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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 19
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Eibner, Alexander: Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf Aquarellfarben und die Frage der Einführbarkeit von Teerfarben in die Kunstmalerei, [2]
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Inhalt: Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf AquareHfarben und die Frage der Einführbarkeit von
Teerfarben in die Kunstmaierei. Von Prof. Dr. A. Eibner. (Fortsetzung.) — Seitener verwendete
trocknende Oele. Von Edg. Andcs. — Flamuco-Künstler-Oelfarben. — Patentanmeidung.

Mönchen, 12. Jnni 1911.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14 tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YH.Jahrg. Nr. 19.

Die zerstörende Wirkung des Zinkweiss auf Aquarellfarben und die Frage der
Einführbarkeit von Teerfarben in die Kunstmalerei.

Von Prof. Dr.
Inzwischen hat indessen die Teerfarbenindustrie
auch auf diesem Gebiete ganz ausserordentiiche
Fortschritte gemacht. In seinem erwähnten An-
trag stellt der Akademieprofessor C. v. Marr die
Forderung, dass ein Teerfarbstoff, der die Licht-
echtheit des hochroten Alizarinlackes nicht er-
reicht, nicht in die Künstlerfarbenskala eingeführt
werden dürfe. Heute gibt es dagegen schon
eine wenn auch nicht grosse Anzahl von Pigment-
farben aus Teerfarbstoffen, deren Lichtechtheit
dreimal so gross ist, wie jene des erwähnten hoch-
roten Alizarinlackes, nämlich die Farbstoffe: Helio-
chromgelb RL, Helioechtgelb 6 GL, die Lacke
aus Helioechtblau GL, Säurealizarinblau 2ß, die
Indanthrenblaue usw.
Es schien daher, als ob die Frage der Ein-
führbarkeit der Teerfarben als Künstlerfarbcn ge-
löst sei. Ich werde zu zeigen versuchen, dass
dies z. Z. noch nicht der Fall ist. Wichtig er-
scheint mir, gerade an diesem Beispiel zu be-
weisen, dass der oben erwähnte Zusammenhang
zwischen rein wissenschaftlich-technischer, künst-
lerisch-technischer und fabrikatorischer Tätigkeit
und Erfahrung noch nicht in dem Grade erreicht
ist, dass bei Neueinführungen jetzt schon Miss-
griffe sicher vermieden werden könnten.
Es ist bekannt, dass die Technik der
Aquarellmalerei seit etwa 40 Jahren in fast allen
europäischen Ländern eine Entwicklung nach der
Manier der Gouache genommen hat, derart, dass
das Weiss nicht mehr durch den Malgrund, das
Papier, dargestellt, sondern mittels Deckweiss auf-
gesetzt und diese Farbe auch in ausgedehntem
Masse zum Mischen und Aufhellen der bunten
Farben verwendet wird. Die Aquarellmalerei
ist also durch Anwendung von Deckweiss, des

A. Eibner. (Fortsetzung.)
Zinkweiss oder Chinesischweiss grösstenteils Deck-
farbenmalerei geworden.
Ein Haupterfordernis, dem Malerfarben zu
entsprechen haben, ist bekanntlich die Verträg-
lichkeit in Mischung miteinander. Nun ahnten
bis vor kurzem wenige Fachleute, welch unver-
träglicher Farbstoff das bisher für völlig un-
schädlich gehaltene Zinkweiss in der Wasserfar-
bentechnik ist.
Durch das Verhalten einiger mit Zinkweiss
versetzter Teerfarben gegen das Licht und zwei
kurze Hinweise in dem best bekannten Buche
des englischen Farbenchemikers Church wurde
ich vor etwa einem Jahre auf die anormalen
Eigenschaften des Zinkweiss aufmerksam und
begann von da ab das systematische Studium
seines Verhaltens in Mischung mit den übrigen
Malerfarben und zwar zunächst als Wasserfarbe.
Die erhaltenen Ergebnisse waren, wie mir von
verschiedenen Seiten bestätigt wurde, ganz über-
raschend und zwar besonders bezüglich des Um-
fanges der destruktiven Wirkung, welche das
Zinkweiss auf die meisten bunten Farben ausübt.
Die zu diesen Versuchen benötigten Belich-
tungstafeln sind in der Weise hergestellt, dass
der zu prüfende bunte Farbstoff zumeist in 0,$
bis i°/„iger Ausmischung mit Zinkweiss unter
Zusatz von wenig arabischem Gummi als Binde-
mittel auf Aquarellpapier aufgestrichen wurde.
Nach dem Trocknen wurde die obere Hälfte
der Tafeln mit schwarzem Karton bedeckt und
zwischen Glasplatten eingeschlossen dem direktem
bezw. zerstreuten Sonnenlichte ausgesetzt. Die
Versuche ergaben das Resultat, dass das Zink-
weiss ein Beschleuniger der natürlichen Lichtun-
echtheit der meisten Farbstoffp ist, d. h. dass es
 
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