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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 21
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Einiges über Malereien mit matten Farben
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Berger, Ernst: Zur Frage der römisch-pompejanischen Wandmalerei, [2]: Bemerkungen zu Keims "neuen" Rekonstruktionsversuchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0091

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Nr. 2t.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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weitere Steigerung der Glanzbildung herbeigeführt
wird, und da nützen selbst die bekannten Mattierungs-
mittel nicht viel, umsomehr diese zumeist nur im be-
scheidensten Massstabe angewendet, d. h. den malfertigen
Farben beigemischt werden dürfen, um andere Uebel-
stände nicht auftreten zu lassen.
So wird z. B. bei der Hintergrundmalerei als
Mattierungsmittel für Oel- und Firnisfarben das reine
Bienenwachs empfohlen, welches sich auch insoweit
ganz gut bewährt, wenn die Malereien in möglichst
sehr stark erwärmten Räumen ausgeführt werden
können, denn andernfalls erfolgt eine Erstarrung der
Farben beziehungsweise ein Zubodensinken des Wachses
im Farbenbehälter und wenn dieses wegen anderer
Umstände nicht der Fall sein sollte, so tritt wenigstens
ein Zähewerden der Farben ein, durch das die Malerei
ungemein erschwert und der eigentliche Zweck, d. h.
die Mattierung, wird nur höchst mangelhaft erreicht.
Wird das Bienenwachs in rektifiziertem Terpentinöl
aufgelöst, so erfolgt die Lösung nur unter Anwendung
von Wärme, doch sobald das Terpentinöl abgekühlt ist,
setzt sich der grösste Teil des Wachses am Boden
fest und es verbleibt sonach nur ein ganz geringer
Prozentsatz in Lösung, der als Mattierungsmittel schon)
deshalb nicht in Frage kommen kann, weil er mir
mehr als der fettige Bestandteil des Wachses anzu-
sehen ist, der keinerlei mattierende Eigenschaften an
sich hat.
Bei den Leim-, Eiweiss- oder sonstigen Wasser-
farben wendet man verschiedene andere Mattierungs-
mittel an, und da wurde bisher die Schlemmkreide
zur Grundierung der photographischen Hintergründe
sowie auch zur Vermischung der Malfarben recht aus-
giebig gebraucht, da sie als Mattierungsfarbe in
beiden Fällen sich gut bewährte. Zur Grundierung
mischt man 400 g feinste Schlemmkreide in 2*/i Liter
weichem, d. h. Fluss-, Regen- oder destilliertem Wasser,
setzt dann 130—140 g flüssige Leimlösung aus
tierischem reinen Leim dazu und gibt noch etwa
210—2:3 g einfachen Sirup bei, wonach nach längerem
Umrühren das Grundieren und schliesslich auch das
Vermischen mit den Malfarben erfolgen kann. Leider
aber zeigen diese Malereien ebenfalls keine absolute
Glanzlosigkeit, und wenn dann zur Erzwingung der
Mattierung wiederum mehr Schlemmkreide gebraucht
wird, geht die feste Haltbarkeit wegen zu geringer
Bindung wieder verloren.
Für alle Firnis-, Oel- und Wasserfarben erweist
sich dagegen die Bologneserkreide (Champagnerkreide)
als ein vorzügliches Mattierungsmittel, wobei alle
anderen derartigen Zusätze völlig überflüssig sind, doch
handelt es sich hauptsächlich darum, dass man diese
Kreide in der denkbar reinsten Beschaffenheit erhält.
Zum Mehrfarbenbuntdruck bei der Herstellung von
Mattdrucken aller Art wird jetzt fast ausschliesslich
die Bologneserkreide unter die schwarzen und bunten
Druckfarben gemischt, und ist trotz reichlichem Firnis-
zusatz jede Glanzbildung gänzlich ausgeschlossen,
während noch nebenbei ein äusserst rasches Trocknen
der aufgedruckten oder übereinandergedruckten Farben
herbeigeführt wird.
Die Bologneserkreide ist ein feines, weisses, mehl-
artiges Pulver, welches in der reinsten Qualität meines
Wissens aus den Druckereifachgeschäften und den
grossen Druckfarbenfabriken zum ungefähren Preise
von Mk. 1.30 das Kilo zu haben ist, also keine wesent-
lich hohe Ausgabe verursacht.
Zu den Malfarben darf nur eine ganz geringe Bei-
gabe von der Kreide gemacht werden und genügt es
völlig, wenn auf etwa 100 g Farbe 3 bis höchstens
3 g Kreide genommen werden, wodurch die Farben
nicht im geringsten in ihrer Kraft oder Bindung be-
einträchtigt werden, um so mehr, als die Kreide ein
vollkommen transparentes Pulver ist, welches für

Uebermalungsfarben jeder Art unbesorgt gebraucht
werden kann. Wollte man die Kreide in einem grösseren
Quantum zur Vermischung der Farben benutzen, dann
müssten die Farben wesentlich dunkler gehalten werden,
weil sie nach dem Trocknen entsprechend in der
Tiefe und Kraft zurückgehen, doch genügt das oben
angegebene Mischungverhältnis auf alle Fälle und rate
ich, genau danach sich zu verhalten.
Statt dass man ferner die leichteren Farbentöne
durch starke Zusätze von Firnis-, Leim- oder Eiweiss-
lösung verdünnt, mischt man sie mit den entsprechenden
hellen Farben so kompakt an wie die Kraftfarben
und versetzt sie ebenfalls mit der angegebenen Kreide-
menge, und möchte ich nicht zu erwähnen unterlassen,
dass die Kreide gänzlich unempfindlich gegen Licht-
einwirkungen ist und dass sie demnach bei einem
Gelbwerden, Verschiessen oder Bräunen der Farben
nicht die Ursache des Uebels ist.
Um zu jeder Zeit die Kreide im malfarbigen Zu-
stande zur Hand zu haben, empfiehlt es sich, dass
man sie in Firnis oder Oel kompakt und längere Zeit
durchreibt und dann sehr gut verschlossen verwahrt,
weil sie äusserst rasch vertrocknet und hart wird und
nachher nicht mehr genügend fein zu reiben geht.
Auch die Palette ist während der längeren Pausen
ebenfalls vor Luftzutritt zu behüten und ist es besser
für kleinere Malereien, nicht zu viel Farbe auf einmal
mit der Kreidemischung zu versetzen. Keinesfalls
würde ich aber dazu raten, flüssiges Sikkativ zu den
mit der Kreide gemischten Farben zuzusetzen, denn
einen Zweck hätte dies nicht, weil die Farben ohne
dieses Trockenmittel sehr rasch trocknen, und hat die
Sikkativbeigabe nur wieder den Nachteil, dass eine
gewisse Glanzbildung bei verschiedenen Farben her-
beigeführt wird. Ueberhaupt ist das flüssige Sikkativ
für die Malereien keinesfalls so wertvoll, denn wenn
z. B. die gewöhnlichen und nicht genügend entfetteten
Sorten gebraucht werden, so entsteht sehr leicht der
Speckglanz und das Trocknen wird ungemein verzögert,
also wird gerade das Gegenteil von dem erreicht,
was man eigentlich erreichen wollte. Ferner hat das
gewöhnliche Sikkativ noch den grossen Nachteil an
sich, dass es im hellen Tageslicht rasch dunkelt und
bräunt und bezieht sich dies naturgemäss auf die stark
damit vermischten Farben auf den Malereien, was be-
sonders beachtet werden sollte.
Schliesslich möchte ich noch erwähnen, dass man
Firnisse mit einer Wenigkeit Bologneserkreide ver-
setzen, um damit matte Ueberzüge auf den Malereien
zu erhalten, was besonders dann geschehen kann, wenn
es sich um mit Wasserfarben hergestellte Arbeiten
handelt. Reibt man die Malereien vor dem Firnissen
mit trockener Bologneserkreide und weicher, d. h.
ungeleimter Watte recht gut ab, so legt sich der
Firnis — der ziemlich dünn zu halten ist -— sehr leicht
an, doch muss die Malerei recht gründlich mit sauberer
Watte vorerst abgestaubt werden.
Wie aus diesen Ausführungen zu ersehen ist, kann
die Bologneserkreide in vielen Beziehungen als ein vor-
zügliches Hilfsmittel angesehen werden, und dürfte die
nähere Bekanntgabe derselben so manchem Künstler
nur erwünscht sein. I. M. T.
Zur Frage der römisch-pompejanischen
Wandmalerei.
Bemerkungen zu Keims „neuen" Rekonstruk-
tionsversuchen. (Schluss.)
Ja, entgegen seiner auf dem Kongress mit unfehl-
barer Sicherheit aufgestellten Behauptung: „Das
ganze antike Verfahren ist dasunsererFresko-
malerei, nur ist der Bewurf dicker", sieht sich
Gerlich jetzt zu dem Geständnis genötigt (S. [3:):
 
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