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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 2
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Berger, Ernst: Römische Wachsmalerei zu Goethes Zeit, [2]: ein Beitrag zur Geschichte der Maltechnik
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Zum Kapitel "Malgründe"
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Haltbarkeit moderner Oelgemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0012

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 2.

maniera con cera mischiata con Turpentin di
Venetia. justicia, ma li panni solo." (Das Bild,
Hoffnung, nur mit Wachs. Die beste Art ist
Wachs mit venetianischem Terpentin gemischt.
Die Justizia, nur die Gewandung [mit Wachs ge-
malt]).
Eine Kopie des ebengenannten Bildes, Hoff-
nung, erscheint in ähnlicher Art gemalt. Darüber
gibt die folgende Notiz Aufschluss:
„Aug 1779- Hope, my own copy, first oi),
then Venice Turpentine cera, vermillon white and
black, poi varnished with Venice (turpcnt.) and
cera. Light red and black thickly varnished." Er
begann hier also mit Oelfarben, malte dann mit
Wachsfarben weiter und firnisste mit in venetia-
nischem Terpentin gelöstem Wachs.
In solcher Weise, mit einigen Varianten, sind
dann noch die Porträts von Lord und Lady
Spencer, Mr. Weyland, Mrs. Mordaunt, Mrs. Morris,
Mrs. Sheridan usw. und auch sein eigenes in
Florenz gemaltes Porträt ausgeführt.
Dass weder Goethe noch Hofrat Reiffenstein
in ihren Aufschreibungen von der obigen Art der
Wachsmalerei etwas erwähnen, erklärt sich daraus,
dass bezüglich dieser Malweise die Ansichten im
Hinblick auf die antike Enkaustik entgegengesetzt
waren. Reiffenstein gehörte zu jenen, welche sich
eine Enkaustik ohne wirkliches Einbrennen nicht
vorstellen konnten und deshalb der Lösungsart
des Wachses durch ein ätherisches Oel abgeneigt
waren. Wie ad hoc angestellte Versuche zeigten,
lässt sich der gleiche Effekt mit beiden Systemen
erzielen. Für Oelmalerei angewendet, hat sich die
Zugabe von Wachs zu den Farben sogar bis auf
den heutigen Tag erhalten, denn wir malen de
facto nicht mit Oelfarben, sondern mit Oelwachs-
farben. Die Anfänge dieser Uebung reichen dem-
nach in die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts,
in die Zeit von Goethes römischem Aufenthalt,
zurück.
Zum Kapitel „Malgründe"
teilt uns die Firma A. Schutzmann in München
noch folgendes mit:
Es wird nicht unangebracht sein, von Zeit zu Zeit
in diesen Blättern auf die verschiedenen Arten von
Malleinen hinzuweisen, welche dem Künstler beim Ein-
kauf zur Verfügung stehen.
Man kann ruhig behaupten, dass jeder Art von
Malerei, jeder Technik und jedem Wunsche in bezug
auf Gewebe, Korn und Abtönung in der Fabrik von
A. Schutzmann Rechnung getragen wird, so dass es
kaum notwendig erscheint, dass Künstler mit Selbst-
präparieren ihre kostbare Zeit opfern.
Der von der Firma vor ca. 20 Jahren zum überhaupt
ersten Male gebrachte „Halbkreidegrund", bekannt unter
dem Namen „Viktoria-Halbkreidegrund", hat seit
dieser Zeit seine in ihn gesetzten Erwartungen glänzend
erfüllt. Er war auf dem Gebiete der Malerleinen-
fabrikation (die bis dahin nur wachstuchartige glatte
Oelgründe hervorbrachte) sozusagen bahnbrechend, weil
er nur das Notwendigste an Grundierung enthält und

so die natürliche Körnung des Gewebes beibehält.
Dem in den 80er Jahren vollzogenen Umschwung in
der Richtung der Malerei entsprechend wurden dann
auch die „Viktoria-Oel- und -Kreidegründe" mager ge-
halten und können so für jede Art Technik verwendet
werden.
Professor von Lenbach liebte einen warmen,
grauen, massig saugenden Kreidegrund auf mittlerem
Fadenkorn und gestattete der Firma A. Schutzmann
eine derartig präparierte Leinwand als „Lenbach-
Leinwand" in den Handel zu bringen.
Professor von Stuck bevorzugt einen weniger
saugenden, für Temperamalerei geeigneten, graubraunen
Grund und starkes DriHichgewebe, ähnlich der alten
Venezianer, welches der Firma A. Schutzmann unter
dem Namen „Prof. Stuck-Leinen" geschützt ist.
Es wird ein Eigelbleinen für Weimarfarbe, ein
Temperaleinen mit Harzuntergrund (also ohne jedes
Leimbindemittel), ein Albumingrundleinen usw. usw.
fabriziert, Grundierungen, welche von hervorragenden
Technikern und Praktikern empfohlen sind und sich
in jahrelanger Praxis bewährt haben.
Wer also in den einschlägigen Geschäften nach
diesen Spezialitäten frägt, wird gewiss das für seine
Technik passende Material finden.
Auch in den Preisen gibt es Abstufungen in Hülle
bei der Mannigfaltigkeit der verschiedenen Gewebe-
arten und Breiten.
Dass freilich bei dem von der Firma mit alter
Treue festgehaltenen Prinzip des für diese Fabrikation
einzig und allein richtigen Handbetriebes keine
Schleuderware entstehen kann, ist selbstverständlich,
darf aber auch keine Rolle spielen, wenn es sich um
Herstellung bleibender Werte handelt, was ja gewiss
jeder Künstler erstrebt.
Die Firma liefert nur an Händler und ist das
Schutzmannsche Fabrikat durch Stempel auf der Rück-
seite kenntlich gemacht.

Haltbarkeit moderner Oelgemälde.
Man schreibt uns aus Düsseldorf:
Es dürfte bekannt sein, dass die Firma Günther
Wagner einen Wettbewerb zur Erlangung von mit
ihren Fabrikaten hergestellten Bildern ausgeschrieben
und 25 000 Mark dafür ausgesetzt hat, um „die Wirkung
der Pelikan-Künstlerfarben in vielseitiger Praxis dauernd
beobachten zu können". Das ist an sich sehr schön
und mancher Maler wird froh sein, eine mit wenig
Kosten hergestellte Arbeit mit einem Preise aus-
gezeichnet zu sehen, aber auch die Firma dürfte dabei
ein gutes Geschäft machen und gleichzeitig eine vor-
treffliche Bildersammlung erwerben! Neu ist der Ge-
danke nur der Form nach. Dem Wesen nach dasselbe
hat die Firma Dr. Fr. Schönfeld & Co. in Düssel-
dorf schon vor 50 Jahren getan, indem deren Besitzer
eine Sammlung von mit ihrem Material gemalten Bildern
angelegt hatten. Etwa 500 (fünfhundert) Werke, darunter
viele von ersten Künstlern, zeigen die Güte und ab-
solute Zuverlässigkeit des Oelfarbenmaterials, die ur-
sprüngliche Frische und tadellose Erhaltung der Farbe,
die im Laufe der 30—50 Jahre weder Risse noch Sprünge
aufweist. Einen Teil der Sammlung, bestehend aus etwa
125 Meisterwerken der Düsseldorfer Künstler, hat
Kommerzienrat Dr. Schönfeld der Gemäldegalerie zum
Geschenk gemacht, so dass jedermann Gelegenheit ge-
geben ist, die Farben der Schönfeldschen Fabrik in
ihrer Wirkung und ihrem Verhalten Jahrzehnte nach
ihrem Gebrauch beobachten zu können. C. M.
 
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