München, 9. Jan. 1911.
Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint <4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.
YH.Jahrg. 9r. 8.
Inhalt: Neu! Eiiido-Farben! Von **,), — Die Geschichte der Maitechnik in der neueren Literatur. Von
E. Berger. (Schiuss). — Ueber Leimsorten des Handeis.
Neu! EiHdo-Farben!
Von * * *
In einem die „Lichtechten Teerfarbstoffe"
überschriebenen Artikei (s. V. Jahrgang, Nr. 8)
ist gesagt: „Die Zeit ist nicht mehr ferne, und
eines Tages können wir uns gefasst machen, dass
unsere Farbenchemiker Aniiinfarben lichtecht
hersteiien und die Künstler eines Tages mit
soichen Farben maien werden." Und am Schlüsse
hiess es: „Die Teerfarben sind vor unserer Tür.
Von ihren Eigenschaften wird es abhängen, ob
wir sie hereinlassen oder nicht." Was vor zwei
Jahren als möglich vorausgesagt wurde, ist in-
zwischen zur Wahrheit geworden. Die Firma
Dr. Karl König G. m. b. H., Malfarbenfabrik in
Düsseldorf, hat neuestens ein Sortiment von Maler-
farben aus lichtechten Teerfarbstoffen in den
Handel gebracht, welche letzteren auf ihre Ver-
wendbarkeit zu künstlerischen Zwecken von dem
Leiter des chemischen Laboratoriums der Kgl.
Akademie der bildenden Künste zu Charlotten-
burg, Herrn Prof. Dr. Täuber, nach längerer Be-
obachtungsdauer geprüft wurden (s. Täuber: „Ver-
gleichende Prüfung verschiedener Pigmentfarben
auf ihre Brauchbarkeit in der Malerei, insbesondere
in der Kunstmalerei", VI. Jahrgang dieser Blätter,
Nr. 18—2 1). Zu diesen Proben diente eine Reihe
der von unseren ersten deutschen Aniiin- und
Farbenfabriken neuestens als Farblacke (zu Malerei-
zwecken, für Tapetendruck usw.) hergestellten
Teerfarben. Die Resultate waren insofern über-
raschend, als Täuber bei einigen dieser Farben
eine grössere Lichtbeständigkeit konstatieren
konnte, als sie die für die gleiche Farbennuance
gewöhnlich gebrauchte Malerfarbe aufwies. Gleich-
zeitig unterzog er auch die bisherigen Körper-
farben einer Kontrolle, so dass er eine Palette
für Künstlerfarben aufstellen konnte, die allen
Forderungen zu entsprechen geeignet ist. Danach
sind neben schon bekannten lichtbeständigen Pig-
menten: Neapelgelb, Kadmiumgelb, Kadmiumrot,
Kobalt- und Ultramarinblau, hauptsächlich die
folgenden, zumeist neuen Teerfarbstoffe von aus-
reichender Lichtbeständigkeit befunden worden.
Für Gelb: Indanthrengelb G und R,
Indanthrenorange,
Pigmentechtgelb (als Lasurfarbe).
Für Rot: Permanentrot 2 G extra,
Indanthrenbordeaux,
Pigmentscharlach ß B (als Oelfarbe),
Thioindigorot (als Wasserfarbe).
Für Blau: Indanthrenblau S und G,
Säurealyzarinblau.
Grün entsteht durch passende Mischungen
von gelben und blauen Pigmenten.
Einzelne dieser Farben sind Fabrikate der
Badischen Anilin- und Sodafabrik, andere stammen
von den Höchster Werken oder von den Farb-
werken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld u. a.
Es ist ein entschiedenes Verdienst der Firma
Dr. Karl König G. m. b. H. in Düsseldorf, die Idee
aufgegriffen zu haben, den Künstlern eine Palette
genügend geprüfter Teerfarbstoffe zusammen-
zustellen, die vom hellsten Gelb über Orangerot,
Blaurot, Grün bis Dunkelblau und Violett führt.
Durch geeignete Zwischentöne sind im ganzen
25 Farben zur Verfügung, die unter der allge-
meinen Bezeichnung „Eilido" in den Handel ge-
bracht sind. Noch jeder, mit dem ich über
„Eilido"-Farben sprach, fragte: Was bedeutet das
„Eilido"? Und ich konnte nur erwidern, was von
der Firma auf eine bezügliche Anfrage geantwortet
wurde: Der Name „Eilido" hat keine besondere
Bedeutung, es ist ein Warenzeichen.
Obwohl es manchem Maler lieber wäre, die
wirklichen Substanzbezeichnungen der Farben
zu kennen, wird man es begreiflich finden, wenn
die Fabrik aus geschäftlichen Rücksichten dies