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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 23
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Berger, Ernst: In eigener Sache
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0097

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KOMSTTECBHIKRE
MTFR

Mönchen, 4.Sept. 1QH.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

Yll.Jahrg. Nr. 23.

Inhalt: In eigener Sache. — Briefe von Dr. Bu^f über das punische Wachs. Mit einer Einieitung von
E. B. (Fortsetzung.) — Ueber den Einfluss der diesjährigen abnormen Hitze auf alte Gemälde.

In eigener Sache.

Ueber die römisch-pompejanische Wandmalerei habe ich erst kürzlich an dieser Stelle in dem
längeren Aufsatze über „Rählmanns neueste mikrochemische Analysen" (Nr. IO—14) und in den „Be-
merkungen zu Keims neuen Rekonstruktionsversuchen" (Nr. 20, 21) so ausführlich gesprochen, dass
es für die Leser dieser Blätter keiner Wiederholung oder Erweiterung bedarf, um über den gegen-
wärtigen Stand der alten Streitfrage unterrichtet zu sein. Es hat sich dabei gezeigt, dass die grund-
legenden Punkte meiner Auffassung durch die Rählmannschen Feststellungen eine Bestätigung er-
fahren, wie ich sie besser kaum erwarten konnte, und dass Herrn Keims praktische Versuche ihn
und seine Mitstreiter genötigt haben, die Wiegmann-Donnersche Freskotheorie, als deren Verteidiger
sie auftraten, in wesentlichen Stücken preiszugeben und vielmehr so zu verfahren, wie ich es stets
für richtig gehalten habe, wenn sie dies auch noch nicht unumwunden eingestehen. Ja, ich durfte
S. 88 die Hoffnung aussprechen, dass Herr Keim „bei weiteren Versuchen und Erfahrungen sich
immer mehr meiner Annahme nähern werde".
Diese Hoffnung hat sich allerdings als verfrüht erwiesen. Noch ehe sie von mir ausgesprochen
war, hat die „Deutsche Gesellschaft zur Förderung rationeller Malverfahren in München", vermutlich
auf Herrn Keims Betreiben, dem Maler Herrn Otto Breitschede! den „Auftrag" gegeben, einen „Ueber-
blick über die Streitfrage Donner-von Richter gegen Berger aus den Akten und dem gedruckten
Material zusammenzustellen", und die bestellte Arbeit vor einigen Wochen als besondere Broschüre
im Selbstverläge veröffentlicht. Das „Referat" ist weder vollständig, was mich und meine Ansichten
betrifft, noch mit genauer Beobachtung der Zeitfolge, die auch nicht gleichgiltig ist, abgefasst, sondern
es begnügt sich damit, in einseitiger Parteinahme alles, was jemals von Irrtümern, Fehlschlüssen und
anderen Verbrechen an der „Wissenschaft" mir vorgeworfen worden, in langer Reihe und mit vollem
Wortlaut der Kraftstellen zu wiederholen und — charakteristisch genug — von einer kritischen
Würdigung der Rählmannschen Forschungsergebnisse und ihrer Bedeutung für die zu entscheidende
Streitfrage vorläufig abzusehen. So verrät sich dem Kundigen die unverkennbare Absicht, durch eine
zusammengehäufte Masse alter Anklagen, auch solcher, die längst jede Berechtigung verloren haben,
den Gegner gleichsam moralisch zu erdrücken.
Ob ein nicht eingeweihter Leser aus dieser „Zusammenstellung des Materials" für seine
Kenntnis der Sache etwas gewinnen wird, ist ungewiss; eines aber wird er gewiss kennen lernen, in
wie masslos leidenschaftlicher und ehrverletzender Weise wegen einer Frage von rein theoretischem,
kunstgeschichtlichen Interesse der Kampf von Anfang an gegen mich geführt worden ist und, wie es
scheint, ferner geführt werden soll. In der Tat, diejenigen, die für die Veröffentlichung dieser Schrift
verantwortlich sind, konnten kein wirksameres Mittel ersinnen, den Geist, der sie beseelt, in das
hellste Licht zu stellen.
Dass es in der Geschichte der Maltechnik sehr schwierige Dinge gibt, die, obwohl wiederholt
erörtert, doch eine eindeutige Lösung noch nicht gefunden haben, zeigen u. a. die hier abgedruckten
Buss'schen Briefe aufs neue. Denn häufig genug ist durch „bedauerlicherweise knapp gehaltene" Schrift-
quellen ein sicheres Urteil erschwert und für hypothetische Annahmen der Boden gegeben.
Statt nun die Kräfte für die Ergründung der Wahrheit und im Interesse des besseren Wissens
zu sammeln und zu versuchen, in gemeinsamer Arbeit dem erstrebten Ziele näher zu kommen, sehen
 
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