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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 18 (2. Juniheft 1903)
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Avenarius, Ferdinand: Staatliche Autoritäten im Geistesleben
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Kalkschmidt, Eugen: Bühnenplätze
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0324

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sagen wie andrerseits die Einladungen zn „Protektoraten" u. s. w.
seitens freier Geistesarbeiter an Fürsten, die nicht etwa, wie das viel-
leicht Karl Alexander von Weimar war, zugleich Autoritäten in der be-
treffenden Sache sind. Entweder: solche Erscheinungen sind Ausdruck
eines Wesens — dann ist das Wesentliche nicht die Sache, der man zu
dienen vorgibt, sondern sehr etwas andres. Oder aber, sie sind nur
aus einer allgemeinen Konfusion entstandene Unwahrhaftigkeiten,
dann haben wir sie abzulehnen. Uns bei dem jetzt Ueblichen zu be-
ruhigen haben wir sicher weder im ersten noch im zweiten Falle Grund.

A.

küknenpläne.

Die Versuche und Pläne zur Auffrischung und Verbesserung
unserer Theaterpraxis nötigen wieder einmal zur Aussprache, denn
sie sind zahlreich und zeigen eine Theaterstimmung an, die, mag sie
sich nun freudig nach oben oder trübselig nach unten zu bewegen,
fruchtbar erscheint für die Erörterung guter Neuerungen.

Unter den Versuchen, die Teilnahme am Theater aufzufrischen,
hätten wir da an erster Stelle die Festspiele der größeren Bühnen
in der Provinz; Provinz hier im erweiterten Sinne als gegensätz-
lichen Ortsbegriff zur Theater-Hauptstadt Berlin genommen. An der
Spitze dieser Festspielstädte neueren Ursprungs steht München, oder,
wenn man will, Bayreuth; wer Lust hat, kann freilich die Genea-
logie über Dingelstedts München und Weimar, über Jmmermanns
Düsseldorf weg bis zu Goethes Weimar führen, es kommt aber wenig
daraus an. Stellen wir lediglich fest, daß das Münchner Beispiel
nachgeahmt wurde, daß in Wiesbaden, Düsseldorf und Prag, im Vor-
jahre sogar in Berlin, Fest- und Meisterspiele stattsanden, daß neuer-
dings zu den älteren Festspielstädten entweder hinzugekommen sind
oder hinzukommen sollen Magdeburg, Schwerin, Barmen s?), auch Graz
und Leipzig. Das Gemeinsame an diesen festlichen Unterbrechungen
des alltäglichen Spielplanes ist einmal die einmütige Wahl des Früh-
lings oder Sommers als der gelegensten Zeiten zur Erhebung; so-
dann die Wahl klassischer und künstlerisch bedeutsamerer Stücke oder
geschichtlich bemerkenswerter Fragmente, oder auch neubearbeiteter
älterer Werke. Das dritte gemeinsame Merkmal zeigt sich in der
Wiedergabe, die darstellerisch durch berühmte Gäste, szenisch durch
möglichst stilgetreue Prachtentfaltung, oder auch durch beide Mittel
zusammen, zu einer festlichen gesteigert wird. Daß das Publikum
die erhöhten Kosten dieser Festlichkeiten gern tragen muß, beweist
die rapide Zunahme der Festspielbühnen um die Maienzeit herum,
wo erfahrungsgemäß der Sinn fürs Theater abzunehmen pflegt. Es
ist ganz klar: die Direktoren haben in diesen Spielen ein aus-
gezeichnetes Mittel entdeckt, auf eine äußerst würdige Manier das
Sensations- wie das ernste Erholungsbedürfnis zu einem nochmaligen
Versuch mit dem Theater zu verlocken.

Es wäre aber ungerecht, nur allein in der guten Kasse den
Magneten so viel edlen Bestrebens zu sehen, der künstlerische Erfolg
bietet als Schutzgedanke sicherlich den Unternehmern ebenso reichlich
Schatten, wie andere Schutzgedanken anderen Leuten auch. Und es

25-^

Runstwart
 
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