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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 14 (2. Aprilheft1903)
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Obrist, Hermann: Neue Möglichkeiten in der bildenden Kunst, [2]
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0096

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Die Zukunft gehört dcr schöpferischen Krast in den bildenden
Künsten, der Architektur, des Kunsthandwerks, der Plastik und der
Malerei.

Diese Hoffnung ist es, die uns in noch so verwirrten Zeiten
dieses Jahrzehnts aufrecht erhalten muß. Die bildende Kunst ist be-
rufen das Leben und den Geist in der Natur uns schärfer und klarer
zu zeigen, als wir sie im gewohnten üürgerlichen Leben zu sehen
vermögen. Sie hat alles, was des Menschen Seele an Freude, Leid,
an Qual nnd Schmerz kennt, alles, was sie an Schönheit für das
kommende Menschengeschlecht hofft, im Gegensatze zur Poesie, die es
mit dem Worte, der Musik, die es mit den Tönen tut, sichtbar Zu
machen durch Form und Farbe, Zeichnung, Bcwegung, Aufbau und
Ausdruck. Das ist ja die wahre und noch kaum geahnte Mission
der bildenden Künste: Sie sollen uns vorahnend zeigen, wie wir die
traurigc bürgerlichc Wirklichkeit veredelnd umschaffen müssen, auf daß
es weniger mühselig werde zu leben als jetzt.

Vereinigen wir uns, das ganze Volk, Bürger, Fürsten, Kritiker,
Städte, Gelehrte, Frauen und bildende Künstler aller Gattungen und
erfüllen wir diese Mission gemeinschaftlich.

Noch sind wir zerstreut wie die gespreizten Finger einer Hand,
deren jeder nur kraftlos drücken kann. Vereinigen wir sie zu einer
Faust und es könnte cin Hammer werden, der die Prosa des Lebens
ins Wanken brächte.

I.08S klätter.

kisrnarclrs Reäen uncl 8ckrit1en.

Vorbemerkung. DieReden Bismarcks sind in dreizehnBänden
zn je einer Mark bei Reclam erschienen. Philipp Stcin, der Heraus-
geber, hat außer den geschichtlich verbindenden Zwischcnbemerkungen
auch ein Kapitel über den „Redner" Bismarck geschrieben und jedem
Bande für sich, am Schlusse allen zusammen Namen- und Schlag-
wortverzeichnis mitgegcben. Die Ausgabe ist gut und bietet mehr,
als der Durchschnittsleser verlangen wird. Verlangt er sämtliche
Reden, so wird er zu den zwölf Bänden (je 10 Mark) greifen müssen,
die Horst Kohl verarbeitet hat. Daß die „Gedanken und Er-
innerungen" bei Cotta in Stuttgart für 20 Mark zu haben sind,
bedarf nach ihrem außerordentlichen Erfolge kaum der Erwähnung.
Bei Cotta sind auch Bismarcks „Briefe an die Braut und
Gattin" (7.50 Mk.) erschienen. Der verhältnismäßig wohlfeile Band
von 600 Seiten enthält auch einige charakteristische Bildnisse des
Kanzlers und seiner Frau. Schriftcn mehr apokrypher Art sind
die Gesprächsaufzeichnungen von Poschinger und Moritz Busch, sie
konnten wegen Mangel an Raum in unseren Proben nicht berücksich-
tigt werden. Die „T a g e b u ch b l ä t t e r" Buschs (Grunow, Leipzig,
3 Bde. 25 Mark) haben zur Zeit ihres Erscheinens viel von sich reden
gemacht, vielfach nicht in gutem Sinne. Aber es sind hunderte von
Charaktcrzügen unter diesem Material, die das Zeichen der Echt-
heit für jeden, der mit dem Stoffe auch nur einigermaßen vertraut
ist, deutlich an sich tragen, und die ausgedehnten Eigenbrödeleien

2. Aprilheft 1AOZ

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