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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 15 (1. Maiheft 1903)
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Steinhausen, Heinrich: Nochmals von den Begeisterungsreden
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Schultze-Naumburg, Paul: Hermann Muthesius über englische Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0160

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dung beteiligte Dcutsche noch immer lernen, was er anderswo nicht oder
nicht so lernen kann, nicht um zu geborgten Hüllen noch eine mehr hin-
zuzutun, sondern um immer lebhafter aller entstellenden, wenn auch
prunkenden Larven sich zu schämen und zu immer reicherer und be-
wußterer Entfaltung dessen zu gelangen, was ihm gegeben ist.

tseinrich Steinhausen.

ltzsrniÄNn sViutkesiAS übsr engliscks Laukunsl.*

Wenn von Hermann Muthesius bisher iin Kunstwart noch nicht
die Rede war, so war dies, wir müssen es gestehen, eine Unter--
lassungssünde. Denn es kommt selten vor, daß Verschiedene so für
dieselben Ziele kämpfen, wie er und wir, und es wird hohe Zeit,
daß unsre Leser, die MuthesiuS' Arbeiten noch nicht kennen, auf sie
hingewiesen werden. Nun trifft sich's gut, daß wir eine Reihe von
Abbildungen aus seinem neusten Werke im Kunstwart wiedergeben
dürfen, so daß sie die neulich angefangene Vorführung guter moderner
Bauten durch solche aus England fortsetzen können.

Muthesius ist Architekt und technischer Attachs der dcutschen Ge-
sandtschaft in London. Jn diesem Amt lebt er seit sieben Jahren
dort und ist ein gründlicher Kenncr der englischen Baukunst gewor-
den. Das meiste, was darüber neuerdings in deutschen Geistesbcsitz
übergegangen ist, verdanken wir ihm. Aber Muthcsius war nicht
allein Vermittler, er war vor allem auch Lehrer, ein Lehrer, der
mit dem rechten Sinn die Erscheinungen zu fassen und zu sichten
wußte und in Deutschland nie die Nachahmung englischer Bauten,
sondern stets nur die Nachahmung der Methode der Engläuder
empfahl, die besonders den Wohnhausbau auf eine so außerordent-
liche Höhe gebracht hat. Das hier in Rede stehende Werk ist ein
großes Bilderbuch in Lichtdrucktafeln, denen ein Band Text beigegeben
ist. Dieser Text unterscheidet sich darin von dem üblichen Texte von
Bildertafelwerkeu, daß man ihn lesen kann. Er ist cine interessante
Abhandlung über die geschichtliche Entwicklung dcr englischen Bau-
kunst. Und schon deshalb möchten wir Einiges daraus wiedergeben,
weil Muthesius hier zu ganz ähnlichen Schlüsscn kommt, wie wir.
Hören wir ihm also einigc Strecken weit zu.

„Wer einst die Geschichte des unsere Tage bewegenden Wieder-
auflcbens der häuslichen und gewerblichen Künste zu schreiben unter-
nehmen wird," so sagt er, „dcr wird den Beginn in der englischen Kunst
der sechziger Jahre zu suchen haben. Jn jenem Jahrzehnt liegt auch
der Anfang eines neuen Ausganges der euglischen Architektur, der
mit der kunstgewerblichen Bewegung innig zusaminenhängt. Bald
darauf, um die Wende der siebziger Jahre, spukte es in den Zcit-
schristen mächtig von einem neuen Stil, den man crwartete, ähulich
wic es vor kurzem bei uns wieder aufing zu spuken. Der alte Jrr-
tum wurdc auch hier aufgerührt, daß die Architektur eines Tages

* Hermann Muthesius, die englische Baukunst der Gegenwart.
Beispiele neuer englischer Profanbauten. (CoSmos, Verlag für Kunst und
Wissenschaft, Leipzig und Berlin.)

,25

,. Maiheft ,yoz
 
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