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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 11
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Berger, Ernst: Raehlmanns neueste mikrochemische Analysen und die Technik der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [2]
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Die neuen Teerfarben
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0050

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46

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. tt.

weil Raehimann von einem ganz anderen Erkenntniswege ausgegangen ist. Während
ich die historische Methode mit praktischen Versuchen verband, hat Raehimann nur mikrochemisch
untersucht. Unser Urteii iautet aber gleich: Freskomaierei ist es nicht!, sondern eine Maierei
mit organischen Bindemittein auf gegiättetem Grunde, wie ich glaube, eine dem Stuccoiustro nahe
verwandte Manier.
Raehimann untersuchte:
1. eine Maierei auf rotem Grund (S. 76) mit einer ornamentaien graugrünen Be-
malung. Diese iiegt nicht direkt auf dem Rot des Grundes, sondern ist durch eine schokoladen-
braune Schicht, eine Art Untermaiung, von dieser getrennt. Die graugrüne Farbe ist stark pastös
aufgetragen. Diese beiden Farbiagen widerstehen der Salzsäure viel iänger als die Unter-
iagen. Obwohi aus diesem Umstande auf vorhandenen Kalk (und den Farben beigemischte Kreide)
zu schiiessen ist, wurde beim Erhitzen eines Teilchens dieser Ornamentfarbe, die unter der roten
(Zinnober)-Schicht befindiiehe geibe Schicht verkohlt und zu weisser Asche verbrannt, wobei ein
deutlicher Horngeruch das Vorhandensein einer beigemischten organischen Substanz
(Eiweiss oder Leimr) vermuten lässt;
2. eine Malerei auf neutralgrauer Wand, von marmorartigem Aussehen, mit einem
künstlerisch schön ausgeführten Kopf einer weiblichen Figur hat gezeigt, dass auch hier
der eigentümliche „krümelig schillernde Ueberzug", der unter dem Mikroskop wie „eine Glasmem-
brane" durchsichtig erschien, die spiegelglatte Oberfläche des Stuckgrundes bildete und hier als
braunviolette Lasurschicht mit Farbstoffteilchen durchsetzt war. Die Malerei ist auf die fertige,
d. h. geglättete Wand gesetzt, denn die erwähnte Schutzschicht geht darunter weiter; erst auf
dieser befindet sich die Malschicht (der Fleischton: in einem gelben Medium gelagerte rote Teilchen,
vermutlich Krapp). Die Schichten der Malerei bleiben bei Einwirkung von Salzsäure aber-
mals erhalten: sie war also nicht al fresco gemalt (S. 80).
3. Bei einer roten Bemalung auf hellsafrangelber Wand war die Schichtung wie bei
allen gefärbten pompejanisch-römischen Proben, auch hier der stets wiederkehrende „Ueberzug", wo-
durch die eigentliche glatte, mattglänzende Oberfläche gebildet wird. Auf diesem Grund ist die
Malerei (Rot eines Gewandes) aufgetragen. Bei der Behandlung mit Salzsäure „bleibt die Schicht
der roten Malerei als ganze in ihrem Zusammenhänge zurück: ein sicheres Zeichen, dass
sie mit einem Medium aufgetragen ist, welches von der Salzsäure nicht angegriffen wird." Bei der
weiteren mikrochemischen Untersuchung ergab sich, dass die roten Farbstoffteilchen „in einem
durchsichtigen Medium" eingebettet liegen, das „eine ganz homogene glasartige, an eine dünne
getrocknete Eiweissschicht erinnernde Beschaffenheit hat". In der beim Brennen rotbleibenden
Oberflächenschicht sind „offenbar zu Asche verbrannte organische Bestandteile" vor-
handen S. 82 unten). (Fortsetzung folgt.)

Die neuen Teerfarben.
In Angelegenheit der „Eilido-Farben" sind uns fotgende Zuschriften zugegangen:

I. Zuschrift der Firma Dr. Kar
„Wir erlauben uns, die Bitte an Sie zu richten, uns
über unsere Eilido-Farben in den „Münchner kunsttech-
nischen Blättern" das Wort zu gestatten.
Für heute möchten wir darauf aufmerksam machen,
dass die von Ihnen angestellte Probe über die Kalk-
beständigkeit durch Behandeln der Bindemittel ent-
haltenden Farben mit Aetzalkaiilauge zu irrigen Ergeb-
nissen führt. Die Eilido-Farben sind der Mehrzahl
nach aus Teerfarbstoffen hergesteilt, die in die Klasse
der Küpenfarbstoffe gehören, d. h. sie müssen beim
Färben wie Indigo — der bekanntlich älteste Küpen-
farbstoff — behandelt werden, also aus der Küpe ge-
färbt werden. In der Küpe werden die an sich un-
unlöslichen Farbstoffe in Gegenwart von Alkali und
oxydablen organischen Substanzen verknüpft, d.h. durch
Reduktion (WasserstofTanlagerung) in ungefärbte lös-
liche Form übergeführt. In dieser ungefärbten Lösung
wird „gefärbt" und hernach der eigentliche Farbstoff
auf der Baumwollfaser oder anderem Substrat durch
Oxydation erst wieder hervorgerufen. Eine Verkü-
pung findet nun auch statt, wenn die Farben bei
Gegenwart von organischem Bindemittel mit Alkali be-

I König, G.m.b.H., Düsseldorf.
handelt werden. Das Alkali zersetzt (verseift) das Oel,
die entstandenen organischen Zersetzungsprodukte ver-
küpen, d. h. entfärben den Farbstoff. Hierdurch wird
eine Alkaliempfindlichkeit vorgetäuscht, die in Wirk-
lichkeit gar nicht vorhanden ist! Im Gegenteil:
AlleEilido-Farben sind vollkommen kalkecht!
Beim Vermengen der trocknen Farbkörper mit ge-
löschtem Kalkteig werden sie nicht verändert! Wir
bedauern sehr, dass durch Ihre Ausführungen eine
irrige Meinung verbreitet worden ist, und bitten Sie
daher zur Richtigstellung um Aufnahme unserer Be-
richtigung.
Ferner: Bei der Auswahl unserer Eilido-Farben
war für uns ebenso wie Kalkechtheit die Oel Unlöslich-
keit entscheidend. Oellösliche Pigmente haben wir
grundsätzlich in unsere Eilido-Farben nicht auf-
genommen. Ein Durchfressen der Farben ist also
ausgeschlossen! Es finden sich unter den Indan-
threnen zwar öllösliche Pigmente, diese aber haben
wir trotz sonst bester Echtheitseigenschaften ver-
worfen !
Gerade der Name „Eilido-Farbe" soll dem Ver-
 
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