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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 13 (1. Aprilheft 1903)
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Obrist, Hermann: Neue Möglichkeiten in der bildenden Kunst, [1]
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0038

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versicht, daß die wertvollsten produktiven Resultate nicht ausbleiben
werden. Und wird man dereinst auch noch richtig erkannt haben,
wie man bei dem unglücklichen Schüler die Lust, die Freude, die
erfindcrische Spannkraft, die schöpferische Quelle in den dekorativen
Künsten, im Ornamente, im poetischen Schmucke des Lebens wach
erhält und kräftigt, dann ist die höchste Möglichkeit erreicht, dann
erst wird sich ein herrliches deutsches Kunsthandwerk über Europa
ergießen, voll und frisch, vielseitig nnd echt wie die deutsche Musik es
ist, die eben nicht historische oder ausländische Motive endlos nach-
gemacht hat.

Wir haben also gesehen, daß solche neue Möglichkeiten abhängen
von noch ganz andern Dingen, als nur von rein künstlerischen Fragen
der Sensibilität für ein hübsches objot ä'art: daß auch hier Kräfte des
Jntellekts, der Sittlichkeit, der Liebe zum Volke eingreifen müssen
und zwar gründlich. Hermann Gbrist.

(Schlutz folgt.)

I^ose Vlarter.

Uus kklopstock uncl Llaucliu8

Borbemerkung. Die Auswahl der folgenden Gedichte will nicht so
sehr Belege zu dem im Leitaufsatze Gesagten, als solche Stellen auch im Klopstock
zeigen, deren Schönheit wir doch wohl noch heute empfinden können. Da fast
alle seine gröheren Oden für unser heutiges Gefühl zu lang sind, geben wir
mehrfach nur einzelne Strophen daraus. Bei Claudius dagegen ist nichts ge-
kürzt. Die Claudiussche Ode vom Säemann ist irrtümlich Klopstock zuge-
schrieben worden.

Gute Ausgaben ües „Messias" sowohl wie der Klopstockschen Oden und
Epigramme sind bei Reclam zu haben. Einen verbundenen Auszug aus dem
„Messias" hat Ehrenhautz t88-z bei Wunschmann in Wittenberg, ein einführen-
des „Klopstockbüchlein" hat Behrmann soeben im Verlage des „Rauhen Hauses"
zu Hamburg herausgegeben. Die beste Ausgabe von Mathias Claudius'
sämtlichen Werken (^smus omuia suu seeum portaus) ist bei F. A. Perthes in
Gotha erschienen, zweibändig kostet sie gebunden t» Mark. Von den ver-
schiedenen „Auswahlen" befriedigt uns keine recht. Es sind auch nur wenig
Gedichte von Claudius, die ihn ganz auf der Höhe zeigen. Wer Gewicht da-
rauf legt, sie in den ältesten Fassungen zu lesen, muh schon iiOder Ausgabe
von Kürschners Nationalliteratur nachschlagen.

kklop8tc>ck.

Aus der Messiade.

„Willst du die Aacht, o Göttlicher, bier ini Gebete durchwachen?

Vder verlangt dein ermüdeter Leib nach seiner Lrquickung?

Soll ich zu deinem unsterblichen lsaupt ein Lager bereiten?

Siehe, schon streckt der Sprößling der Leder den grünenden Arm aus,

Und die weiche Staude des Balsams. Am Grabe der Seber
Wächst dort unten rubiges Moos in der kühlenden Lrde.

Soll ich davon, o Göttlicher, dir ein Lager bereiten?

Ach, wie bist du, Lrlöser, ermüdet! lVie viel erträgst du
tsier ans Lrden aus inniger Liebe zu 2ldams Geschlechte!"

rs

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