Franz Brun, Fechter mit Dolchen.
Aus Hampe, „Fahrende Leute" (Leipzia, Diederichs).
der eine große Zahl von Mltarbeitern tätig ist, rückt die geographischen Be-
einslussungen des geschichtlichen Werdens in den Vordergrund. Dabei erhält
nran eine klare Ueberschau über die räumliche Ausdehnung der verschiedenen
Kulturkreise und ihre wechselseitigen Befruchtungen. Erschienen ist bislang der
erste Band (Amerika), der dritte (Westasien und Afrika), der vierte (Mittelmeer-
länder) und der siebente (Westeuropa). — Langjährige Beobachtungen über die
Völker niederer Kulturen hat Heinrich Schurtz in seiner „Urgeschichte der
Kultur" niedergelegt, einem Werk von erstaunlicher Fülle des Wissens, das zu-
dem durch ein reiches anschauliches Bildermaterial wertvoll ist. — Kurt
Breysig fehlt der intime Einblick eben in diese primären Bedingungen des
geschichtlichen Kulturlebens. Darum verfällt er in den Fehler, die Ereignisse
der Vergangenheit nach subjektiven Maßstäben zu beurteilen und auf Grund
der Bewußtseinsstellung zu bewerten, zu welcher ihn sein modernes, rein
ästhetisch charakterisiertes Persönlichkeitsideal geführt hat. Gleichwohl ist Brey-
sigs „Kulturgeschichte der Neuzeit", von der freilich nur die einleitenden Bände
vorliegen, cine bedeutsame literarische Leistung.
Tiesere Erkenntnisse vermittelt Lamprechts deutsche Geschichte; allent-
halben geht er von den Persönlichkeiten und Einrichtungen einer Epoche auf
das ihnen gemeinsam zugrunde liegende seelische Substrat zurück. Meisterhaft
vermag er die Eigenart des seelischen Gesamttypus und seiner Entfaltung
auf allen geschichtlichen Lebensgebieten zu schildern. Die deutsche Geschichte
Lamprechts ist vorläufig zusammenhängend bis zu dem Jahre 1648 geführt.
Aber neuerdings hat der Verfasser in einem ersten Ergänzungsbande zur
deutschen Geschichte eine tiefgreisende, geistreiche Analyse des modernsten Geistes-
lebens gegeben. Er behandelt darin Musik, bildende Kunst, Dichtkunst, Welt-
anschauung mit feinem Nachempfinden der komplizierten seelischen Regungen,
und nirgends verliert er in dem scheinbaren Gewirr widersprechender Strebungen
den Ueberblick über die Zusammenhänge, die sie verknüpfen.
Unter den Werken deskriptiver Kulturgeschichtsschreibung sind diejenigen
Jakob Burckhardts von unvergänglichem Werte. Trotz aller Angrifse seitens
der Zunftgelehrten gilt dies auch von seinemnachgelassenenWerke, der„griechischen
Kulturgeschichte". Man fühlt den Anteil heraus, den Burckhardt an den Ge-
schicken des Griechenvolkes nimmt; aber ihrem politischen Getriebe und den
Aeußerungen ihres Polytheismus steht er doch als überlegener Beobachter gegen-
2§0
Uunstwart
Aus Hampe, „Fahrende Leute" (Leipzia, Diederichs).
der eine große Zahl von Mltarbeitern tätig ist, rückt die geographischen Be-
einslussungen des geschichtlichen Werdens in den Vordergrund. Dabei erhält
nran eine klare Ueberschau über die räumliche Ausdehnung der verschiedenen
Kulturkreise und ihre wechselseitigen Befruchtungen. Erschienen ist bislang der
erste Band (Amerika), der dritte (Westasien und Afrika), der vierte (Mittelmeer-
länder) und der siebente (Westeuropa). — Langjährige Beobachtungen über die
Völker niederer Kulturen hat Heinrich Schurtz in seiner „Urgeschichte der
Kultur" niedergelegt, einem Werk von erstaunlicher Fülle des Wissens, das zu-
dem durch ein reiches anschauliches Bildermaterial wertvoll ist. — Kurt
Breysig fehlt der intime Einblick eben in diese primären Bedingungen des
geschichtlichen Kulturlebens. Darum verfällt er in den Fehler, die Ereignisse
der Vergangenheit nach subjektiven Maßstäben zu beurteilen und auf Grund
der Bewußtseinsstellung zu bewerten, zu welcher ihn sein modernes, rein
ästhetisch charakterisiertes Persönlichkeitsideal geführt hat. Gleichwohl ist Brey-
sigs „Kulturgeschichte der Neuzeit", von der freilich nur die einleitenden Bände
vorliegen, cine bedeutsame literarische Leistung.
Tiesere Erkenntnisse vermittelt Lamprechts deutsche Geschichte; allent-
halben geht er von den Persönlichkeiten und Einrichtungen einer Epoche auf
das ihnen gemeinsam zugrunde liegende seelische Substrat zurück. Meisterhaft
vermag er die Eigenart des seelischen Gesamttypus und seiner Entfaltung
auf allen geschichtlichen Lebensgebieten zu schildern. Die deutsche Geschichte
Lamprechts ist vorläufig zusammenhängend bis zu dem Jahre 1648 geführt.
Aber neuerdings hat der Verfasser in einem ersten Ergänzungsbande zur
deutschen Geschichte eine tiefgreisende, geistreiche Analyse des modernsten Geistes-
lebens gegeben. Er behandelt darin Musik, bildende Kunst, Dichtkunst, Welt-
anschauung mit feinem Nachempfinden der komplizierten seelischen Regungen,
und nirgends verliert er in dem scheinbaren Gewirr widersprechender Strebungen
den Ueberblick über die Zusammenhänge, die sie verknüpfen.
Unter den Werken deskriptiver Kulturgeschichtsschreibung sind diejenigen
Jakob Burckhardts von unvergänglichem Werte. Trotz aller Angrifse seitens
der Zunftgelehrten gilt dies auch von seinemnachgelassenenWerke, der„griechischen
Kulturgeschichte". Man fühlt den Anteil heraus, den Burckhardt an den Ge-
schicken des Griechenvolkes nimmt; aber ihrem politischen Getriebe und den
Aeußerungen ihres Polytheismus steht er doch als überlegener Beobachter gegen-
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Uunstwart