ferdinand: Jahresspiele
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Göhler, Georg: Laienbrüder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0392

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zur Emstudierung herangezogen iverden. Hier würde man sich beson-
ders rnit den Szenen beschäftigen, die von den Dekorationen wenig und
von den Komparsen gar nicht abhängig sind.

So werden vier Stücke je sieben Mal hintereinander gegeben. Kann
man die Schauspieler auf drei Wochen verpslichten, so alternieren von
der zweiten Woche an immer zwei Stücke. Aber nicht mehr wie in
der ersten Abend sür Abend „Macbeth", sondern heute „Carlos", morgen
„Maebeth"; und in der dritten dann: heute „Faust", morgen „Carlos";
in der vierten: heute „Hermannsschlacht", morgen „Faust"; in der
sünsten (die dazu käme) wieder allabendlich die „Hermannsschlacht.^
Jch nehme diese vier Stücke ganz willkürlich an, es können ebenso sünszig
andere Titel dasür eintreten. Wir sind gottlob so weit, daß solche
Jahresspiele durch Dezennien nicht in Verlegenheit kommen würden,
ohne von Wiederholungen leben zu müssen wie die Bayreuther.

Mir ist nicht bange, daß die Kosten sür den Theaterbau ausge-
bracht würden, riese man ganz Deutschland von oertrauenswürdiger
Seite an. Die Schauspieler würden auch nicht zögern, ihren eigenen
Traum erfüllen zu helfen, und sich aern mit den Gasthaus- und
Reisekosten bescheiden. Unser Volk aber wäre um einen unschütz-
baren Hort reicher; und hoffentlich würde es ihn eisriger bewachen als
den von Bapreuth, der nachgerade seine Daseinsmöglichkcit dem Aus-
lande verdankt. Ferdinand Gregori.

L-AienbrücLer.

Die üentschsn Konzertgesellschaften haben sich in dem ersten Jahrhundert
ihres Bestehens allerwürts irn avgememen ziemlich gleichmäßig entwickelt nnd
sich zu einer sür den öffentlichen Musiköetrreb Deutschlands eigentümlichen Ein-
richtung herausgebildet. Die gewöhnliche Form, ein aus Laien besteheuder
Vorstand oder ein Direktorium, das die Führung der Geschäfte hat und von
den Mirgliedern oder Abonnenten jnhrlich oder auf Lebenszeit gewählt wird,
dansbsn ein Fachmusiker, dsr üis künstlerifche Leitung der Vsreinsoeranstaltungsn
übernimmt, — diese Form ist in gcmz Deutschland mit den verschiedensten ört-
lichsn EigLNtümlichkeiten aügewandelt, aber doch überall wiederzuerkennen. Jhre
allmähliche Entwicklung, den Uebergang von den Liebhaber-Musiken zu den
Konzerten dafür vorgebildeter Fachmusiker, die Bedeutung, welche die Kunst-
be strebungen der Bürger neüen denen der Höse und an Slelle derer des Adels
erlangten, das alles Larzulegen, verlaugte Uutersuchungen der einzelnen An-
stalten. Wir künnen uns hier mit der Feststellung begnügen, daß es sich um
eine durch den Wechsel üer Zeilen geschasfene und gebildete, durch ihn mannig-
sach veränderts Einrichtung handelt, die ihren Segen behalten wird, wenn wir
ihr die Entwicklungssreiheit lassen.

Es ist sicher eine gesunde Kulturerscheinung, daß sich in Städten, denen
keines Medizäers Güte den Genuß größerer musikalischer Kuustwerke vermittelt,
die Bürger zur Selbsthilfe zusammentun uud sich verpflichteu, jährlich so und
so viel sür die Musikpslege beizusteuern. Es ist auch nicht zu verwersen, daß
diese Leute als die eigsntlichen Slützen des Unternehmens einen gewissen Ein-
sluß bshalten wollen und darum aus ihrcr Mitte die kunstsinnigsten Märmer
auswählen, die den Vorsrand ihrer Gesellschast bilden und im Verein mit üem

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