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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 4
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Die Chancen des Deutschen Farbenbuches
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0017

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Inhalt: Die Chancen des Deutschen Farbenbuches. Von D. H. — Geschichte der Wandmalereien des Domes

zu Aachen. Von Paul Gerhardt, Düsseldorf. (Schluss.) — Literatur.

Die Chancen des Deutschen Farbenbuches.
Von D. H.

Wer mit einigem Interesse den seit etwa 5 Jahren
zwischen Maiern und Farbenfabrikanten geführten
Kampf für und gegen das „Deutsche Farben-
buch" verfolgt, wird kaum einen Jahrgang eines
Fachjournals, deren in Deutschland gewiss ein
Dutzend besteht, in die Hand nehmen, ohne auf
Artikel zu stossen, die sich mit dem Stande der
Arbeiten, mit Protokollauszügen, programmatischen
Vorschlägen u. dgi. beschäftigten. Hier noch ein-
mal darauf aufmerksam zu machen, ist müssig,
da in diesen Blättern (V. Jahrg. Nr. 23 vom 6. Sep-
tember 1909) sowohl über Zweck und Ziele des
Farbenbuches, als auch über die darin zur Ab-
handlung kommenden Gegenstände Genaueres zu
finden ist.
Die Vorgeschichte der hauptsächlich die grossen
gewerblichen Malerbetricbe berührenden Bewegung
hängt mit den Missständen zusammen, die sich
im Laufe der Jahre im Verkehr zwischen den
Konsumenten und Händlern bezw. Farbenfabri-
kanten eingeschlichen hatten, und die darin zum
Ausdruck kamen, dass vielfach minderwertiges
Material zu Anstrichzwecken verkauft und ver-
wendet wurde und dass es in bezug auf Qualität
den gestellten Erwartungen nicht entsprach. Hand
in Hand damit ging das Verlangen der Konsu-
menten, d. i. der Maler und Anstreicher, mög-
lichst billige Farben geliefert zu erhalten, damit
sie imstande wären, billiger zu arbeiten oder
durch niedrigere Kostenvoranschläge für zu über-
nehmende Arbeitsleistungen die Konkurrenten aus
dem Felde zu schlagen. Diesen Wünschen zu
genügen, mussten Farbenhändler und -fabrikanten
Mittel und Wege suchen, einerseits durch ver-
billigende Zusätze die Farbenmenge zu vermehren
(sog. Strecken der Farben), andererseits durch
zwar anfänglich farbenkräftig scheinende Zurich-
tung mit Teerfarben mindere Qualitäten zu ver-

bessern (sog. Schönen), oder aber durch Surro-
gate als Ersatz der teuren Farben billige Ware
zu liefern.
Auf dem Münchener „Kongress zur Bekämpfung
der Farben- und Malmaterialienfälschungen" 190$
wurde eine besondere „Kommission" gewählt, die
weitere Vorschläge zu erstatten hatte, und da
man auf die Mitarbeit der Fabrikanten Wert zu
legen Grund hatte, diese jedoch nicht als „Fäl-
scher" bezeichnet werden wollten, wurde die
„Kommission zur Bekämpfung von Missständen
in der Herstellung, im Handel und in der Ver-
arbeitung der Farben und Malmaterialien"*) ins
Leben gerufen. Schon in der ersten Sitzung dieser
Kommission (München 1906) tauchte die Idee auf,
eine Liste der Farben und Rohmaterialien für
die Mal- und Anstrichtechnik unter dem Titel
„Deutsches Farbenbuch" herauszugeben, das nach
dem Vorbilde des deutschen „Nahrungsmittel-
buches" beschaffen sein und für Fabrikanten, Händler
und Konsumenten bindende Normen bieten sollte.
Man einigte sich dahin, vor allem die Farbenliste
sämtlicher im Handel und im Gebrauche befind-
lichen Farben und Malmaterialien, Oele und Fir-
nisse aufzustellen und dabei auf die genaue Nomen-
klatur all dieser Materialien besonders Wert zu
legen. Es wurde ferner vorgeschlagen: I. dass
die altbekannten und gebräuchlichen Farbennamen
unter keinen Umständen für andere Farbstoffe oder
für Surrogate verwendet werden dürfen, 2. dass
alle Mal- und Anstrichfarbstoffe des Handels,
welche die Namen der alten echten Farbstoffe
tragen, auch stets vollkommen „technisch rein"
zu liefern sind, während bei den anderen Farben
(Mischfarben mit Fantasiebezeichnungen) ange-
geben werden solle, ob sie gemischt, verschnitten
*) Später umgeändert in „Verband der Farben-
interessenten".
 
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