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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 13 (1. Aprilheft 1903)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0048

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Noch lang am Monde kleben,
Und flehte mebr.

Der Ulond fing an zu beben,
Als hörte er.

Und denkt nun iinmer wieder
An diesen Blick,

Und scheint von hoch hernieder
Ulir lauter Glück.

Lr schien mir unternr Aranze
Ins Brautgesicht,

Und bei dem Lhrentanze;

Du warst noch nicht.

kunäsekau.

Lrterakur.

K Nataly von Eschstruth hat
ihren neuen Roman dem Kaiser wid-
men dürfen.

Die „Bären von Hohen-Esp" fesseln
alsbald durch die folgende Szene zwi-
schen der Gräfin Gundula und der
Tante Agathe. Der Graf, so sagt die
Tante herb, hat alles durchgebracht.
„Alles Blut wich aus dem Antlitz der
Gräfin. »Davon hat mir mein Mann
nieeinWortgesagt—I- »Unveranlwort-
lichl- »Herr mein Gottl ... und mein
Vermögen ...- -Vollende l- »O Tante
Agathel- »Es ist bereits verbraucht?-
Gundula krampfte die Hände in ein-
ander und nickte stumm mit dem Kopf.
»Jch erwartete es kaum anders I-, mur-
melte die alte Dame mit bitterem
Lächeln. Da hob die Herrin von Hohen-
Esp jäh das Haupt und starrte ste in
namenlosem Entsetzen an. — »Wenn
dem wahrlich so ist — wenn die Güter
verschuldet, das Kapital verbraucht und
Friedrich Karl nicht fähig ist, sich zu
arrangieren, — — was wird dann
aus meinem Sohn?- Das klang wie
ein Aufschrei."

Ergrifsen halten wir inne und sagen
uns: nach dem tadellosen Gebahren
seiner Mutter zu urteilen, die nicht
etwa mit etwas anderem, sondern
mit dem „Kopfe" nickt und ein so ein-
wandfreiesZeitungsdeutsch liefert,kann

! aus dem jungen Menschen nur ein
! Romanheld werden. Und richtig, er
gedeiht über alle Matzen edel, treu,
trutzig, sanft und wunderschön. Das
verlumpte Geld wird durch die einsame
Landwirtschaft der »Bärin*-Mutter
nahezu wiedergewonnen. Der junge
Bär ist wieder Erbe, und als er heirats-
fähig wird, geht er auf die Brautschau
in die Residenz. Da diejenige, die ihm
sein poetisches Schicksal ausgesucht hat,
aus dem Schlitten heraus vor seine
Füße fällt, da sie mit ihren flammen-
den»Nixenaugen"durchaus die Träume
verwirklicht, die „ihm oft vorgegaukelt
haben, wenn er in Journalen und in
illustrierten Werken daheim solch ein
anmutig-schönes Mädchenhaupt mit
nachdenklichen Blickey betrachtete" (das
steht wirklich im Buch), so könnte alles
in Ordnung sein. Aber Gabriele hat
schriftlich voraus erklärt, noch ehe sie
ihn auch nur gesehen, datz sie den
Bären, der nie aus seiner Burg komme,
durchaus nicht heiraten wolle, denn
er imponiere ihr nicht als ein Held
für König und Vaterland. Und ob-
wohlsie dicht neben dem Herzoge stand,
als,man denke, .hochderselbe denBären
von Hohen-Esp durch seine Ansprache
auszeichnete", bleibt sie doch charakter-
fest. Von ihrem bewutzten Zettel, der
ihm natürlich in die Hände gespielt

zo

Kutrstwart
 
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