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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 18 (2. Juniheft 1903)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0347

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H o r i z o n t.

Riesenberge sah ich steigen
Keck dem üimmel zu,

Um ihr ksauxt den Molkenreigen,
Leuchtend Firn und Fluh.

Aber all ihr mächtig Schcinen,
Aetherhell besonnt,

Gab ich gerne um den einen,

Um den großen, stillen, reinen
Meereshorizont.

Meiner Lseimat ^ügel neigen
Sich ins Dämmerlicht,

Ihre schlichten Linien steigen
In die wolken nicht.

Doch dahinter steht ein Scheinen,
Abendlich durchsonnt,

Und ich ahne sern den einen,
Unermeßlich großen, reinen
Weltenhorizont.

S x r u ch.

Brich kein Zweiglein an dem ksag,
Ghne dranzudenken,

Daß es seinen letzten Tag
welkend dir muß schenken;

Daß es auf der ganzen Flur
So wird keins mehr geben,

Daß du jede Freude nur
Linmal kannst erleben.

Nirgend mehr ein Sonnenschein ...

Nirgend mehr ein Sonnenschein,

Alles grau und still,

Kaum ein Blatt noch rauscht darein,

Das zur Lrde will.

Kühle Lust und müde Ruh.

Alles geht so hin,

Langsam, klaglos, immerzu —

Ich so mittendrin.

Freudenarm und leidessatt
Ist mein bserz und still —

Nur zuweilen rauscht ein Blatt,

Das zur Lrde will.

2- Iuniheft 1903

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