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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

DOI Heft:
Heft 20 (2. Juliheft 1903)
DOI Artikel:
Kalkschmidt, Eugen: Vom künstlerischen Lichtbilde, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0437

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Vom Kün8tieriscben Licktbiläe.

„Eben da, wo die Photographie aufhvrt, fängt die Kunst an."
Gustav Pauli sagt es am Schlusse seiner Auseinandersetzung über
Photographie und Kunst in der Monatsschrift „Kunst und Künstler".
Dieser und Sätze ähnlichen Jnhalts, denen man immer noch begegnet,
sind doch wohl mehr aus theoretischen Erwägungen als aus den bild-
lichen Tatsachen abgeleitet, die bis heute mit Hilfe der photographischen
Kanimer entstanden sind. Denn die sind, auch Pauli muß es zugeben,
so verschiedenwertig im Ausdruck, daß man kaum umhin kann, ein-
zelnen unter ihnen bildlichen Charakter und damit auch künstlerischen
Wert zuzngestehen. Wenn sie aber künstlerischen Wert haben — und
sei es immerhin nur ein Nebenwert — so wird man sie auch nicht
außerhalb aller Kunstgrenzen stellen können. Daß dieser Wert dem
Grade nach von den unglcich stärkeren, umfassenderen Werten der
freischöpferischen Künste sehr verschiedcn ist und wohl auch stets bleiben
wird, ändert an der Tatsache nichts, daß er mit ihnen den Ursprung
und das Wesen gemein hat: auch die technischen Mittel des Photo-
graphen bieten für Anslese und Behandlung des Einzelnen so viele
Möglichkeiten, daß die Wirkung eines Lichtbildes genau wie diejenige
eines Gemäldes bedingt wird durch eine individuelle Wiedergabe der
Natureindrücke.

Wenn behauptet wird, die photographische Platte, die von
manucllen Eingriffen frei geblieben und richtig behandelt wordcn ist,
gebe stets ein unbarmherzig „treues" Abbild der Dinge, so ist diese
Behauptung falsch. Jeder Liebhaberphotograph weiß nach den ersten
drei Versuchen, daß der dunkelblaue Himmel auf dem Plattenabzng
weiß oder grau, daß die kurze Straßenperspektive schieir ins unend-
lichc verlängert erschcint oder nicht, je nachdem er sein Material ge-
wählt und angewandt, und je nachdem er seinen Standpunkt ge-
nommen hat. Die weitere Tatsache, daß es letzten Endes überhaupt
keine Objektivität in Dingen und Gedanken von Menschenhand gibt,
brauchen wir gar nicht einmal ins Feld zu führen. Es genügt voll-
kommen, daran zu erinnern, daß dnrch den photographischen Prozeß:

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2. Inlibeft tSOZ
 
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