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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 19
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Eibner, Alexander: Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf Aquarellfarben und die Frage der Einführbarkeit von Teerfarben in die Kunstmalerei, [2]
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Andés, Edg.: Seltener verwendete trocknende Oele
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0082

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78

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. !9.

als katalytisch wirkende Substanz anzusehen
ist. Das Zinkweiss zerstört sogar mineralische
Farbstoffe im Lichte rascher als es ihrer An-
wendung in der Aquarell- und Gouachemalerei
forderlich ist. Ich habe zur Bezeichnung dieser
Eigenschaften des Zinkweiss den Begriff „Zink-
weissunechtheit" cingeführt.
Zinkweissunecht sind, wie ich fand, von den
mineralischen Farbstoffen in erster Linie die
Chromgelbe, welche im Aquarellaufstrich im
Sommer in 14 Tagen stärker verdunkeln, als
dieselben Farbstoffe ohne Zinkweiss in / Monaten.
Es folgen dann die Kadmiumgelbe und Zinkgelb,
welche von Zinkweiss in 4 Wochen im Lichte
ausgebleicht werden. Bei den Zinnobern be-
obachtet man das Nachdunkeln im Sommer inner-
halb 14 Tagen; später beginnt das Ausbleichen,
das bei diesen Farbstoffen bisher noch nicht be-
obachtet wurde.
Am empfindlichsten von allen Malerfarbstoffen
sind die Pariserblaue in Mischung mit Zinkweiss.
Im Sommer genügt eine Stunde hellen Sonnen-
lichtes, um sie fast ganz zu bleichen. Doch
verändern sie sich auch bei Zimmerbeleuchtung
sehr stark. Allerdings ist diese Lichtreaktion
„reversibel", d. h. sie geht im Dunklen nach
einiger Zeit zurück und das Blau erhält wieder
seine ursprüngliche Intensität; doch erscheint es
dann grünstichig. Ferner sind sogar die Ultra-
marine nicht unempfindlich gegen Zinkweiss im
Lichte. Sie bleichten in 2 Monaten im Sommer
deutlich aus.
Wenn nun schon bekannt lichtechte mine-
ralische Farbstoffe mit Zinkweiss ein solches Ver-
halten zeigen, so war zu erwarten, dass jene
lichtunechten organischen Farbstoffe, wie die
Gelblacke, Stil de grains, Karmin, Pflanzen-Indigo
usw., die sich zum Teil immer noch auf der
Künstlerpalette befinden, in Mischung mit Zink-
weiss noch unechter sein würden, als die er-
wähnten lichtempfindlichen mineralischen Farben.
Dies ist auch der Fall: Karmin verbleichte in 4
bis 6 Tagen; Indigo in 14 Tagen. Aber nicht
nur diese relativ sehr lichtunechten bezw. nicht
beträchtlich echten organischen Farbstoffe, sondern
auch die gegenwärtig als Normalfarben geltenden
Farbstoffe Indischgelb und Krapplack blassten
in Mischung mit Zinkweiss in etwa 14 Tagen im
Sommer im direkten Sonnenlichte beträchtlich aus.
Nach diesen Erfahrungen war es von höchstem
Interesse, zu ermitteln, wie sich jene obenge-
nannten Teerfarbstoffe in Mischung mit Zinkweiss
im Lichte verhalten würden, die, wie ich erwähnte,
ohne Gegenwart dieses Beschleunigers im Lichte
dreimal so lange unverändert geblieben waren,
wie der hochrote Alizarinlack.
Das Resultat meiner Versuche ist, dass alle
diese Farbstoffe in 0,5 bis leigen Ausmi-
schungen mit Zinkweiss im direkten Lichte nicht

länger als 8 bis 14 Tage standhielten. Helio-
chromgelb GL, Helioechtgelb 6 GL, Helioecht-
rosa RL, Flelioechtrot RL, Säurealizarinblaulack 2B,
der Lack aus Pigmentscharlach 3B, die Pigment-
rote, alle sind in Mischung mit Zinkweiss nicht
lichtechter als etwa Krapplack, teilweise sogar
noch unechter als dieser. (Schluss folgt.)
Seltener verwendete trocknende Oele.*)
Ausser dem allbekannten Leinöl, welchem schon
vermöge seiner massenhaften Produktion, seines
billigen Preises und seiner vorzüglichen Eigenschaften
die Hauptbedeutung zuzusprechen ist, dann dem erst
seit etwa 20 Jahren in Verkehr gekommenen Holzöl,
dem hoch im Preise stehenden Mohnöl und Nussöl,
gibt es noch eine ganze Anzahl mit mehr oder weniger
Trockenfähigkeit ausgerüstete Oele. Es seien hier
genannt: Bankulöl, Hanföl, Kürbiskernöl, Safloröl, Sonnen-
blumenöl als Oele, welche in gewissen Gegenden in
grossen Mengen produziert werden; ausserdem zählen
noch zu dieser Klasse von Oelen: Argemonöl, Bella-
donna- (Tollkirschenöl), Gamulöl, Castanhasöl, Chiron-
jeöl, Coulanussöl, Distelöl, Fichtensamenöl, Garten-
kressenöl, Hornmohn- (Glaucium-) Oel, Gurkenkernöl,
Hickoryöl, Jy-chee-oil (trocknendes Anstrichöl in
Pandschab, Bengalen, Madras), Kiefern- und Föhren-
samenöl, Klettenöl, Melonenöl, Reseda- (Wau) Samenöl,
Rotrepsöl, Tabaksamenöl, Täschelkrautsamenöl, Was-
sermelonenöl, Zachunöl, Zirbelnussöl, die wegen des
seltenen Vorkommens nicht in Betracht zu ziehen sind.
Die in erster Linie genannten trocknenden Oele
Mohnöl und Nussöl werden wohl hier und dort in
grösseren Mengen produziert, finden aber mit Aus-
nahme des nach der ersten kalten Pressung durch
Erwärmen der zerkleinerten Kuchen gewonnenen dunkler
gefärbten und schlechter schmeckenden Oeles aus-
schliesslich zu Genusszwecken Verwendung. Oele der
zweiten Pressung finden zu technischen Zwecken, in
der Kunstmalerei (die Herstellung von Buchdruck-
firnissen aus Nussöl wird wohl heute kaum mehr geübt),
in der Seifensiederei Verwendung, aber im allgemeinen
sind sie zu teuer (Mohnöl kostet etwa 50 Proz., Nussöl
das Dreifache mehr als Leinöl). Hanföl kommt ins-
besondere in Galizien und in einigen Gouvernements
Russlands für die Bereitung von Firnissen und An-
strichfarben in Frage; aber auch in diesen Ländern
wird es vielfach, wie auch kalt gepresstes Leinöl, zum
Backen, Braten und als Salatöl gebraucht.
Die weiter genannten Oele werden in einzelnen
Ländern in mehr oder weniger grossen Mengen pro-
duziert; einzelne derselben finden zu Genuss-, andere
zu technischen Zwecken Verwendung, aber sie stehen
im allgemeinen einesteils doch im Preise höher als
Leinöl, andernteils stellen sich die Transportkosten
zu hoch. Auch ist ihre Verwendungsfähigkeit für die
Zwecke der Lack- und Firnisfabrikation nur in wenigen
Fällen genauer untersucht worden; immerhin aber
sind diese Oele interessant genug,^um sich näher mit
ihnen zu beschäftigen. Die Literatur über dieselben
ist sehr gering und finden sich nur hie und da in
Fachblättern zerstreute Notizen. Es dürfte wohl auch
keinem Zweifel unterliegen, dass, wenn das eine oder
das andere der Oele einmal auf den Markt gebracht
wird und in grösseren Mengen zu haben ist, man
dasselbe, ebenso wie das Holzöl, der Lack- und Fir-
nisfabrikation dienstbar machen wird.
Bankulöl, Lichtnussöl, Lackbaumöl, Ku-
kinöl. Die ersten Proben dieses aus den Nüssen
 
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