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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 6
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Die Chancen des Deutschen Farbenbuches, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0025

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München, 12. Dez. 1910.

Behage zur „Werkstatt der Kunst " (E.A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

TH. Jahrg. Nr. 6.

Inhalt: Die Chancen des Deutschen Farbenbuches. Von D. H. (Fortsetzung). — Die Geschichte der Mai-
technik in der neueren Literatur. Von E. Berger. (Fortsetzung.) — Das Reform-Ateiier. Von
Dr. Heinrich Pudor. — Literatur.

Die Chancen des Deutschen Farbenbuches.
Von D. H. (Fortsetzung.)

Die neuere Farben- und Lackindustrie ist un-
gemein rührig im Erfinden von sog. Speziali-
täten; sie erieichtert es dem Verarbeiter ungemein,
indem sie für alie möglichen Zwecke schon fertig
angeriebene Farben, schon gebrauchsmässig zu-
bereitete Firnisse und zu den niedrigsten Preisen
anbietet. Früher musste der Maler oder An-
streicher sich seine Firnisse selbst kochen, seine
Spachtelfarben selbst reiben, jeder Geselle ver-
stand alle die Hantierungen, die der Werkstatt-
betrieb mit sich brachte. Jetzt ist dies nicht
mehr nötig. Selbst das einfache, früher allgemeine
Leimkochen für die Zimmermalerei lallt nunmehr
weg, da es eine ganze Menge von sog. Kalt-
leimen gibt, die einfach mit den Staubfarben an-
zureiben nötig ist. Die Zahl solcher Spezial-
mittel vermehrt sich zusehends Und damit zugleich
die der Surrogate für alle im Malgewerbe un-
entbehrlichen Materialien. Heutzutage gilt doch
die Parole: Nur billig! Wenn die Arbeit nur so
lange gut aussieht, bis sie vom Bauleiter über-
nommen ist, dann ist die Hauptsache erreicht!
Gegen die Verbilligung der Materialien, Ein-
führung von Spezialitäten und die Surrogate lässt
sich gewiss nichts einwenden. Sie sind heute
unentbehrlich, und zur praktischen Prüfung der
auf den Markt gebrachten „Neuheiten" sind die
Untersuchungsämter der Malerverbände ins Leben
gerufen. Was wird da nicht alles angeboten,
und unter Bezeichnungen, aus denen man auf den
Inhalt wahrlich keinen Schluss ziehen kann! In
dem Anzeigenteil der Malerzeitungen wimmelt es
von solchen Namen auf -it, -nit, -al und -il, dass
es fast unmöglich ist, nur die Namen in acht zu
behalten.
Unter den Bleiweiss-Ersatzmitteln habe ich
notiert: Silvretta-Weiss, Fassadon-Oelfarbe, Oel-

wetss, Cathenia-Weiss, Albano!, Candor, Leukaion,
Blenda, Grisdora-Weiss, Diamantweiss, Kalma-
weiss. Solcher Farben mit Lack gemischt als
sog. Emaillefarben oder Japanfarben gibt es
eine ganze Menge, z. B. Japonica, Japanol, Japanin,
Japan Email, Limonit, Porzellanit, Ripolin, Rivalin,
Schwanenweiss, Moenusweiss, Edelweiss, Takowol,
Eclatin, Satinette usw.
Lacke und deren Ersätze führen mitunter die
Namen: Favorit, Elector, Protektor, Exterior, In-
dustrial, Elegantin, Eleminol, Citol, Protectoün,
Vitralin, Luzolin, Omniol, Fulavex, Zonca, Pyra-
minol, Nipo, Mattinol, Kampolin, Rapid, Hermelin,
Herbolin usw. usw.
Man beachte die Wahl der Namen! Meist
stehen sie mit dem Material in irgendeiner Ideen-
verbindung, aber oftmals muss man fragen, was
das Wort wohl bedeuten mag. So ist das zu-
letzt erwähnte „Herbolin" eine Schutzmarke oder
ein sog. Warenzeichen für einen Weisslack der
Lackfabrik Herbig-Haarhaus. „Meyrolin" ist ein
Bleiweissersatz der Firma Meyerfeld-Köln genannt.
„Eberol" sind Fabrikate der Firma Eberlein, „He-
follco" (!) sind Lacke von Hessel, Foll & Co.
genannt, „Hawevo" die Marke für Herrn. Wölüng
in Vohwinkel!
Allerlei Zusammensetzungen bieten die jetzt
vielbesprochenen Terpentinersatzmittel (das echte
Terpentinöl ist sehr teuer geworden), z. B. Da-
pentin, Terpentane, Patent-Turpentine, Solvent
Naphta, Sangajol, Trockit, Maiköl, Tannol, Vera-
Terpentinol, Lareco, Pentapinon, Antiterp usw.
Leinölersatz- und Harttrockenöle gibt es eine
Menge; hier nur ein paar Namen: Fussbodeneum(!),
Eburit, Luminit, Citol, Protektolin, Velodur, Best-
mixtulin(!), Leinin, Esparit, Ko-La-Li-Nit, Linusit,
Tersol, Siresit, Faktor, Leinolack, Tresolin,
 
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