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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

DOI Heft:
Heft 23 (1. Septemberheft 1903)
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Schultze-Naumburg, Paul: Kulturarbeiten: unsere Dörfer
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Volkmann, Ludwig: Sprechsaal: nochmals Langes Illusionsästhetik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0629

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breitung neu. Aber auch diese Ansiedler siud doch nicht Heimatlose,
sondern sie haben ihre Geschichte und ihr Herkommen. Vornehmheit
ist die Treue gegen die Tugenden der Vorfahren. Was liegt also
näher, als daß sie die in Holz und Stein gebrachten Tugenden
ihrer Ahnen, die Formen des deutschen Bauernhauses, in Ehren halten
und sie für ihre Wohnstätten übernehmen?

Niemand, der mir bis hieher mit Aufmerksamkeit gefolgt ist,
wird auf die Jdee kommen, ich wollte ein unwürdiges Spielen mit
Bauernhausimitationen empfehlen. Gott behüte uns vor noch mehr
solchen „Schweizerhäusern" und „skandinavischen Blockhäusern", wie
sie neulich — ich weiß nicht, ob augenblicklich noch — Mode waren.
Sondern es handelt sich um das Weiterführen und Anpassen, genau
wie es Brauch die Jahrhunderte hindurch war.

Wie weit dies möglich ist, will ich im zweiten Teil dieses Bandes
über Kolonieen zu erweisen suchen.

Nun zu unsern heutigen Bildern.

Abb. 1 und 2 führen uns zwei Dorfstraßen vor, eine alte und
eine „erneuerte". Jm Buche selbst wird dem Werdegang jener alten
Dorfstraßen eingehender gefolgt. Aber auch der bloße Augeneindruck
wird jedem unbefangenen Leser und dem Beobachter unseres Landes
sagen, daß wir, kommt nicht ein Erwachen, bald unser „Dorf" ver-
loren haben werden.

Abb. 3 und 4 zeigen alte und neue Bauernhäuser. Das Gegen-
beispiel ist natürlich keine Erfindung des Bauern, sondern das Er-
gebnis unserer Baugewerkschulen. Solche Vorlagen werden dort
den Schülern als das Erstrebenswerte übergeben.

Abb. 5 und 6 zeigen alte und neue Scheunen; Abb. 7 zeigt ein
ländliches Gasthaus, das an Feiertagen von Städtern aufgesucht
wurde, mit Abb. 8 stelle ich ihm ein modernes, auf einem Dorfe
gelegenes Gasthaus, ein „Tanzetablissement", wie es sich natürlich
schön nennt, gegenüber. Schultze-Naumburg.

Kprecksaal.

jXocknials Ilauges ölllusioNsäsbkelilr.

(Unter sachlicher Berantwortung der Etnsender.)

Da Konrad Langes Entgcgnung (Kw. XVI 20/21) auf den Aufsatz
von K. O. Erdmann (Kw. XVI 16/17) zugleich Angriffe auf diesen
und auf Ludwig Volkmann enthielt, so sind wir verpflichtet, nun
auch die Antworten der angegriffenen Herren an K. Lange mitzu-
teilen. Damit muß aber die Erörterung für den Kunstwart ab-
schließen, wenn sie nicht außerhalb seines Arbeitsgebietes führen soll.

*

Konrad Lange ist mit den Gegnern seiner Jllusionsästhetik recht
unzufrieden:* er wirft ihnen nicht nur — wie natürlich und üblich —
Jrrtümer und grobe Mißverständnisse vor, er schiebt ihrer Polemik
auch niedrige Beweggründe unter. So kann er sich die Tatsache,
daß die meisten Fachpsychologen von seiner angeblich so bahnbrechen-
den Lehre von der „bewußten Selbsttäuschung" nichts wissen wollen,

* Siehe den Aufsatz »Die Jllusionsästhetik und ihre Gegner* (Kw.XVI, 20).

49S

Lunsiwart
 
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