plumpen Lächeln, und dann sagt man: „Seht, welch ein braver
Mann!" Armes Jtalien! armes Jtalien, von solchen Leuten mit
Füßen getreten zu werden! Aber dies Aergernis soll nicht dauern.
Jch muß notwendig die kleinen Fürsten und die skandalösen Repu-
bliken: Florenz, Siena, Lucca, stürzen; dann benutze ich die Ara-
gonesen, die Franzosen, die Deutschen, was ich nur zur Hand habe;
aber endlich wird der Tag leuchten, wo die heilige Kirche als All-
herrin dicse Elenden unter doppeltem Verschluß in die Wüste ein-
sperrt, die der Himmel ihnen zum Vaterlande gegeben hat.
Der Kardinal. Eure Heiligkeit hat in Wahrheit alles vor-
trefflich vorbereitet! Heinrich VIII. von England auf Frankreichs
Küstcn losgelassen; Ferdinand die Pyrenäen bedrohend.
Julius II. Und ich verhandele und verhandele immerfort mit
Ludwig; während ich ihu treffe, ihn beunruhige, halte ich ihn hin,
ich mache ihn glauben, daß wir uns werden verständigen künnen;
mit der einen Hand schleudere ich den Bann auf ihn und seine Ver-
bündeten, die Bösewichte, mit der andern hätschele ich ihn! . . . Jch
will ihn vernichten!
Der Kardinal. Und hier — da wollen fünfzehntausend
Schweizer kommen!
Julius II. Und mein Neffe Marcantonio Colonna hat sich
cin Heer geschaffen; ich habe ein zweites für mcinen Francesco Maria
von Urbino ausgehoben. . . Alles gcht leidlich gut. . . Ja, aber
wenn eben jetzt die Franzosen mich überrumpeln, so ist das ein Un-
gefähr, das vieles verderben kann! Jch bin ein wenig leichtsinnig
hierher gekommen.
Der Kardinal. Ein wenig unvorsichtig.
Julius II. Wo ist die Zeit, vorsichtig zu sein? Jch muß
rasch handeln, um viel zu handeln. Wenn ich nicht auf mein Glück
zählen soll, will ich mich lieber um nichts kümmern. Geh, sieh', ob
der Graf nicht zurückkommt.
-i-
(Bologna. Der Palast. Julius II., in seinem Lehnstuhl, seinen
Stock zur Hand; der Kardinal von Pavia, der Kardinal Regino,
der Bischof von Gurk, Michelangelo, Graf Giovanni Francesco Pico.)
Julius II. Dieser Aufruhr hält an? Jmmer noch Geschrei?
Bist du toll, Regino? Habe ich nicht schon Befehle gegeben?
KardinalRegino. Allerheiligster Vater, die Schweizer haben
zweimal angegriffen und sind zurückgeschlagen worden.
Julius II. Kavallerie und zwei Donnerbüchsen! Lauft!
Wenn der Spektakel andauert, gehe ich selbst. (Kardinal Regino geht
ab.) Er ist ein wenig schlaff, der gute Mann. Graf Pico, wenn
die Zeit auch nvch nicht da ist, wo Chaumont Antwort haben sollte,
so gehst du doch und kehrst zu ihm zurück.
Der Graf. Ja, allerheiligster Vater.
Julius II. Du sagst ihm, daß ich in alles willige, da ich
nicht in der Lage sei, irgend etwas zu bestreiten, und daß ich ihn,
zum Beweise meiner Aufrichtigkeit, bitten lasse, mir den Vertrag in
der Fassung und Stilisierung wie er sie wünscht, zuzusenden. Sieh'
zu, daß du bei jedem Artikel Lärm schlägst und die Dinge in die
t. Septemberheft tdor
SOI
Mann!" Armes Jtalien! armes Jtalien, von solchen Leuten mit
Füßen getreten zu werden! Aber dies Aergernis soll nicht dauern.
Jch muß notwendig die kleinen Fürsten und die skandalösen Repu-
bliken: Florenz, Siena, Lucca, stürzen; dann benutze ich die Ara-
gonesen, die Franzosen, die Deutschen, was ich nur zur Hand habe;
aber endlich wird der Tag leuchten, wo die heilige Kirche als All-
herrin dicse Elenden unter doppeltem Verschluß in die Wüste ein-
sperrt, die der Himmel ihnen zum Vaterlande gegeben hat.
Der Kardinal. Eure Heiligkeit hat in Wahrheit alles vor-
trefflich vorbereitet! Heinrich VIII. von England auf Frankreichs
Küstcn losgelassen; Ferdinand die Pyrenäen bedrohend.
Julius II. Und ich verhandele und verhandele immerfort mit
Ludwig; während ich ihu treffe, ihn beunruhige, halte ich ihn hin,
ich mache ihn glauben, daß wir uns werden verständigen künnen;
mit der einen Hand schleudere ich den Bann auf ihn und seine Ver-
bündeten, die Bösewichte, mit der andern hätschele ich ihn! . . . Jch
will ihn vernichten!
Der Kardinal. Und hier — da wollen fünfzehntausend
Schweizer kommen!
Julius II. Und mein Neffe Marcantonio Colonna hat sich
cin Heer geschaffen; ich habe ein zweites für mcinen Francesco Maria
von Urbino ausgehoben. . . Alles gcht leidlich gut. . . Ja, aber
wenn eben jetzt die Franzosen mich überrumpeln, so ist das ein Un-
gefähr, das vieles verderben kann! Jch bin ein wenig leichtsinnig
hierher gekommen.
Der Kardinal. Ein wenig unvorsichtig.
Julius II. Wo ist die Zeit, vorsichtig zu sein? Jch muß
rasch handeln, um viel zu handeln. Wenn ich nicht auf mein Glück
zählen soll, will ich mich lieber um nichts kümmern. Geh, sieh', ob
der Graf nicht zurückkommt.
-i-
(Bologna. Der Palast. Julius II., in seinem Lehnstuhl, seinen
Stock zur Hand; der Kardinal von Pavia, der Kardinal Regino,
der Bischof von Gurk, Michelangelo, Graf Giovanni Francesco Pico.)
Julius II. Dieser Aufruhr hält an? Jmmer noch Geschrei?
Bist du toll, Regino? Habe ich nicht schon Befehle gegeben?
KardinalRegino. Allerheiligster Vater, die Schweizer haben
zweimal angegriffen und sind zurückgeschlagen worden.
Julius II. Kavallerie und zwei Donnerbüchsen! Lauft!
Wenn der Spektakel andauert, gehe ich selbst. (Kardinal Regino geht
ab.) Er ist ein wenig schlaff, der gute Mann. Graf Pico, wenn
die Zeit auch nvch nicht da ist, wo Chaumont Antwort haben sollte,
so gehst du doch und kehrst zu ihm zurück.
Der Graf. Ja, allerheiligster Vater.
Julius II. Du sagst ihm, daß ich in alles willige, da ich
nicht in der Lage sei, irgend etwas zu bestreiten, und daß ich ihn,
zum Beweise meiner Aufrichtigkeit, bitten lasse, mir den Vertrag in
der Fassung und Stilisierung wie er sie wünscht, zuzusenden. Sieh'
zu, daß du bei jedem Artikel Lärm schlägst und die Dinge in die
t. Septemberheft tdor
SOI