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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 24
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Buss, Otto; Berger, Ernst: Briefe von Dr. Buss † über das punische Wachs, [3]: mit Einleitung von E. B.
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0101

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Manchen, 18. Sept. ipu.

Behage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint !4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

Yll.Jahrg. Nr. 24.

Inhait: Briefe von Dr. Buss j- über das punische Wachs. Mit einer Einieitung von E. B. (Schluss.) —
Literatur. — Inhaltsübersicht der im VII. Jahrgang (Nr. r—24) erschienenen Aufsätze und Abhand-
lungen.

Briefe von Dr. Buss t über das punische Wachs.
Mit Einleitung von E. B. (Schluss.)

3. Brief.
20. April 1906.
Ich habe Ihnen am 18. in aller Eile mein
Resultat betr. punischen Wachses, mitgeteilt und
hoffe, Sie haben meinen Versuch mit Erfolg
wiederholt.
Der ganze Streit ist m. E. eine Reihe von
Missverständnissen und Begriffsverwirrungen, und
zwar von beiden Seiten. Ihre Anschauung
betr. Verseifung war vollkommen richtig,
indem sich bei der Pliniusschen Vorschrift wirk-
lich die verseifbaren Bestandteile des Wachses
verseifen; die unverseifbaren bleiben natürlich
unverändert. Wenn Ihnen von meinen Kollegen
entgegengehalten wurde, Wachs sei nicht oder
nur schwer verseifbar, so haben auch diese recht,
weil eben Wachs nicht vollständig verseift wird,
resp. unverseifbare Anteile enthält, die sich einer
Verseifung entziehen; sie haben aber darin un-
recht, dass sie, weil nicht alles im Wachs ver-
seift wird, eine Verseifung überhaupt nicht an-
erkennen.
Sie selbst haben dann den Vorgang als eine
Emulsionierung erklärt, und dabei wieder über-
sehen, denselben genau zu-präzisieren, indem ich
mich nicht erinnere, gelesen zu haben, wie Sie
sich die Emulsionierung erklären. Zu jeder Emul-
sion gehören zwei Faktoren, der emulsionierende,
die Verteilung bewirkende, lösliche Körper, und
der emulsionierte, im emulsionierenden Medium
unlösliche Körper. Nun ist aber weder Wasser
noch Pottasche- oder Sodalösung ein emulsio-
nierender Stoff. Deshalb war Ihre Anschauung
anfechtbar. Wohl aber ist eine seifenähnliche
Lösung eine gute Emulsionsbasis. Diese entsteht
aus den verseifbaren Anteilen des Wachses, und

in dieser Seifenlösung sind die unverseifbaren
Anteile des Wachses suspendiert, emulsioniert.
Sie haben also in dieser Emulsion nicht Wachs
als emulsionierten Körper, sondern Anteile des-
selben, nämlich die unverseifbaren Alkohole und
Kohlenwasserstoffe. Man kann also die durch
Behandlung von Wachs mit Soda oder Pottasche
erhaltene Flüssigkeit nicht mehr als Wachsemulsion
ansprechen, da sie kein Wachs mehr enthält.
Sie haben mit Ihrer Emulsion vollständig recht,
nur ist es keine Wachsemulsion schlechtweg,
sondern eine aus Wachs im Verlaufe eines Ver-
seifungsprozesses entstandene Emulsion, die näher
präzisiert werden sollte.
Leider haben Sie bei der Reproduktion des
Pliniusschen Versuchs den Einfluss des Meer-
wassers, d. h. seines Salzgehaltes, übersehen und
dafür gewöhnliches Wasser genommen. Es war
Ihnen daher unmöglich, das Verseifungsprodukt
samt den unverseifbaren Bestandteilen zu isolieren
und ein festes punisches Wachs zu erhalten. Sie
mussten daher in Widerspruch treten zu den An-
gaben der alten Schriftsteller, die eben punisches
Wachs als festen Körper kannten. Nach Ihrer
Angabe in den Beiträgen erhielten Sie den sog.
Seifenleim des Seifensieders, eine Flüssigkeit, die
Seife und Verseifungsprodukte enthält, und diese
herausgibt, wenn man den Seifenleim „aussalzt",
d. h. mit festem Kochsalz oder einer starken
Lösung desselben versetzt. Wenn man Ihren
Seifenleim, Wachs mit Pottasche oder Soda in
Wasser verkocht, mit Salzlösung versetzt, so
kommt das ganze verseifte und unverseifte Ma-
terial prompt heraus; Sie erhalten zuerst derbe
Flocken, die sich bald zu einem schleimigen
Kuchen Zusammenhalten, der oben auf der Lauge
 
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