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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 10
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Mai, Johann: Autographische Zeichnungen zur Vervielfältigung im Steindruck, [2]
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Zur Pflege der Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0044

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Münchner kunsttechnische matter.

Nr. 10.

grünlicher Färbung ganz besonders für allerlei Zeich-
nungen geeignet, da selbst die feinsten Striche auf
diesem Papier ieicht auf Stein übertragbar sind. Des-
gleichen -ist das präparierte Pauspergament für auto-
graphische Zeichnungen in Rollen von 20 m Länge,
100 und 138 cm Breite zu empfehlen. Ausserdem ist
noch das extradicke Autographiepauspapier in Rollen
von io m und einer Breite von 143 cm für kräftige
und feine Zeichnungen vorzüglich geeignet.
Ich habe hier nur die stärkeren Sorten mit Namen
angeführt, weil dünne Sorten durch die autographische
Tinte wellig werden und das Hotte Zeichnen wesent-
lich verhindern.
Die Striche, die man mittels der autographischen
Tinte auf dem Papier zieht, sollen nicht zu dünn, aber
auch nicht klecksig ausfallen, weil diese, wie schon
erwähnt, bei der Uebertragung auf Stein breitgequetscht
werden. Kleine Fehler müssen mit einem guten Radier-
gummi entfernt werden, wobei der Gummi öfter über
ein rauhes Papier gerieben werden muss, um das an-
haftende Fett abzureiben, denn es darf keine Spur von
Fett auf dem Zeichenpapier Zurückbleiben, da sonst
die ganze Radierfläche auf dem Stein als Schmutz
auftreten würde.
Von grossem Vorteil ist es, wenn die Zeichnungen
möglichst ohne grössere Unterbrechungen fertiggestellt
und umgehend der Steindruckerei übergeben werden,
indem die Tinte in den feineren Strichen nach längerer
Zeit vertrocknet und dann sehr schwer auf den Stein
sich übertragen lässt.
Alle Schattenlagen dürfen nur in Strichmanier her-
gestellt sein, denn verwaschene Schattierungen, wie
sie bei gewöhnlichen Tuschzeichnungen üblich sind,
müssen vermieden werden, da derartige autographische
Zeichnungen völlig unbrauchbar zur Uebertragung und
Vervielfältigung sind.
So wichtig wie das Papier bezüglich seiner Güte
für das gute Gelingen autographischer Uebertragungen
ist, ebenso wichtig ist die Beschaffenheit und Güte
der autographischen Tinte, und der Zeichner soll nie-
mals irgendeines der vielen minderwertigen Fabrikate
verwenden, die als autographische Tinte in den Papier-
und Schreibwarengeschäften anzutreffen sind. Zum
grössten Teil sind diese Präparate unsachgemäss zu-
sammengestellt oder durch zu langes Lagern, haupt-
sächlich aber durch Frost, längst zersetzt und verdorben,
so dass sie selbst für gewöhnliche Schriftautographien
untauglich sind.
Die besten autographischen Tinten sind wie die auto-
graphischen Papiere nur aus den erwähnten Druckerei-
fachgeschäften zu beziehen, da sie dort erstens nach
bewährten Vorschriften erzeugt und zweitens so ge-
lagert und versendet werden, dass ein Verderben der
Tinten ausgeschlossen und folglich ein Misslingen der
Zeichnungen nicht zu befürchten steht.
Die Eigenschaften solcher Tinten sind etwa die
folgenden:
1. sie Hiessen leicht aus der Feder, weil sie
ziemlich dünnflüssig sind,
2. sie halten sich durch Jahre unverändert, wenn
sie vor Frost behütet, gut verkorkt gehalten
und mit keiner Feder in Berührung kommen,
die mit gewöhnlicher Schreibtinte verunreinigt
wurde.
Da die Farbe dieser Tinten bräunlich ist, lassen
sich die autographischen Zeichnungen auf den auto-
graphischen Papieren nicht immer gut beurteilen, wes-
halb man die Tinte entweder selbst schwarz färben
oder schwarze Autographietinte beziehen kann, was
ich nur empfehle. Die Schwarzfärbung der Tinte ge-
schieht nämlich mit fetter lithographischer Tusche,
doch ist die Behandlung der letzteren zur Vermischung

mit der Tinte etwas umständlich, weshalb ich der käuf-
lichen schwarzen Autographietinte den Vorzug gebe.
Das Vorzeichnen oder das Ziehen von Linien u. dgl.
mit Bleistift auf den präparierten autographischen
Papieren hat keinerlei nachteiligen Einfluss, doch ver-
wende man dazu etwas härtere Bleistifte bester Sorte.
Schliesslich will ich noch bemerken, dass die
Zeichner während des Arbeitens stets ein reines weisses
Papier unter die rechte Hand legen, damit nicht durch
die direkte Berührung des sehr fettempfänglichen Auto-
graphiepapiers eine Verunreinigung durch Handschweiss
stattfindet, die nach der Uebertragung auf den Stein
den früher erwähnten „Schmutz" verursacht.
Die fertige autographische Zeichnung wird mit
einem entsprechend grossen Blatt, also nicht gefetteten
oder geölten Seidenpapiers bedeckt und so entweder
flach auf eine Pappe gespannt oder auf eine Holzrolle
gewickelt, gut Umschlagen und verpackt der Stein-
druckerei zugesandt. In dieser Weise ist sie vor nach-
träglicher Verunreinigung oder dem Verscheuern der
gezeichneten Striche genügend gesichert.
(„Werkstattstechnik", Berlin.)
Nachtrag:
In Anschluss an einen früheren Artikel erhielten
wir folgende Zuschrift:
In Nr. 3, VILJhrg. der „Münchner kunsttech-
nischen Blätter" weist Herr Johann Mai auf das
Werk „Grundformen der gebräuchlichsten Schriften"
hin. Heft 2—3 ist nur vorrätig. „Heft 1 ist vergriffen
und nicht mehr lieferbar" teilt mir Klimsch & Co. mit.
Vielleicht ist diese Nachricht für Kollegen wichtig, die
das Werk bestellen wollen.
H. Gräfe, Kgsb. i. P.
Zur Pilege der Denkmäler.
In Angelegenheit der Fleckenbildung am Moltke-
denkmal zu Bremen, einer erst vor kurzem auf-
gestellten Schöpfung von Prof. H. Hahn (München),
lesen wir in den „Bremer Nachrichten":
„Einem Wunsche der Bürgerschaft entsprechend
hat der Senat die Kunsthistorische Kommission mit
einem Berichte über die dem Moltkedenkmal durch
den Tropfenfali vom Turme der U. L. Frauenkirche
etwa entstehenden Schädigungen und die eventuell
erforderlichen Schutzmassregeln beauftragt. Wie die
genannte Kommission nunmehr berichtet hat, sind
von den anscheinend beschmutzten Stellen der Ober-
fläche des Denkmals Proben entnommen und genauer
Prüfung unterworfen worden. Von den Sachverstän-
digen wird den Flecken irgendwelche Bedeutung nicht
beigemessen, zumal sie mit der Zeit, wenn die gesamte,
aus Kalkstein gefertigte Statue eine dunklere Ober-
fläche erhält, unauffällig werden. Ebenso geht das
einstimmige Urteil der Sachverständigen dahin, dass
es genüge, das gesamte Denkmal nicht anders zu be-
handeln als die übrigen bremischen Steindenkmäler,
die von Angestellten des Bauwesens regelmässig ge-
reinigt werden. Mit der Zeit werden die äusseren
Flächen des Kalksteins dichter und fester, so dass
die schon jetzt minder auffällig gewordenen Flecken
mehr und mehr an Bedeutung verlieren. Eine Ueber-
dachung des Denkmals würde nach der Ansicht der
Kunsthistorischen Kommission, wenn sie völligen Schutz
gewähren solle, aus ästhetischen Gründen sich ver-
bieten, wenn aber nur in diskreter Weise angebracht,
einen Schutz nicht gewähren."
Die hier berührten Fragen beschäftigte auch die
Versammlung des Vereins für Denkmalspflege, worüber
uns ein ausführlicher Bericht in Aussicht gestellt ist.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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