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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 22
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Wedepohl, Theodor: Wie gross ist der in einem Bilde mögliche Natur-Ausschnitt?, [2]: (Aus dem Werke: "Aesthetik der Perspektive".)
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Buss, Otto; Berger, Ernst: Briefe von Dr. Buss † über das punische Wachs: mit Einleitung von E. B.
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0093

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Manchen, 14. Ang. 1911.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E.A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YILJahfg. Nr. 22

Inhalt: Wie gross ist der in einem Biide mögliche Naturausschnitt? Von Theodor Wedepohi. (Schiuss.) —
Briefe von Dr. Buss f über das punische Wachs. Mit einer Einieitung von E. B. — Ueber Prof.
Ostwaids Monumentai-Pasteiitechnik. — Malphterricht in Japan.

Wie gross ist der in einem Biide mögliche Naturausschnitt?
(Aus dem Werke: „Aesthetik der Perspektive".)

Von Theodo
Ais ein gutes Hiifsmittei, um sich kiar zu
machen, wie gross man den Ausschnitt aus der
Natur wählen kann, verwendet man den so-
genannten Motivsucher. Dieses einfache Instru-
ment besteht aus einem kleinen Rähmchen mit
einem Schieber, der die Länge der Oeffnung des
ersteren beeinflussen kann, so dass sich jede
Proportion zwischen Länge und Breite hersteiien
lässt, entsprechend dem Format, weiches jeweilig
angewendet werden soii. Je näher man das
Rähmchen dem Auge hält, desto grösser ist das
Stück der Natur, weiches man durch die Oeffnung
erbiickt, und umgekehrt. Man wird es bei rich-
tigem Gefühl nicht näher an das Auge haiten,
ais die Ausdehnung der Oeffnung beträgt, und
wird somit nie einen grösseren Sehwinkei ais etwa
$2° in Anwendung bringen. Natürlich kann man
den Sehwinkei beliebig kleiner nehmen, was da-
durch geschieht, dass man das Rähmchen weiter
entfernt und somit ein kleineres Stück aus der
Natur ausschneidet.
Um genau die geringste mögliche Distanz des
Instrumentes vom Auge und damit den grösst-
möglichen Naturausschnitt feststellen zu können,
konstruiert man sich den Motivsucher folgender-
massen: Man schneidet aus einer Scheibe von
Holz oder Pappe einen Kreis aus und bringt
mittels einiger Stäbe (etwa aus Draht) einen Ring
gegenüber dem Mittelpunkte des Kreises genau
in der Entfernung an, die dem Durchmesser des
Kreises gleich ist. Indem man den Ring dicht
ans Auge legt und hindurchblickt, hält man die
Scheibe senkrecht dem Motiv in der Natur gegen-
über, und was man nun durch den kreisförmigen
Ausschnitt sehen kann, ist in einem Bilde dar-
tellungsmöglich. Das beabsichtigte rechteckige

Wedepohi. (Schiuss.)
Format, welches innerhalb dieses Sehkreises liegen
muss, verkleinert natürlich das Biidfeld ein wenig.
Einfacher als die Anwendung dieses Instru-
mentes ist folgende Methode: Man streckt den
Arm nach vorn und nimmt in die dem Auge
gegenübergehaltene Faust ein Stäbchen, welches
genau so lang ist wie die Entfernung der Faust
vom Auge, fasst es in der Mitte und hält es
rechtwinklig zum Sehstrahl horizontal vor das
Motiv. Dann zeigen die Enden des Stäbchens
rechts und links die äussersten Grenzen des
Naturausschnittes an, ebenso wie bei vertikaler
Lage die obere und untere. In der Landschaft
wird man finden, dass man nicht einmal einen
so grossen Ausschnitt braucht; vor architekto-
nischen Motiven muss man sich gegenwärtig
halten, dass die Anwendung eines grösseren Aus-
schnittes sehr bedenklich ist.
Briefe von Dr. Buss t über das punische
Wachs.
Mit Einleitung von E. B.
In Nr. 7 (S. 27) dieses Jahrgangs wurde auf
die Briefe des leider allzufrüh verstorbenen Che-
mikers Dr. Otto Buss verwiesen, die er über
die Frage des sog. punischen Wachses an den
Schreiber dieser Zeilen gerichtet hatte, und es
sind auch die Gründe angeführt worden, die
gegen deren Veröffentlichung bisher Vorlagen.
Nach sorgfältiger Entfernung aller jener Stellen,
die sich auf die besonderen Einzelheiten der
Fabrikation der „Buss-Tempera" beziehen, steht
nunmehr dem Abdruck an dieser Stelle nichts
mehr im Wege.
Gerade jetzt, da die Frage der antiken Wand-

s
 
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