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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 20 (2. Juliheft 1903)
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Lange, Konrad: Die Illusionsästhetik und ihre Gegner, [1]
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0455

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schauung fühlt man ganz offenbar nicht wirklich, d. h. nicht mit der
vollen Kraft, die dem dargestellten Jnhalt entspricht. Wie sollte man
auch, da man doch ganz genau weiß, daß das, was man da vor
sich gehen sieht, gar nicht wirklich geschieht? Jch behaupte sogar,
daß das bei dcm Zuschauer erzeugte Gcfühl nur ein kümmerliches
Surrogat des in der Wirklichkeit vorauszusetzenden ist. Und da die
Aufgabe der Kunst, soweit sie Genußmittel ist, unmöglich in der Er-
zeugung solcher kümmerlicher Surrogatgefühle bestehen kann, so schließe
ich anch daraus, daß beiin ästhetischen Genuß etwas anderes hinzu-
kommcn muß, nm ihn dem Menschen erstrebenswert zu machen, und
das kann nur das Lustgefühl sein, das durch den schöpferischen Akt der
Beseelung erzeugt wird. Ronrad Lange.

(Schlutz folgt.)

I^ose klätter.

Rus «oseggers Sckrikten.

Borbemerkung. Was über unsern größten lebenden Bolks-
dichter heute von uns zu sagen ist, wird an anderer Stelle dieses
Heftes gesagt, im Folgenden soll er nun selbst zu uns sprechen. Wir
geben, um ihn auf kleinem Raum doch von verschiedenen Seiten zu
sehn, zunächst eine knrze, ernste Geschichte von merkwürdig durch-
geistigtem Realismus, setzen dann einige Stellen aus dem „Gott-
sucher" nebeneinander, die Rosegger als Naturschilderer zu Wort
kommen lassen, und fügen als heiteren Schluß eine Schnurre an,
die doch mehr als eine Schnurre, die in aller Anspruchslosigkeit ein
gut Stück dichterischer Volksschilderung ist. Unsere älteren Leser wissen,
daß wir, so lange dcr Kunstwart besteht, immer wieder gerade den
anspruchsvolleren Lesern von dem dichterischen Werte seiner Schristen
erzählt haben — gegenüber dem „Volke" war das nicht nötig, das
liebte ihn läugst, unsre „Gebildeten" nur haben an ihm gut zu machen,
denn sie haben Jahrzehnte lang iu Rosegger nur deu Unterhaltungs-
schriftsteller, womöglich gar uur den zeitvertreibenden Spaßmacher
gesehn. Wie viele unter allen Deutschen, die heute schreiben, sind
aber bessere Darsteller, sind kräftigere Gestalter als er? Und wenn
schon gar nicht mit seiner Unterhaltungsschriftstellerei, so ist doch auch
mit seinem Poetentume Roseggers Bedeutung noch nicht erschöpft,
Rosegger vertritt in den deutschen Alpen tatsächlich eine bcsondere
Geistesbewegung, eine Jdeenmacht, deren Schwerpunkte in seinem
Kopf und iu seinem Herzen liegen.

Die sämtlichen Schriften unsres Dichters sind bei L. Staackmann
in Leipzig erschienen.

Mie cker ^keisenoepp geslorberi isl.

Jn meinem Vaterhause fand sich die „Lebensbeschreibung Jesu
Christi, seiner Mutter Mariä und vieler Heiligen Gottes". Ein geist-
licher Schatz von Pater Cochem.

Das war eiu altes Buch; die Blätter waren grau, die Kapitelanfünge
hatten wunderlich große Buchstaben in schwarzen und roten Farben.
Der hölzerne Einbanddeckel war an manchen Stellen schon wurm-

2. Iulibeft 190Z

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