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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 9
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Neu! Eilido-Farben!, [2]
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Berger, Ernst: [Rezension von: Bouvier, Pierre Louis, Bouviers Handbuch der Ölmalerei, 8. Aufl.]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0038

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34

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr 9.

ist; auch die Empfindlichkeit gegen Schwefel-
wasserstoff käme bei einzelnen Fällen in Frage,
z. B. bei der Gouachetechnik.
Wie es* mit der Alkaliechtheit bestellt ist,
d. h. ob sich das Eilido-Farbmaterial zur Malerei
mit Kalk (Fresko) eignet, ist eine Frage für sich.
Die wenigen gemachten Proben schliessen eine
Verwendbarkeit aus, da die Farben durch Aetz-
kali völlig entfärbt wurden. Aber es gibt Teer-
farbstoffe, wie das Helio-Echtrot, die auch nach
dieser Richtung allen Ansprüchen gerecht werden,
eine Teerfarbenpalette für Kalkmalerei gehört
demnach nicht zu den absoluten Unmöglichkeiten.
Dies wären in der Hauptsache die Forde-
rungen, die an unser Farbmaterial gestellt werden
müssen. Wir wollen es daraufhin prüfen und an-
wenden, wo es für uns günstig ist, entweder für
sich allein oder indem nur einzelne der schönen
farbenkräftigen „Eilidos" mit unseren gewohnten
Oelfarben gemischt verwendet werden.
Die Eilido-Teerfarben sind vor unserer Tür
und sie verdienen, dass wir sie einlassen! Wenn
sie das halten, was sie versprechen, dann kommt
für unsere „Künstler der Farbe" eine neue Zeit:
Die Haltbarkeit der Farbenleuchtkraft. Was hätte
ein Makart damit für die Ewigkeit schaffen können!
Oder andere Koloristen, wie Delacroix u. a., deren
Bilder nach wenigen Jahrzehnten schwarz, nach-
gedunkelt und unansehnlich geworden sind! Ihre
gelben und roten Lacke, ihr Stil de grain und
Asphalt, der Zinnober usw. können jetzt durch
haltbarere Farbstoffe ersetzt werden!
Mit den Eilido-Farben hat die Farbenfabrik
von Dr. König sich an die Spitze einer Reform-
bestrebung gesetzt, der andere Fabriken bald
werden folgen, müssen.
Zur achten Auflage von Bouviers Hand-
buch der Oetmalerei.*)
Wenn ein Buch, wie das vorliegende, schon in der
dritten Generation immer wieder gedruckt werden muss,
so ist das ein Beweis, dass es verlangt wird und den
Erwartungen entspricht, die an ein solches Werk ge-
stellt werden können; um so mehr, wenn man in Be-
tracht zieht, wie schwierig es ist, das hier zu behandelnde
Thema durch das geschriebene Wort vollkommen deut-
lich zu machen.
Blicken wir zurück auf die Zeit der ersten Aus-
gaben in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts,
auf die primitiven Verhältnisse der Farbenfabrikation
jener Zeit, die damals allgemeine Notwendigkeit des
Künstlers, sich seine Farben selbst zu reiben, auf

*) Gleichzeitig mit der 3. Auflage von Ad. Ehr-
hardts „Kunst der Malerei", erschien als Band VII von
Hiersemanns Kunsthandbüchern in 8. Auflage: P. L.
Bouviers „Handbuch der Oelmalerei für Künstler
und Kunstfreunde". Nebst einem Anhang über Konser-
vierung, Regeneration und Restauration alter Gemälde.
Nach der Bearbeitung von Ad. Ehrhardt revidiert
und mit Einleitung versehen von Ernst Berger, Maler.
Leipzig 19:0. Verlag von Karl W. Hiersemann.
Mit Einwilligung des Verlages bringen wir hier an-
stelle einer Besprechung das Vorwort zum Abdruck.

die Schwierigkeiten des Verkehrs, die es dem Kunst-
beflissenen nur in seltenen Fällen ermöglichte, einen
von Künstlern geleiteten Unterricht zu geniessen, wenn
er nicht an einem grossen Platze mit Kunstschulen und
Akademien, Sammlungen von Gemälden, die ihn zum
Vorbilde hätten dienen können, ansässig war, dann mag
ein Buch, wie das erwähnte, für viele erwünscht ge-
wesen sein. Um solchen jüngeren Künstlern und Kunst-
liebhabern in einem Druckwerke zu bieten, was sie
sonst durch persönliche Anleitung und vorbildlichen
Unterricht hätten lernen können, hat Bouvier sein
„Manuel des jeunes Artistes et Amateurs en Peinture"
geschrieben. Und er war auch eine zu diesem Vor-
haben völlig geeignete Persönlichkeit.
M. P. L. Bouvier*) studierte an der Akademie
der Künste zu Paris und widmete sich, in seine Vater-
stadt Genf zurückgekehrt, der Miniaturmalerei, in der
er es zu einem der besten Künstler seines Faches
brachte. „Seine Bildnisse verdienen in Hinsicht der
Schönheit des Ausdrucks, der Haltung und vollendeten
Sorgfalt in Behandlung des Ganzen ausgezeichnetes
Lob. Er weiss ihnen durch schönen landschaftlichen
Hintergrund, die er immer nach dem Charakter der
Personen wählt, ein doppeltes Interesse zu geben und
alles dieses ist noch durch einen leichten und schmelz-
vollen Pinsel gehoben" (Nagler). Neben seiner künst-
lerischen Tätigkeit muss er, und zwar besonders ein-
gehend, sich mit der handwerklichen Seite der Malerei
beschäftigt haben, denn seinem 1827 erstlich heraus-
gegebenen „Manuel" liegt eine grosse Menge von
selbständiger Erfahrung in vielen Einzelheiten der
Farbenbereitung zugrunde, die er nach seinen Angaben
der Vorrede .nach vierzigjährigen Studien zum Besten
der zahlreichen Amateurs und jungen Künstler, die
allzuweit von Orten entfernt wohnen, in denen die
besten Künstler beisammen sind und die Künste blühen",
veröffentlichte, ln diesem Buche wird alles mit Deut-
lichkeit und Bestimmtheit angegeben, was ein Künstler
und Liebhaber vom Technischen zu wissen nötig hat.
Dabei ging er von dem Grundsätze aus, dass man An-
fängern in der Maleret nichts verschweigen und die
geringsten Kleinigkeiten erwähnen müsse; alle Uten-
silien, wie Reibstein, Staffelei, Farbenkasten, Pinsel,
Palette usw., werden durch Kupfertafeln erläutert.
Selbst die Malerwerkstatt und deren Reinigung ist
nicht vergessen.
Dass ein solches Buch in den dafür bestimmten
Kreisen nicht geringes Aufsehen gemacht haben mag,
beweist der Umstand, das alsbald, schon nach einem
Jahre, eine deutsche Uebersetzung erschienen ist,
und zwar hat sich dieser Mühe ein Mann unterzogen,
der allem Anscheine nach zu schliessen hierfür be-
sonders geeignet gewesen ist: der Maler Christian
Friedrich Prange in Halle. Seine Uebersetzung
hatte den Titel:
„M. B. L. Bouviers**) Mahlers, Mitgliedes der Ge-
sellschaft der Künste zu Genf, ehemaligen Eleven an
der Akademie zu Paris, Vollständige Anweisung zur
Oehlmahlerei für Künstler und Kunstfreunde. Aus dem
Französischen übersetzt von Dr. C. F. Prange, Pro-
fessor, Ehrenmitglied der Königl. Akademie der Künste
zu Berlin, und Vorsteher der Kunstschule zu Halle.
Nebst einem Anhang über die geheimnissvolle Kunst,
alte Gemählde zu restaurieren. Mit vielen Kupfertafeln.
Halle, bei Hemmerde und Schwetschke. 1828."
C. F. Prange bekleidete schon zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts die Stelle eines Professors der Zeichen-
kunst und Malerei an der Universität in Halle und war

*) Pierre Louis Bouvier, geboren zu Genf 1766,
starb daselbst als Direktor der Ecole de Figure im
November 1836.
**) Die französische Ausgabe gibt die Vornamen
Bouviers mit den Buchstaben M. P. L. an.
 
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