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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 5
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Die Chancen des Deutschen Farbenbuches, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0021

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München, 28. No?, lpto.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

VH.Jahrg. Nr. 5

Inhalt: Die Chancen des Deutschen Farbenbuches. Von D. H. (Fortsetzung). — Die Farbengebung bei Mo-
numentaimaiereien. Von Fritz Gerhardt-Düsseidorf. — Die Geschichte der Maitechnik in der
neueren Literatur. Von E. Berger. — Literatur.

Die Chancen des Deutschen Farbenbuches.
Von

Aus dem aiien kann ersehen werden, dass die
Bezeichnungen Farbe und Farbstoff verschieden
gebraucht werden können und es nur ein Ueber-
einkommen interessierter Kreise bedeutet, mit
„Farbe" die Malerfarben und mit „Farbstoff" die
.Farben des Färbers zu bezeichnen.
Nicht mindere Schwierigkeiten dürften Be-
griffe und Bezeichnungen wie Echtheit, Natur-
reinheit, chemische und technische Reinheit usw.
bieten, weit alte diese Begriffe etwas Dehnbares
haben und eine exakte Methode in jedem ein-
zelnen Falle erst gesucht werden muss.
Wenn schon bei den Körperfarben, deren
chemische Zusammensetzung, Aussehen, Verwend-
barkeit usw. längst bekannt ist, Schwierigkeiten
entstehen, um wieviel mehr erst bei den viel
jüngeren organischen, d. h. Teerfarbstoffen. Die
Nomenklatur all dieser Farben zusammenzustellen,
ist eine Geduldsprobe für sich, aber man kann
als sicher annehmen, dass schon während der
Druckarbeit wieder neue Farbennuancen auf-
tauchen, so dass im Moment der Ausgabe des
Farbenbuches schon Nachträge nötig werden, die
sich Jahr für Jahr nicht werden vermeiden lassen,
falls das Buch auf Vollständigkeit nur halbwegs
wird Anspruch machen können.
Und welche Auswahl soll getroffen werden,
wenn die gleiche Farbe viele Namen führt, wie
dies bei den meisten unserer Körperfarben und
Farbstoffe der Fall ist? Manche von diesen haben
bis zu 15 und 20, einzelne (z. B. Schweinfurter-
grün) bis zu $0 Beinamen. Da heisst es nur
die wichtigsten auszuwählen. Welches sind hier
die wichtigsten? In den Tabellen der modernen
Teerfarbstoffe finden sich schon bis zu acht syn-
onyme Bezeichnungen einzelner Farbenarten, die
je nach ihrer Herstellung verschiedene Handels-

D. H. (Fortsetzung.)
namen haben. Und wenn eine solche Tabelle
nur wenige Jahre alt ist, dann fehlt schon die Menge
neuer Farbstoffbezeichnungen, die jahraus jahrein
von unseren nimmermüden Farbenchemikern ent-
deckt werden. Eine vor 12 Jahren erschienene
Tabelle zählt 504 Teerfarbstoffe auf; seitdem dürfte
ihre Zahl sich verdoppelt haben. Glücklicherweise
kommen für die Anstrichtechnik nur der kleine Teil
davon in Betracht, der als Farbla,ck hergestellt wird.
Aber dieser Teil vermehrt sich schnell genug;
es sind jetzt eine Reihe von Teerfarblacken, mit-
unter von grosser Lichtbeständigkeit, bekannt,
deren Namen in nur wenige Jahre zurückliegenden
Tabellen nicht einmal enthalten sind. Die Farben-
chemiker „reiten schnell"!
Ob für den Künstler die Aufzähiung vieler
Hunderte von Farbenbezeichnungen einen Wert
hat, möchte ich bezweifeln. Sein Streben geht
dahin, sich mit ganz wenigen, ausgesucht dauer-
haften Farbstoffen (Körperfarben oder ev. Teer-
farben wie Alizarin u. a.) zu begnügen. Im aller-
höchsten Falle sind dies 30 — 40 Farben,
über deren Zusammensetzung, chemisches und
physikalisches Verhalten und Verwendbarkeit
er in jedem Handbuch genügenden Aufschluss
findet.
Auch der Abschnitt, der „die einschlägigen und
verordnungsgemässen amtlichen Bestimmungen und
die Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe" be-
handeln soll, wird den Künstler gleichgültig lassen,
da er niemals in die Lage kommt, handels-
gebräuchliche Lieferungsverträge abzuschliessen
und sein Verkehr ausnahmslos mit den Künstler-
farbenfabrikanten oder den Detailhandlungen für
Künstlerbedarfsartikel stattfindet. Deshalb hat es
auch wenig Zweck, ihn mit juristischen Begriffen
und nötigen Erläuterungen über Handelsrecht und
 
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