Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

DOI Heft:
Nr. 19
DOI Artikel:
Andés, Edg.: Seltener verwendete trocknende Oele
DOI Artikel:
"Flamuco"-Künstler-Oelfarben
DOI Artikel:
Patentanmeldung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8o

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 19.

Stäbchens, und die Arbeiter verstehen es, ausser-
ordentlich kunstvolle Muster mittels der zu feinen Fäden
ausgezogenen Masse herzustellen. Das Gewicht solcher
,.wasserdichten Stoffe" für Bekleidungszwecke ist zu
gross, doch werden auch viele Gebrauchsgegenstände
hergestellt, die lebhaften Absatz finden. Neben seiner
Geeignetheit als Linoleummasse (Schmiermittel für
Leder*).soll das Produkt auch als Bindemittel für
Glas- und Steinwaren verwendbar sein, und die damit
gekitteten Gegenstände können nur durch Einlegen
in Terpentinöl wieder getrennt werden. Leider sind
diese Oele bis jetzt nicht oder nur mit grossen Mühen
zu beschaffen.
Sonnenblumenöl. Die Gewinnung von Sonnen-
blumenöl aus den Samen der Sonnenblumen (Helianthus
annuus), aus Mexiko stammend, aber in unserem Klima
überall fortkommend, bildet im südlichen Russland,
wo sie in grossem Massstabe auf Aeckern als Nutz-
pflanze gebaut wird, einen sehr bedeutenden Industrie-
zweig. Es wird berichtet, dass in Jekaterinodar und
Armavir die grössten Fabriken sind, die jährlich
4\'., Mill. Pud Samen zu Oel im Werte von 3'/,, Mill.
Rubel und von Mill. Rubel für die Kuchen ver-
arbeiten. Ausserdem bestehen in Armavir noch acht
Fabriken mit je 230000 bis 300000 Rubel Jahresumsatz
für Oel und 88000 bis 200000 Rubel für die Pressrück-
stände. Der Preis des Oeles wird zwischen 4 und 8 Rubel
pro Pud (i6'/g kg) schwankend angegeben, das sind
ungefähr 30—100 Mk. pro 100 kg, so dass das Oel nur
bei seinem tiefsten Preisstande und wenn Leinöl sehr
teuer ist, Aussicht hätte, in der Firnisfabrikation Ver-
wendung zu finden.
Bei der ersten Pressung gewonnenes Sonnen-
blumenöl bildet eine blassgelbe, klare, neutral reagie-
rende Flüssigkeit, welche als gutes Speiseöl, insbeson-
dere bei der Bereitung von Fastenspeisen, dient; das
Oe! der zweiten Pressung ist etwas dunkler gefärbt
und eignet sich als Kienöl zur Firnisfabrikation („Ann.
Chim. anal, appliq." 1901, Nr. 6, S. 166), während es
in der Seifenfabrikation weniger gut dienen kann, da
es sich sehr schwer verseift und nur eine weiche
Seife liefert. Aus den trockenen Kernen (enthülst)
lassen sich etwa 15°^ Oel gewinnen, so dass die Samen
etwa 32°j„ davon enthalten.
In der allerletzten Zeit hat sich J. Petrow mit der
Untersuchung der Verwendbarkeit von Firnissen aus
Hanföl, Leinöl, Mohnöl und Sonnenblumenöl (russischer
Provenienz) befasst. Er ermittelte, dass rohes Sonnen-
blumenöl mit 2"/, harzsaurem Mangan in 23 Stunden,
gekochtes Oel mit 2°/„ harzsaurem Mangan in 20 Stun-
den, rohes Oel und gekochtes Oel mit 2"/. leinöl-
saurem Mangan in 13 Stunden auf Glas festtrocknete,
dass aber alle Anstriche, selbst nach längerer Zeit,
eine gewisse Klebrigkeit zeigten. Nach seiner Ansicht
ist Sonnenblumenölfirnis wegen seines langsamen Trock-
nens nicht verwendbar, bestreitet dabei aber nicht,
dass sich aus dem Oel, wie auch aus anderen trocknen-
den Oelen, verwendbare Firnisse herstellen lassen, wenn
andere Mittel und Wege ergriffen werden.
Zedernussöl aus Zedernüssen, den Samen resp.
Nüssen der sibirischen Zeder (Pinus cembra, Zirbel-
kiefer, die auch in den Alpen und Karpathen ver-
kommt), welche im Süden Sibiriens mächtige Wälder
bildet. Die ausführlichsten Mitteilungen über dieses
Produkt verdanken wir Leo v. SchmöHing (Protokoll
des St. Petersburger polyt. Vereins, „Seifensieder"
1902), der ein etwa 1 Jahr altes Oel aus Werchne-
Urtinsk in Transbaikalien untersuchte; er fand das
Oel von goldgelber Färbung mit mildem, angenehmen
Geschmack und deshalb in Sibirien ausschliesslich als
Speiseöl verwendet. In kaltem Alkohol, Schwefel-
'-—- t

kohlenstoff und Benzol löst sich das Oel nur sehr
schwer, in Petroleumäther, Chloroform, Aceton und
Amylalkohol schon bei gewöhnlicher Temperatur in
jedem Verhältnis. Der Gehalt der Nüsse an Oel ist
sehr gross und .wird mit 30"/, angegeben, v. Schmöl-
ling benutzte das Oel zur Herstellung von Firnis, in-
dem er solches mit 5"/„ Manganborat 4 Stunden lang
auf 140 — 150" C erwärmte; gleichzeitig wurde in der-
selben Weise ein Firnis aus Leinöl bereitet. Die
Trockenzeiten waren: Zedernussöl-Firnis 48 Stunden
(das Trocknen begann nach 46 Stunden), Leinöl-Firnis
24 Stunden und ersterer war dickflüssig, in der Be-
schaffenheit an geblasenes Oel erinnernd. Ein solcher
Firnis ist allerdings für Anstrichzwecke nicht brauch-
bar, doch darf nicht übersehen werden, dass v. Schmöl-
ling zu grosse Mengen Trockenmittel anwendete und
wahrscheinlich auch zu lange Zeit erhitzte. Eine sach-
verständige Hand würde hier wohl die richtigen Ver-
hältnisse bald ermitteln und schliesslich werden ja
leicht verdickbare Oele immer geschätzt. Friedländer
meint, die Verdickung des Oeles, bei der mit Leinöl
fast gleichen Jodzahl, sei auf eine Polymerisation der
Fettsäureradikale zurückzuführen, die ja auch im Lein-
öl beim Erhitzen auf hohe Temperaturen mit und ohne
Trockenmittel sich vollzieht.
Selbst wenn den vorgenannten Oelen auch nur
eine lokale Bedeutung zukommt, bieten dieselben den
Lack- und Firnisfabrikanten so viel Interessantes, dass
man sich eingehender mit denselben beschäftigen sollte;
auch chinesisches Holzöl war ursprünglich ein seltenes
Produkt und es dauerte Jahre, ehe man mit der Art
der Behandlung sich zurecht fand. Edg. Andes.
„Flamuco"-Künstler-Oeliarben.
Die Firma Vereinigte Farben- und Lack-
fabriken G. m. b. H., München (Zentrale: München;
Fabriken: Augsburg, Strassburg i.E., Rheinhafen, Stutt-
gart, Nürnberg, Wels [Ob.-Oesterr.J, versendet Pro-
spekte ihrer unter der Bezeichnung „Flamuco" neu in
den Handel gebrachten Fabrikate, und zwar von:
,,Flamuco" -Künstler-Oelfarben, „Flamuco"-
Dek oratio ns - Oelfarben, ,,Flamuco "-Stu-
dien-Oelfärben, „Flamuco"-Liebhaber-Oel-
farben in Tuben.
Es heisst dort:
„Diese unter Verwendung der feinsten Rohstoffe
mit ätherischen Harzölen hergestellten Oelfarben
dürften allen Anforderungen genügen, welche an die
Güte wirklich erstklassiger Tubenölfarben gestellt wer-
den. Der Umstand, dass wir uns seit langen Jahren
mit der Herstellung von Farben befassen, sowie die
Gewinnung eines bestbewährten Fachmannes für diesen
Fabrikationszweig bieten im Verein mit der Leistungs-
fähigkeit unseres Hauses eine Gewähr für gewissen-
hafteste Herstellung und gediegenste Qualität der
.Flamuco'-Tubenfarben."
Die Entnahme kostenloser Proben erfolgt auch in
den Münchener Verkaufsstellen der Firma: Dachauer-
strasse 42, Goethestrasse 4, Rumfordstrasse 30, Türken-
strasse 40, oder auf Verlangen auf dem Postwege. Die
Leser der „Münchner kunsttechnischen Blätter" werden
hierdurch auf die obige Neuheit aufmerksam gemacht.
Patentanmeldung.
Eine Flüssigkeit zur Entfernung alten Lackes oder
Firnisses von Oelgemälden hat der Münchener Bilder-
restaurator MeroRubini, Schellingstr. 46 zum Patent
angemeldet, unter 22 g. R. 3:445.


Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig.
 
Annotationen