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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 17 (1. Juniheft 1903)
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Bernhard, Otto: Gartenmusik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0263

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Garlenmusik.

Fast jede deutsche Mittelstadt hat einen odcr mehrere private oder
öffentliche Gärten, in denen es an schönen Sommerabenden Militärkonzerte
gibt. Gewöhnlich ist der Zudrang zu diesen Konzerten sehr stark. Wer
mag nicht nach des Tages Müh unter grünen Bäumen sein Glas trinken,
wo man seine Bekannten trifft, sich „familienweise" zu einander setzt,
wo das Fräulein Tochter sich mit ihren Freundinnen. oder auch Freunden
„hin" verabreden kann, wo die Musik die Unterhaltung so angenehm an-
regt, -— kurz, wo es so nett ist? Wegen der Musik allein zwar kommt
wohl niemand, aber doch scheint sie an dem angenehmen Gesamteindruck
ihren Anteil zu haben, denn wenn kein Konzert stattfindet, so ist es in
diesen Gärten nur halb so voll.

Schön, aber was für Musik wird nun an solchen Abenden gemacht?
Jch wähle ein Beispiel aus einer süddeutschen Residenz:

j. Vorspiel zu „ParsifalV

2. Eine Faust-Ouverture.

3. Jsoldcns Liebestod.

H. Einzug der Gäste auf der Wartburg aus „Tann-
häuser".

5. Sturm, Minnelied, Duett und Finale dcs s. Aktes
aus »Walküre".

6. Große Phantasie aus »Siegfried".

Einlage: Quintett aus den »Meistersingern von Nürn-

berg".

7. Deutschlands Erinnerungen an die Kriegsjahre s870/7s. Großes
Schlachtenpotpourri von H. Saro.

8. De Wet-Marsch von A. Ziegler.

Verehrter Herr Leser, Sie werden sagen, daß dieses Programm
garnicht typisch sei sür solche Konzerte, daß es viel zu gut sei, daß in
der Regel bei folchen Gelegenheitcn viel schlechtere Musik gespielt werde.
Und allerdings, im allgemeinen sind solche Konzerte noch schlechter; da
gibt es nur Walzer, Operettenpotpourris, Gassenhauer, Armeemärsche
und — o Graus! — das berüchtigte sentimentale Lied für Pistonsolo.

Nichard

Wagner.

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