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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 21 (1. Augustheft 1903)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0536

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die Mitteilungen des Scharfrichters
in die Form eincs Sensationsromans
gegossen, rvie er spannender, über-
raschender und unterhaltender selbst
aus seiner berühmten Feder noch nicht
geflossen ist und der unter dem Namen:

Milbelrn Reinäel

der S charfrichter v. Magdeburg
oder

Die Opfer des Schaffotts
die deutsche Leserwelt in Fluge er-
obern mirdl

Ja, im Fluge! Das, sehr geehrter
Herr Kollege, fühlen Sie wohl jetzt schon,
trotzdem Sie nur Titel und Jdee
kenncn. Aber wer das Vorwort des
Romans einmal gelesen hat, wer mit
dem Verfasser das Scharfrichterhaus
zu Magdeburg betreten, Wilh. Reindel
und seine Familie kennen gelernt hat,
wer sich dann in die ersten Kapitel
versenkt und die Personen lieben und
leiden sieht, deren Schicksal mit dem
des düstren Helden des Werkes ver-
flochten ist, der steht unter dem
Banne des hochinteressanten
Volksromans, der wird Sie, gc-
ehrter Herr Kollege, bitten, ihm das
Werk bis zu Ende und zwar möglichst
schnell zu licfern.

Ein Ansturm auf das Sammel-
material kann bei einer so sensationellen
Erscheinung nicht ausbleibenl — Sie
werden daher wissen, was Sie sofort
tun müssen, um sich das glänzende
Geschäft von tdvs zu sichern."

Eine Ankündigung über das neueste
Werk, behandelnd Alexandcrs und
Dragas Tod, liegt uns beim Schrciben
dieser Zeilen auch schon vor, und wem
bei der Sacho selber immer noch nicht
schlecht geworden ist, den kann diese
ihre Ausschlachtung übel machen. Also
Annonce im Fachblatt:

6ute Geclanken kinclen sickl

Triest,ttJunilS02, toUhr-tsMin.
Telegramm des Schriftstellers an
A. Weichert:

„Lelgracler Uönigsniorcl, glän-
rencler kiornan. Okferiere!"

Telegramm der Firma A. Weichcrt an
den Schriftsteller:

„Berlin, t'- Juni, ,t Uhr ,7 Min.

Affäre Serbien bietet
Dtoff zu Roman erstcn
Ranges, grötzter Schlager
dcr Gegenwart. Bitte sofort zu
schreiben. Rechne auf das Bestc
Jhrer Feder."

Am ,t- Juni tsos, zwischen ,, Uhr
vormittags bis ,t Uhr nachts, trafen
67 Depeschen aus allen Teilen Deutsch-
lands und Oesterreichs bei A. Weichert,
Berlin ein, die in die Jnhaltsangabe
zusammenzufassen sind:

8erben-kornan, von Ikreni
Ijause niit kekannter 8cknellig-
keit uncl llulanL kerausgegebön,
rvürcle clie buckkänctleriscke 8en-
sation cles Iakres uncl ckas
glänrenclstr Sesckäkt rverclen.
Sehr geehrter Herr Kollegc! Sie
selbst werden den gleichcn
Gedanken gchegt haben, als
Sie tieferschüttert das gerade-
zu beispiellos geschichtliche
Ereignis vernahmen (ist dieser
Satz durch irgend einen Satiriker
zu übertreffen?): Den Königsmord
in Belgrad, Tod Alexanders und
Dragas, Palast-Revolution, sq Tote,
zahllose Verwundete. Ein StaatS-
streich ohnegleichen. Jedes dieser
Worte verbürgt für sich allein
ein Geschäft! Trotz der warmen
Jahreszeit habe ich mich entschlossen,
dem Buchhandel diese unvergleichliche
Gelegcnheit, in der stillen Zeit ein
leichteS, müheloses und grotzartigcs
Geschüft zu machen, zu bicten, getreu
meinem Grundsatz, stets das Wirk-
samste und Zugkräftigste auf den
Büchermarkt zu bringen. Hundert-
tausende von Lesern warten jetzt, geradc
jetzt, da anscheinend nichts Jntcressan-
tes geboten werden kann, auf eine
gute, spannende Lcktüre. — Bringen
Sie Jhren Knnden den sensationcllcn
Zeitroman: Draga Maschin, das
VerhängniS von Serbien oder Der

,. Angiistbest tSos

»7Z
 
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