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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 10
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Berger, Ernst: Raehlmanns neueste mikrochemische Analysen und die Technik der römisch-pompejanischen Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0041

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Inhalt: Raehtmanns neueste mikrochemische Anaiysen und die Technik der römisch-pompejanischen Wand-
materei. Von Ernst Berger. — Autographische Zeichnungen zur Vervietfättigung im Steindruck. Von
Johann Mai. (Schtuss.) — Zur Pftege der Denkmäler.

Raehlmanns neueste mikrochemische Anaiysen und die Technik der römisch-
pompejanischen Wandmalerei.*)
Von E. Berger.
I.
Ats vor einigen Jahren bei dem „Kongress zur Bekämpfung der Farben- und Malmaterialien-
Fätschungen" (München 190$) ein Vortrag über die Technik der attcn Meister der klassischen Zeit,
beurteilt nach mikroskopischen Untersuchungen an Bruchstücken ihrer Gemälde von Prof. Dr. E. Raehl-
mann das Interesse der Malerkreise erweckte, dachte wohl niemand daran, zu welcher Bedeutung
diese Untersuchungsmethode gelangen würde. Das vorgeführte Material war dazumal sehr beschränkt
auf ganz wenige, durch Zufall gesammelte Bruchstückchen alter Malereien. Im besten Falle Hess
sich aus dem mikrochemischen Befunde auf den maltechnischen Aufbau gerade dieses einen
Stückchens schliessen und auch dieser Schluss war für die Malweise des betreffenden Meisters nicht
genügend, wenn das Bruchstück einem ihm „zugeschriebenen" Gemälde entnommen war. Um
zu endgültigen Urteilen zu gelangen, mussten viele Versuchsobjekte gleicher Zeit, gleicher Schule
und gleicher Art (Leinwand- oder Holztafel) mikrochemisch untersucht werden, damit vor allem
das Vergleichsmaterial möglichst vergrössert würde.
Ganz besondere Vorsicht bei der Beurteilung des Befundes musste auch deshalb geboten
sein, weil alte Gemälde wohl in den seltensten Fällen vollkommen intakt in unsere Hände ge-
langt sind. Abgesehen von den Restaurierungen sind es hauptsächlich die vielen Firnis lagen,
mit denen alte Gemälde zumeist überdeckt sind, die nicht nur die Farbenschicht, sondern auch die
Grundierungen der Leinwänden durchdringen. Wenn man diese Verhältnisse unbeachtet lässt, dann
könnte man aus dem Befunde folgern, dass die alten Meister stets Firnisse zu ihren Grundierungen
hinzugetan hätten, was schon deshalb unwahrscheinlich ist, weil wir keine einzige Grundierungs-
vorschrift, deren es eine ganze Auswahl gibt, besitzen, in der von Firniszugabe die Rede ist. Dies
ist nur ein Beispiel, aus dem hervorgeht, wie vorsichtig man bei Beurteilung der mikrochemischen
Analyse alter Gemälde sein muss.
Ausser Raehlmann**) hat noch W.Ostwald***) die Idee gehabt, Gemälde auf mikrochemische
Weise zu untersuchen. Ebenso ist ein jüngerer Gelehrter, Gasparetz y), damit beschäftigt, die
Mikrochemie in den Dienst der Kunstforschung zu stellen: aber keiner von diesen hat bis jetzt
eine so grosse Reihe von Erfahrungen gesammelt wie Raehlmann, der, unterstützt
von Galerien, Restauratoren und Freunden der Kunst, über ein so umfangreiches
Material verfügen konnte, wie niemand es bisher in Händen hatte.
*) „Ueber die Maltechnik der Alten, mit besonderer Berücksichtigung der röm.-pompejan. Wandmalerei.
Nebst einer Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Kunstwerke." Von Prof. Dr. F. Raehlmann in
Weimar. Mit 3 Tafeln. Berlin 19:0. Verlag von Georg Reimer. Preis brosch. M. 6.—.
**) S. „Die Technik der alten Meister, beurteilt an Bruchstücken ihrer Gemälde." 3. 1hg., Nr. 22—24.
***) Vgl. Ostwald, „Gemälde unter dem Mikroskop" und „Ikonoskopische Studien". 3. Jhg., Nr. ri, 12,
6. Jhg., Nr. 7, 8.
J*) S. Gasparetz, „Die Mikrochemie im Dienste der Maltechnik." 6. Jhg., Nr. 6 dieser Blätter.
 
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