Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Die neuen Teerfarben
DOI Artikel:
Literatur / Anfragen und Beantwortungen / Notiz der Schriftleitung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0052

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. :t.

4S

Nachschrift:
Wir glauben im Sinne vieler den Wunsch hier an-
fügen zu sollen, dass Herr Dr. Krais die beabsichtigten
Versuche auch auf die Verwendbarkeit der neuen Teer-
farben zu Zwecken der Wandmalerei in Verbindung
mit kalkhaltigen Bindemitteln ausdehnen möge. Da-
bei wäre auch auf die Eigentümlichkeit einzelner Teer-
farben Rücksicht zu nehmen, dass sie „durchschlagen",
d. h. durch die Uebermalungsfarben durchdringen. So
war eine prachtvolle rote Teerfarbe („Granatrot") auf
Kalkgrund gut zu brauchen. Sie vernichtete aber alle
Ueberzugsfarben.
Hier sei noch bemerkt, dass zu den von Herrn
Dr. König berührten Versuchen nicht die Eilido-Oel-
farben, sondern Eilido-Wasserfarben gedient hatten.
Literatur.
Dr. Fritz Schider, Plastisch-Anatomischer
Handatlas für Akademien, Kunstschulen
und zum Selbstunterricht. III. Auflage, be-
arbeitet von Dr. M. Auerbach und Prof.
F. v. Stuck. Verlag von Seemann & Co.
Leipzig i$o8. (Preis geb. 16 Mk.)
Die 3. Auflage des Schiderschen Handatlasses hat
gegen die beiden voraufgehenden manche wesentliche
Veränderungen erfahren. Beim Vergleiche dürfte zu-
nächst die andere Anordnung des Stoffes auffallen.
Es wurde Wert darauf gelegt, alles Zusammengehörige
auch möglichst zusammenzustellen und innerhalb der
einzelnen Gruppen vom Einfachen zum Komplizierten
fortzuschreiten. Taf. t —16 sind dem Skelett und den
Gelenken gewidmet; Taf. 17 zeigt die allgemeinen Be-
griffe der Muskellehre und daran anschliessend bringen
Taf. 18 u. 19 die Muskeln von Kopf und Hals; hier
schien auch der geeignetste Ort, die Sinnesorgane des
Kopfes einzureihen, denen die Taf. 20 gewidmet wurde.
Die Rumpfmuskulatur ist dargestellt auf den
Taf. 21—37, und zwar dergestalt, dass zunächst Tafeln
der genauen Anatomie gewidmet sind, denen sich eine
grössere Zahl vop Stellungs- und Bewegungsstudien
anschliessen. In gleicher Weise ist die Muskulatur
des Armes (Taf. 38—64) und des Beines (Taf. 65—83)
behandelt, wobei auch die Form von Hand und Fuss
die gebührende Berücksichtigung fand.
Hautfalten und Grübchen zeigt Taf. 84, während
die Taf. 83—88 die Proportionen des Erwachsenen
und des Kindes behandeln.
Der 3. Auflage ganz neu eingefügt wurde die
plastische Anatomie des Weibes und des Kindes
(Taf. 89—97), sowie ein direkter Vergleich des männ-
lichen und weiblichen Körpers in den Ansichten von
vorn, von der Seite und von hinten (Tafel 92—94). Bei
den Aktstudien (Taf. 98—117) wurde eine ganze An-
zahl alter Zeichnungen entfernt und durch Bewegungs-
studien F. v. Stucks ersetzt.
Ausser dieser Neuordnung und Erweiterung des
Stoffes wurden aber noch manche andere Veränderungen
getroffen. So wurde bei Bildern, die sich nur auf die
Oberfläche des Körpers beziehen und bei denen mög-
lichst objektive Wiedergabe verlangt werden musste,
der photographischen Darstellung ein weiter Spielraum
gewährt; so z. B. bei den Tafeln der Sinnesorgane, den
Handstudien, der Hautfalten und Grübchen, der Pro-
portionen des weiblichen und kindlichen Körpers.
Endlich wurden sehr viele Figuren und ganze Tafeln,
die in bezug auf Kontur und Bewegung in den alten
Auflagen viel zu wünschen übrig Hessen, ganz neu ge-
zeichnet. Besonders angenehm dürfte dies auffallen
bei den Bewegungsstudien des Rumpfes (Taf. 33—36),
des Armes (Taf. 56 u. 60), des Schultergelenks (Taf. 38 u.
39) und des Beins (Taf. 79 u. 80). Dass endlich eine

ganze Reihe von Tafeln vollständig entfernt und durch
ganz neue ersetzt wurden, sei nebenbei noch kurz an-
gedeutet; umgezeichnet oder neu eingefügt wurden im
ganzen etwa 38 Taf.
Der Text ist im wesentlichen unverändert ge-
blieben. Abgesehen von den Aenderungen, die durch
die Neuanordnung der Tafeln bedingt waren, wurden
ihm beigefügt kurze Abschnitte über die Proportionen,
die Anatomie des Weibes und diejenige des kindlichen
Körpers.
Ob die im Voraufgehenden besprochenen Aende-
rungen und Neuerungen auch eine Verbesserung
bedeuten, kann natürlich in einem Autorreferat nicht
entschieden werden; verursacht wurden sie durch die
Erfahrungen, die ich bei meinen Vorlesungen über
plastische Anatomie an der Technischen Hochschule
zu Karlsruhe im Laufe der Jahre gemacht habe.
Prof. Dr. M. Auerbach.
Anfragen und Beantwortungen.
Fr. S., Heidelberg. — In Ihrer Anfrage wegen
der Restaurierung eines Gemäldes bemerken Sie:
„Es ist ohne hohen Kunstwert und ich möchte es
daher nicht einem Restaurator übergeben. Ich habe
auch schon verschiedene alte Bilder mit gutem Erfolg
wieder aufgefrischt, aber dieses ist in einem so deso-
laten Zustand, dass es gründlichere Massnahmen ver-
langt. Es ist im Jahr 182: auf eine rohe Eisenplatte
gemalt und hat im Laufe der Zeit verschiedene Firnis-
schichten von z. T. gewöhnlichem Möbellack erlitten.
Diese habe ich gut entfernen können; aber der
Brüchigkeit der Farbschicht habe ich durch das
Schminkesche Restaurierungsmittet, das sonst immer
gut gewirkt hat, nicht begegnen können. Ich dachte
jetzt die Platte zu erwärmen und die Farbschicht wieder
aufzupressen. Man bügelt doch mitunter Bilder, die
sich vom Untergrund lösen, wieder fest. Halten Sie
das für zweckmässig? Wie bald könnte man das Bild
wieder firnissen, nachdem es jetzt mit dem Erweichungs-
mittel getränkt und an abgebröckelten Stücken nach-
gemalt ist.
Hierauf als Antwort:
Ohne die Schäden selbst zu sehen, lässt sich schwer
raten, was da zu machen ist. Das Bügeln dient bei
Leinwandbildern zur Befestigung der Farbschicht
auf dem Grunde, wobei gleichzeitig die aufstehenden
Farbenteile niedergedrückt werden; aber in Ihrem
Falle ist die Eisenplatte der Grund und vermutlich hat
die sich im Laufe der Zeit darauf gebildete Rostschicht
die Auflockerung der Oelfarbe bewirkt. Da Sie die
Malerei bereits mit dem „Erweichungsmitte!" (Restau-
rierungsmittel von Schminke?) behandelt haben, würde
ich Ihnen raten, wenn es nötig ist, diese Prozedur zu
wiederholen, eventuell die Malschicht mit Kopaiva-
balsam und Terpentinöl (zu gleichen Teilen) zu über-
streichen, dann bis zum Mattwerden der Oberfläche
zu warten (d. h. bis sich alles gut eingezogen hat) und
am nächsten Tag erst zu bügeln. Aber das Eisen (wie
solches die Hutmacher benützen!) muss in heissem
Wasser abgeschreckt sein, und auf die Malerei bzw.
die zu bügelnde Stelle legen Sie ein mit Leinöl frisch
geöltes glattes Papier. Dann vorsichtig (!) glätten,
anfangs sehr leicht drücken! Das Firnissen der Malerei
kann erst erfolgen, wenn sich die Oberfläche gut trocken
anfühlt. B.
Notiz der Schrittleitung.
Um den Hauptartikel nicht allzusehr zu zer-
stückeln, wird diese Nummer ausnahmsweise in
doppeltem Umfange zur Ausgabe gebracht.
Die Schriftleitung.
 
Annotationen