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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 24 (2. Septemberheft 1903)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0713

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Eine einsame Gasse zwischen zwei Gartenmauern, die jetzt ver-
schwunden ist, führte zu einem kleinen Hause nnd Gärtchen, das eben-
falls verschwunden ist, und in diesem Hause am Dippoldiswalder
Schlage — er ist auch nicht mehr vorhanden — lebte der Einnehmer
Ephraim Böttger mit sciner braven Frau und meiner Auguste. Und
sie alle Drei sind nun auch schon seit vielen Jahren verschwunden,
nnd nur die Liebe ist geblieben und ein liebes, liebes Erinnern.

tbuävvig Rick1er8 ^kriekeri ari Georg Migancl.

1. 7. 36.

Der Gegenstand nämlich macht am Ende ein Bild nicht grade
interessant, sondern vielmehr die Auffassung des Gegenstandes. Jst
die interessanteste Scene ohne Leben dargestellt, so hat sie auch da-
mit ihr größtes Jnteresse verloren; und das ist die Ursache warum
einen die meisten Werke, welche jetzt im Stahlstich herauskommen,
so kalt lassen. — Von gleicher Art war das Werk, nach welchen
Sie beide Blätter haben stechen lassen. Es war eine Knabenarbeit,
die ich im 14—15ten Jahre gemacht habe, und ohne Karakterisierung,
ohne poetische Auffassung, blos auf die gewöhnliche Weise zusammen-
getragen. Der Englische Zeichner hat nichts anderes daraus machen
können, als es vollends ins englische übersetzen. — Allen Stahlstichen
fehlt Karakter, so auch hier. Z. B. das Prebischthor ist mit schönen
Kiefern umgeben, hier sind nur Bäume im Allgemeinen; die Figuren
— eine Hauptwürze der romantischen Landschaft — sehen aus wie
wir sie auf französischen, spanischen, italiänischen oder russischen Ge-
genden wiederfinden. — Welch andren Reiz müßten jene Gegenstände
darbieten, wenn sie die Oertlichkeit aufs Treueste karakterisierten, wenn
zugleich die Figuren auf eine Weise mit in die landschaftliche Dar-
stellung verflochten werden, daß man dadurch zugleich ein Bild des
Volkslebens gewinnt. — Letzteres besonders ist noch nie versucht wor-
den, aber es gehört dazu ein Landschafter, der wirklich poetischen Sinn
hat, der im Figurenzeichnen sehr bewandert ist, und solche giebt es
nicht viel, oder sie verwenden ihre Kräfte anf andre Kunstleistungen.

Jch hatte vor 8 Jahren die Jdee, die schönsten Gegenden Deutsch-
lands in Verbindnng des Volkslebens, so das Land u. Volk u.
Sitte sich zugleich darstellten, in einem radierten Werke herauszu-
geben, inzwischen kam der Stahlstich auf, u. ich fand keine Zeit zur
Ausführung, u. gab die Sache auf.

Jhr Werk machte mir die frühere Jdee wieder lebendig, u. ich ge-

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