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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 16 (2. Maiheft 1903)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0249

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das ihnen verweigerte Heimrecht, nein,
überhaupt nur einen Platz in unsern
„Feuilletons" auherhalb der Rezen-
sionenecke zu erkämpfen! Alle Achtung
und alle Beachtung sür fremde Geistes-
taten: der Orts-Kirchturm ist nicht die
höchste Spitze der Welt, stolze Gipfel
blicken über Grenzen, und mit Ehrfurcht
wollen wir unserseits zu ihnen auf-
sehen. Was aber haben damit die
Mode-Luftballons zu tun, deren Lauf
unsre Journalisten-Fernrohre ver-
folgen, als wandelten da auf neuen
Wegen neue Sonnen? Und was
hat der ausländische Kunstklatsch
damit zu tun? Neue Kunstsonnen
sind auch aus Frankreich gekommen,
herrlich leuchtende Geistessonnen auch
für uns, aber nicht nur Millets, son-
dern ihrer aller Geschichte beweist, dah
das Ȋsthetische Gewissen" an der Seine
sie genau so langsam erkannt hat als
wo anders.

G Neue Kunstwartunterneh-
mungen.

Von den „Meisterbildern sürs
deutsche Haus" ist in dieser Woche
eine neue Folge zur Ausgabe gelangt,
nämlich Blatt 67i Rembrandt,
Selbstbildnis von iszq, 68: Rem-
brandt, Faust, 69: Mantegna,

Darbringung Christi im Tempel, 70:
Mantegna, Bildnis des Kardinals
Scarampi, 7»: Bellini, Doge Lore-
dano, 72: Franz Hals, Sog. Hille
Bobbe.

Ferner wurde vor kurzer Zeit das
sechste Bändchen der ,Bunten
Bühne" versandt, über dessen bak-
diges Erscheinen schon in Heft 9 des
Kunstwarts berichtet wurde. Es sei kurz
nur der Jnhalt der neuen Folge an-
gegeben: t- Schubert, Franz, Der
Hochzeitbraten. 2. Weber, C. M. v 0 n,
Kanonzudritt. z. Mendelssohn-B.,
F., Maiglöckchen und dio Blümelein.
4. Schulz, I. A. P., Das Blumen-
mädchen. s. Wolf, Hugo, Abschied.
6. Weber, C. M. von, Zigeuner-
chor aus Preziosa. 7. Tafellied »Mo-
dicum, ein wenig". 8. Scandellus,
Anton, Canzone. 9. Mozart, W.A.,
Warnung.

Diesem Heste liegt ein Bestellzettel
bei, der schon auf die in Vorbereitung
gcnommene XIII. Folge der Meister-
bilder sowie auf weitere vier Vor-
zugsdrucke hinweist. Unsre Freunde
wollen bei Aufgabe ihrer Bestellung
beachien, dah diese letzteren neuen Unter-
nehmungen erst in einigen Wochen fer-
tig vorliegen werden.

Llnsre 1>sole»i unä kilcier.

Unsere heutige Notenbeilage gibt zwei Proben von Franz Wüllners
musikalischer Lyrik, von der in der Rundschau die Rede ist. Jm ersten Lied
machen wir auf den Gegensatz zwischen der schweren, drückenden Stille und
dem plötzlichen Aufstürmen elementarster Lebensgewalten aufmerksam, den der
Musiker mit einfachen, aber deutlichen Mitteln zum Ausdruck gebracht hat. Das
zweite Lied ist ganz einfach volkstümlich; Stimmungen, wie sie oft im Leben
vorkommen, sind drin; vom stummen Entsagen ein resigniertes Lied. Vielen
ist's vielleicht zu einfach. Jedenfalls ist's echt empfunden, und die feine Frage
am Schlusse zeigt, wie man auch bei schlichtesten Werken Künstler bleiben kann.
Fürs Haus könnten uns mehr solche Lieder, die nebenbei viel musikalische
Feinheit haben können, sehr heilsam sein.

Es hat mal einer behauptet, kein Engländer zöge von Rom, ohne dah er
in irgend einem Konterfei das Van Dycksche Prinzlein mit sich führe, das

1S?

2. Nlaiheft 1902
 
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