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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 18 (2. Juniheft 1903)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0351

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Und sab empor am eingeschlas'nen Lsaus —

Da kam ein Mann und loscht' Laternen aus.

Zum Lsimmel lenkt' ich meinen Blick empor:
Den ewigen Reigen schritt der Sterne Lhor.

Und weiter ging ich meinen nächtigen Gang,
Aus ferner Schenke tönte noch Gesang.

Der wallte sestlich an der Gärten Rand:

Ls war Lserrn Gottfrieds Lied vom vaterland.

Kllgerneineres.

K Julius Lohmeyer ist ge-

Runclsckau

storben. Während des grotzen Kriegs
ward sein Name der weiteren Oeffent-
lichkeit zum ersten Male bekannt, als
man erfuhr, dah viele der frischesten
Kriegsgedichte im „Kladderadatsch" ihn
zum Verfasser hatten. Bald gründete
er und leitete ihr Dasein lang die
»Deutsche Jugend", das erste wahrhaft
künstlerisch, will sagen: edeln Lebens
voll geleitete Jugendblatt des deutschen
Volkes, das bis auf den heutigen Tag
nicht übertroffen, nein, nicht einmal an-
nähernd wieder erreicht worden ist.
Krankheit und Ungunst des Glückes
ließen ihn dann lange Zeit zu keiner Wir-
kung kommen, die ganz seinen besondern
Fähigkeiten entsprach,wenn auch liebens-
würdige Dichtungen von ihm erschienen.
Fast ein Greis, gründete und ent-
wickelte er endlich noch seine „Deutsche
Monatsschrift'". Zu den Bereicherern
durch die Tiefe der Einsicht gehürte
Lohmeyer nicht, er war kein Problem-
löser, war auch kein Problementdecker, er
sah im Gegenteil über Probleme ost leicht
hinweg. Er hatte vielleicht zu wenig
Schwergewicht in sich gegen den Auf-
trieb durch seine innere Heiterkeit, und
gegen sein Bedürsnis, Gutes zu er-
weisen. VielleichtauchzuwenigBewutzt-
sein von der Härte des auch über Freund-
schaft und Liebe gebietenden Sach-
zwanges. Deshalb gab allen, die ihn
pcrsönlich kannten (und es sind wenige
von so vielen persönlich gekannt wor-
dcn) der Mensch Lohmeyer noch mehr

als der Schriftsteller mit. Jm Ver-
kehre mit diesem Menschen erschienen
seine Schwächen als Liebenswücdig-
keiten, seine Vorzüge aber schienen
nicht nur, sondern waren so grotz, datz
eine alle erwärmende seelische Schön-
heit über dem im Dulden Ergebenen,
im Arbeiten Heiteren, im Helfen Freu-
digen lag. Es war wirklich, als leuch-
tete und wärmte ein besonderes, ein
eigenes Lohmeyersches Sönnchen in
dieser Brust. So war er durch sein
Leben ein Beispielgeber wie wenige,
und keiner mag's abschätzen, wie viel
er dadurch wieder erquickend und er-
mutigend auf andre Vertreter frommen
und frohen deutschenGeistesgewirkt hat.

Diteratur.

G Beispiele des einfachen
Satzes, für fleitzige Dichtschüler auf-
gestellt.

t- Das Buch des Verrates beginnt
mit den Worten: „Unsere Zeit.. ."

2. Der Realismus kann gehn, er
hat ihren Dienst getan.

3. Schwan, kleb an! (Einem jungen
Dichter ins Stammbuch von Konrad
Streber.)

q. Jch glaube an einen allmächtigen
alleinberühmtmachenden internationa-
len Konsumverein.

s. Die Deutschen haben einen hei-
ligen Berg, namens Montmartre.

6. „Das Land der Skythen mit der
Seele suchend/ (Aus: „Jphigenie in
Berlin".)

2. Iuniheft tS»3

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