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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 18 (2. Juniheft 1903)
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Kalkschmidt, Eugen: Bühnenplätze
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Batka, Richard: "Ein Heldenleben" von Richard Strauss
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0329

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Eigenes zu bieten haben, Eigenes auch in der Auswahl ihrer Stücke,
in denen sehr wohl das Lokale, das Heimatliche betont werden könnte,
soweit es lebendig in der Heimat vorhanden ist. Da würde dann
Leistung gegen Leistung stehen, und nicht mehr von Provinz und
Großstadt, von Provinz und Berlin als wie von unvergleichbaren
Größen die Rede sein können. Da hätten wir dann, wonach im und
am Theater so kräftig gerufen wird: eine mündige, künstlerisch ernst
zu nehmende Provinz.

Ehe wir so weit sind, wird noch etliches Gewässer seine Reise
zu Tal und wieder zu Berg vollenden müssen. Vielleicht erleben
wir's gar nicht mehr. Aber wirken müssen wir doch dafür, Schritt
für Schritt, und der erste Fortschritt hat mit der Gründung von
Städtebundtheatern bereits eingesetzt. L. Kalkschmidt.

„6in stzeläenleben" von kickancl Stnauss.

Ueber die letzte und bedeutendste symphonische Schöpfung von
R. Strauß ist im Kunstwart seinerzeit schon gesprochen worden. Den
Anlaß, uns wieder damit zu befassen, gibt das Erscheinen des Werkes
in einem Klavierauszug für zwei Hände,* der es der Hausmusik, der
Kenntnis des Dilettanten erschließt selbst an Orten, wo der bean-
spruchte gewaltige Apparat instrumentaler Mittel ein unüberwind-
liches Hindernis für eine orchestrale Wiedergabe bildet. Ein Helden-
leben! Das erinnert an Wagners Betitelung „Eine Faustouvertüre",
es besagt, daß Strauß seinen Gegenstand nicht schematisch abgehan-
delt, sondern nur eine aus den vielen Möglichkeiten des Verlaufes,
den ein solches Leben nehmen kann, herausgegriffen hat. Unwill-
kürlich denken wir an Beethovens „Eroica". Dort war der Grund-
gedanke: „Durch Kampf zum Sieg". Bei Strauß: „Durch Kampf
zur inneren, von schmerzlichem Verzicht getragenen Erhebung."

Das „Heldenleben" steht natürlich in der heroischen Tonart
kks-äur und zerfällt in sechs größere Abschnitte, die in der folgen-
den Uebersicht durch Sperrdruck gekennzeichnet sind. Strauß hat
ihre Ueberschriften in der Partitur selbst nicht angebracht, so daß
ein Fingerzeig auf Anfang und Ende jedes Abschnittes die Beschäf-
tigung mit dem Werke erleichtern wird. Ein scharf rhythmisiertes,
in kecken Triolensprüngen zwei Oktaven durchmessendes Motiv setzt
ein und schildert uns den „Helden", der in schäumendem Jugend-
mute und jauchzender Lebensfreude dahinbraust in die Welt. Der
ungeheure Fortissimoaufschwung dieses hinreißenden Satzes wird Plötz-
lich durch eine Generalpause unterbrochen. Und nun, was ist das?
„Mißtöne hör' ich, garstiges Geklimper." Die Flöte keift und schneidet
Ton-Grimassen; in schnarrenden Triolen höhnt die Oboe; mürrisch
brummt die dicke Tenortuba; scharf und spitzig wirft das Pikkolo
sarkastische Bemerkungen ein. Des Helden Widersacher sind
es, die mit ihrem Gequak und Gekreisch den arglosen Helden an-
fahren, der unter ihren Schmähungen wie der wunde Amfortas

* Ein Heldenleben. Tondichtung für grotzes Orchester von Richard
Strauh. ox. -zo. (Leipzig, F. E. C. Leuckart, Mk. 6.—.)

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2. Iuniheft zyoz
 
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