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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 15 (1. Maiheft 1903)
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0187

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Llnsre j^oten unci Vilcier.

Zu unsren heutigen Noten wolle man den entsprechenden Aussatz in der
Rundschau dieses Heftes vergleichen.

Wir haben unsren Lesern versprochen, ihnen eine bessere Photographie
des Klingerschen Beethoven zu geben, sobald eine hergestellt wäre. Jetzt
ist eine hergestellt, eine ganz wundervolle sogar. Das diesem Heft vorgesetzte
Blatt ist ein Ausschnitt aus ihr in Originalgröße, die Photographie selbst, die
den Körper bis zu den Händen zeigt, ist samt anderen neuen Aufnahmen des
Werkes von E. A. Seemann in Leipzig zu beziehen.

Unsre Beilagen zeigen dann noch zwei Brunnen von Hermann Obrist
in München, Der eine daoon ist ein Nutzbrunnen aus Beton, an dem beson-
ders deutlich das moderne Bestreben hervortritt, neue Lösungen für alte Aufgaben
zu finden. Ursprünglich für einen Tierschutzverein entworfen, zeigt er Wasser-
becken zum Gcbrauche für Menschen, Rinder, Hunde und Vögel zugleich. Diese
vier Zwecke sind einheitlich in einer einzigen künstlerischen Form untergebracht,
die wiederum dem spezifisch modernen billigen Material Beton angepaßt ist. Je
zwei Becken sind mit Wasserröhre und Abstellgitter für Krüge und Eimer versehen,
und je zwei sind ohne diese, um dem Trinken der Pferde nicht hinderlich zu
sein. Alle vier Becken korrespondieren untereinander. Ueber jedem ist eine
schalenförmige Ausbuchtung zum Abstellen von Trinkgefäßen. Die Hunde haben
unten und die Vögel oben bequemen Zugang. Jn den Füllungen sieht man
stilisierte Felsenslechten. Der Brunnen sollte an eine Droschkenhalteftelle zu
stehen kommen. Leider konnte sich der Vorstand des Tierschutzvereins trotz
des billigen Preises nicht entschließen ihn aufzustellen „als eine Arbeit, die zu
weit von den üblichen Formen abweiche und geeignet sei, unliebsame Weiter-
ungen unter den Mitgliedern herbeizuführen.^ Doch nicht bloß an einer
Droschkenhaltestelle kann man sich den Brunnen gut denken, sondern ebensv
gut in dem Hofe eines Wirtshauses bei der Sommerfrische, an der Landstraße
unter schattigen Bäumen oder als willkommene Gabe eines Mähigkeitsvereines
auf einem Platze in einem Arbeiterviertel. Wer stellt ihn auf?

Auch der andere Brunnen will nicht blos dem Nutzen dienen, sondern
gleichzeitig und noch in höherem Maße einen Platz schmücken. Fest auf felsigen
Klötzen ruhen die drei geschwungenen, polierten Schalen. Darüber erhebt sich
frei endigend das streng stilisierte Krabbenlaubwerk. Die außen seitwärts
hervorragenden Klütze bieten bequemste Gelegenheit, Krüge abzustellen oder
neben dem plätschernden Wasser zu sitzen und zu zweit zu plaudern. Gedacht
ist der Brunnen in erster Reihe für einen Kinderspielplatz oder Schulhof. Doch
auch einem Schloßhofe würde er,in edlem Materiale ausgeführt, Stimmung geben.

Beide Arbeiten zeigen das liebevolle Bemühen, aus dem Brunnen etwas
anderes zu machen, als ein bloßes Schaustück mit bronzenen Allegorien und
speienden Delphinen: etwas den menschlichen Gebrauchs- und Gemütsbedürf-
nissen entsprechendes, modernes und „altmodisches" zugleich. Wir bekennen,
daß wir diese Obristsche Brunnen für außerordentlich schöne Lösungen halten
und uns besonders freuen, sie gleichsam als zwei Jllustrationen zu einigen der
Gedanken zeigen zu können, die wir in den vorigen beiden Heften von Obrist
mitgeteilt haben.

Die weiteren Bilder sind Jllustrationen zu Schultze-Naumburgs
Aufsatz über Muthesius und die englische Baukunst.

Beramwortlich i der Herausgeber Ferdlnand Avenartus in Dresden-Blasewitz. Mitredakteure :
M Musik: 0r. Richard Batka in Prag-Weinberge, sür bildendeKunst: Profeflor Paul Schultze-
Naumburg in Saaleck bei Kösen in Thürinaen. — Sendungen fttr den Text an den Herausgeber,
über Musik an vr. Batka. — Druck und Berlag von Georg D. W. Callwey in München.
Bestellungen, Anzetgen und Geldsendungen an den Berlag Georg D- W. Eallwey in München.
 
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