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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 12
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Berger, Ernst: Raehlmanns neueste mikrochemische Analysen und die Technik der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0053

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Inhalt: Raehlmanns neueste mikrochemische Analysen und die Technik der römisch-pompejanischen Wand-
maierei. Von Ernst Berger. (2. Fortsetzung.) — Zum Artikel: Die Geschichte der Maltechnik in der
neueren Literatur. Von Prof. Dr. Eibner. — Für die Disziplin in der Kunst. — Pinsel und Palette
der ältesten Maler.

Raehlmanns neueste mikrochemische Anaiysen und die Technik der römisch-
pompejanischen Wandmalerei.
Von E. Berger. (2. Fortsetzung.)
Wer sich, wenn auch nur flüchtig, mit maltechnischen Dingen befasst hat, wird nach Durch-
sicht obiger Untersuchungen pompejanischer Malerei sich sagen: „reine" Freskomalerei ist das
nicht, sondern viel eher eine Malerei mit Bindemittel, also eine Art Tempera auf geglättetem Stuck-
grund. Aber welche Bindemittel könnten dazu geeignet sein? Wie war es zusammengesetzt, dass
es die Jahrhunderte in feuchter Erde überdauern konnte, da nach den Annahmen von Autoritäten,
wie z. B. O. Donner, Tempera in feuchter Lage sehr bald zerfällt und ihre Bindekraft einbüsst?
Auch Raehlmann hat sich diese Fragen gestellt und hat dem „Medium der pompejanischen
Wandfarbe" einen besonderen Abschnitt gewidmet (S. 83 f.). Er untersuchte die mittels der Salz-
säure von der Unterlage des Stuckes und von jeglichem kohlensauren Kalk befreiten Farbschichten
und fand bei genauerer Analyse, dass kleine glasähnliche Teilchen die Grundmasse der Malschicht
bildeten, die er mit Bestimmtheit nach mikrochemischen und mikroskopisch-optischen Befunden als
Bimssteinpulver erkannte. Diesem Bimssteinzusatz scheint in der alten pompejanischen Technik
eine doppelte Rolle zugeteilt gewesen zu sein, denn nach seinen chemischen Bestandteilen sei er
eine Substanz, die mit Kalk einen natürlichen Zement von grosser Dauerhaftigkeit gebe. Ueber-
dies muss nach den Befunden Bimsstein vielfach als Grundmasse oder als „Substrat" zur Herstellung
einzelner Pflanzenfarbstoffe gedient haben, wozu er durch sein Röhren- und Lückensystem sehr ge-
eignet ist. Bimssteinpulver zu färben, sei sehr einfach, und nach dem Trockenwerden der gefärbten
Bimssteinstücke Hessen sie sich zu Pulver zerreiben und besonders für Fresko gut verwenden (S. 85).
Auch Chaptai habe in einem pompejanischen Laden gefundene Farben chemisch analysiert
und als Weiss „ein Pulver aus feingeriebenem Bimsstein" gefunden.
Ueber das eigentliche Bindemittel der Malschicht äussert sich Raehlmann dahin, dass
nach dessen charakteristischem Verhalten in der Glühhitze, dem Gerüche nach verbranntem
Horn, mit aller Bestimmtheit die Anwesenheit eines stickstoffhaltigen Körpers (Eiweiss
oder Leim) erwiesen sei. Die Ueberzugslage zeigte sich in ganzer Dicke verkohlt. Nach den
wiederholten Untersuchungen schien es ihm, dass „das Bindemittel bei dieser Malerei viel
Eiweiss enthalte", also kann von „reiner" Freskomalerei nicht die Rede sein, und Raehlmann
weist mit Recht auf die Eigenschaft gewisser eiweisshaltiger Stoffe hin, die imstande sind, sich „mit
Kalk und Kalksalzen zu einer Art von Kalziumalbuminat in Form von besonders festen zementartigen
Verbindungen zu vereinen".
Aus der Zusammenfassung der Resultate seiner Untersuchungen, die auf S. 91 des Werkes
zu ßnden sind, hebe ich folgende Stellen hervor:
Da heisst es unter $:
„Fast ohne Ausnahme konnten in jeder Wandfarbe und auch in den Schichten
der Malerei organische Beimischungen festgestellt werden."
Spricht das etwa für „reine" Freskomalerei bei den Alten?
 
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