Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,1.1902-1903

DOI Heft:
Heft 8 (2. Januarheft 1903)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0624

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
schreiben werden, als jetzt durch unzu-
lässige Mitteilungen auf Drucksachen
auch schon mogeln.

„Vita somnium breve" heißt
natürlich, wie Böcklins Bildertitel auch
im Kunstwart stets übersetzt worden
ist, „das Leben ein kurzer Traum".
Äber um Weihnachten und Sylvester
ist's eine gefährliche Zeit, und in den
zwölf Nächten spuken nicht bloß die
Menschen und wilden Rosse, sondern
auch die Pudel. „Das Leben der
Träume ist kurz" — diesen hätte in
stilleren Tagen doch selbst Karlchen
Mießnick entdeckt und verscheucht! Jetzt
aber ist er zunächst unserm Mitarbeiter
Kalkschmidt über die Feder aufs Papier
und dann auch über alle Redakteur-,
Setzer- und ^ Korrektorhände gelaufen,
ohne erwischt zu werden, so daß er in
der Besprechung des Ricarda Huch-
schen Buchs im vorigen Hefte nun auf
den Hinterbeinen sitzt! 2l.

Tlnsre imä Viläer.

Unsere Notenbeilags gibt Beispiele für den heutigen Aufsatz über das
Leutsche Kunstlied und bringt also Proben der schwäbischen Lyrik aus Lem
s8. Jahrhundert: „Augsburger Tasslkonsekt", Schubart und Zumsteeg.

Vor unser Hest setzen wir ein Bild von Hans Thoma, das uns zu
den allerbedeutendsten zu gehören scheint, die wir überhaupt von diesem
Meister besitzen, Selene, die zu Endpmion tritt. Jn der Komposition ist wie
nur bei den größten Meisterwerken die höchste Einfachheit des Monumentalen
erreicht, das sich fest bis zum Nimmervergessen einprägt. Und das Seelische
Mit einer realistischen Kraft, die Thoma sonst selten braucht, ist der süße Traum
des Schläfers aus seinem Angesichte gespiegelt, und nicht minder ausdrucksvoll
ist^ das Gesicht der Göttin geschildert, die ihm naht. Tiefste Ruhe und höchste
Leidenschast — wir wüßten kaum ein modernes Werk zu nennen, das diese
Gegensätze so wunderbar vereinte, wie in seiner Gehaltenheit dieses. Geben
wir daneben als zweites Bild Thomas seine „Ziegenherde" mit ihrer heitern
Jdylle, so zeigt sich wohl jedern Beschauer der gewaltige Umfang von Thomas
Kunst mit geradezu überraschender Deutlichkeit.

. Unsere übrigen Bildsr illustrieren wieder einen Schultze-Naumburgschen
Kulturarbeiten-Aussatz durch Abbildungen guter moderner Wohnhäuser.

Berkntwortl.: der Herciusgeber Ferd.Avenariusin Dresden-Blasewitz. Mitredaktenre: snr Musik:
vr. Richard Batka in Prag-Weinberge, für bildende Kunst: Paul Schultze-Naumburg
in Saaleck bei Kösen. — Sendungen stir den Text an den Herausgeber, über Mufik an I)r. Batka.

Nmck und Berlag von G'eorg D. W. Callweh tn München.

Bestellungen. Anzetgen und Geldsendungen an den Berlag Georg D. M. Callwey in München.

und undeutlich ausgedrückt sei. Schreibt
einer z. B. „Herrn Fr. W. Schultze zur
freundlichen Erinnerung", so wird er
straslos im Lichte weiterwandeln dür-
fen, schreibt er aber „Herrn Fr. W.
Schultze mit sreundlichem Gruße", de-
fraudiert er dann?

Rechnungen u. dgl. Drucksachen bei-
zufügen, ist ja ohnehin erlaubt. Warum
aber heißt es für alle die sonstigen
Möglichkejten nicht einfach: „in Druck-
sachen dürfen außer den Namen der
Absender und Empsänger, dem Ort
und dem Datum noch fünf Worte ein-
getragen rverden" ? Das wäre ein-
fach . zu merken und einfach zu
kvntrollieren. Das postalische Ab-
wägen der Worte aus ihren Charakter
hin wird man ja doch ausgeben müssen,
und es ist nicht wahrscheinlich, daß
dann mehr Leute fünf Worte bloß
der Portoersparnis halber statt auf
eine Postkarte auf Zeitungen oder Bücher
 
Annotationen