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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 7
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Die Chancen des Deutschen Farbenbuches, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0029

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München, 26. Dez. 1910.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint )4tägig unter Leitung von Maler Ernst Berger.

YH.Jahrg. Nr. 7.

Inhatt: Die Chancen des Deutschen Farbenbuches. Von D. H. (Schiuss). — Die Geschichte der Maitechnik
in der neueren Literatur. Von E. Berger. (Fortsetzung.) Literatur.

Die Chancen des Deutschen Farbenbuches.
Von

Soiite das „Farbenbuch" in dem Sinne, wie
es projektiert ist, einmal zustande kommen, dann
ist wenigstens zu wünschen, dass es den Kreisen,
für die es in erster Linie bestimmt ist, auch die
Vorteile bringt, die sie sich davon erhoffen.
Von den Vorteilen, die in den Konsumenten-
kreisen von der Herausgabe des „Deutschen Farben-
buches" erwartet werden, gibt am besten die im
letzten Jahre gelegentlich des $. Süddeutschen
Malertages zu Regensburg beschlossene Resolution,
die gleichlautend auch in Elberfeld auf der Tages-
ordnung stand, einen guten Begriff.
Die Resolution lautet:
Der Süddeutsche Malertag" nimmt Kennt-
nis von den „Gewohnheiten" und „Gebräuchen",
die im Handel mit Farben, Oclen, Lacken und
sonstigen Malmaterialien zum Schaden der
Konsumenten bestehen.
Der Malertag ist überzeugt, dass die Be-
seitigung der in der Herstellung, im Handel
und in der Verarbeitung der Farben und Mal-
materialien vorhandenen Missstände nur durch
die Herausgabe eines „Deutschen Farbenbuches"
erzielt werden kann. Er bedauert lebhaft, dass
die Verbände der Produzenten, insbesondere
der „Verband Deutscher Farbenfabriken", bei
der Schaffung des „Deutschen Farbenbuches"
kein Entgegenkommen gezeigt und dadurch
die Herstellung desselben bisher gehindert
haben. Der Malertag ersucht daher die Leitung
des „Süddeutschen Malermeisterverbandes", ge-
eignete Mittel und Wege zu suchen, um durch
die Macht der Organisation
!. die baldige Herstellung und Herausgabe
eines „Deutschen Farbenbuches" zu er-
möglichen und

D. H. (Schluss.)
2. die Beschaffung guter, einwandfreier
Farben, Oele, Lacke und sonstiger Mal-
materialien zu angemessenen Preisen zu
vermitteln.
Man sieht daraus, dass der springende Punkt
(oben unterstrichen) die Schädigung der Konsu-
menten ist, die in den „Gewohnheiten" und „Ge-
bräuchen" des Handels ihre Ursache haben, und
dass aus diesem Grunde die Herausgabe des
„Deutschen Farbenbuches" beschleunigt werden
musste, um die vorhandenen „Missstände" zu
beseitigen.
Ausser der Herstellung und Herausgabe des
genannten Farbenbuches fordert der Malertag von
der Leitung der grossen Meisterverbände, dahin
zu wirken, dass „durch die Macht der Or-
ganisation die Beschaffung guter, einwandfreier
Farben, Oele, Lacke und sonstiger Materialien
zu angemessenen Preisen" ermöglicht werde.
Hier kommt deutlich zum Ausdruck, was die
Konsumenten anstreben: gutes, einwandfreies
Material zu entsprechenden, d. h. billigen Preisen
zu erhalten. Niemand wird diese Forderung un-
billig finden; man wundert sich beinahe, dass die
grossen Malermeisterverbände nicht schon längst
aus eigenen Mitteln, wie es heisst „durch die
Macht der Organisation", die Missstände zu be-
seitigen trachteten, indem sie selbst durch Ein-
kaufsgemeinschaften sich einwandfreies Material
(Farbe, Oele, Lacke) beschafften oder in eigenen
Fabriken hersteliten. Heutzutage wäre dies auch
gar nicht so schwer, da mit Geldmitteln alles zu
erreichen möglich ist. Die 12 000 „organisierten"
Malermeister Deutschlands brauchten nur je nach
ihrem Jahresbedarf an Farben und Materialien
2 — 500 Mk. Anteilsscheine zu übernehmen und
ein Kapital von 2—3 Millionen stände zur Ver-
 
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