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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 16
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Bakenhus, Gerhard: Lacke und Retuschierfirnisse, [2]: vergleichende Studie
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https://doi.org/10.11588/diglit.36591#0069

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KONSTTECnMlKRE
MTFR

MSachen, 1. Mai 1911.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YILJahrg. Nr. 16.

Inhalt: Lacke und Retuschierfirnisse. Von G. Bakenhus. (Schluss.) — Klebmittel aus Kasein. — Kunsttech-
nische Literatur.

Lacke und Retuschierßrnisse.

Vergieichende Stud
Ebensowenig hat sich feinster Zanzibarkopai
in Epichlorhydrin gelöst, wie Dr. Kar! Braun in
seinem in der Göschenschen Buchhandtung heraus-
gegebenen Werke: „Die Harze, Lacke und Fir-
nisse" angibt.
Mit dem unter anderen von Ludwig in neuerer
Zeit vie! angepriesenen Petroteum habe ich trotz
vieier Versuche kein Glück gehabt; die Lacke
wurden aite bei grösserem Zusatz in kurzer Zeit
trübe und klebten lange. Die Lackierer würden
sich übrigens freuen, wenn sie antsatt des teuren
Terpentinöles das billige Petroleum gebrauchen
könnten. Uebrigens sagt Th. de Mayerne (S. l8f
des obengenannten Werkes von Berger): „Der
Ambra löst sich nicht in Steinöl, wie ich es versucht,
sondern gerinnt, und wenn er auf irgend etwas
aufgestrichen wird, wird das Oel aufgesogen, der
Ambra bleibt frei und ist zu nichts tauglich."
Alle Oe Hacke, falls sie von Bernstein oder
Kopal bereitet sind, geben, stark mit Terpentin
verdünnt, vorzügliche Retuschierürnisse. Man kann
nach dem Auftrag direkt mit Oelfarbe hineinmalen
und dieselben als Verdünnungsmittel gebrauchen,
auch, falls das Bild eingeschlagen ist, als ersten,
ganz dünnen Firnis darüberlegen, aber ein eigent-
liches Schutzmittel sind sie nicht, gegen schlechte
Luft schützen sie die Farben nicht.
Ein guter Gemäldefirnis soll hell und farblos
sein, schlechter Luft wie Rauch keinen Durchlass
gewähren!
Alle Balsame, wie venetianischer Terpentin,
Kopaivabalsam, Kanadabalsam haben diese Eigen-
schaft, kommen aber nicht in Frage, da sie teils
zu teuer (Kanadabalsam) und teils gegen Feuchtig-
keit usw. zu wenig widerstandsfähig sind, auch
die üble Eigenschaft haben, sehr stark nachzu-
dunkeln, am stärksten Venetianischer Terpentin,

en von G. Bakenhus. (Schluss.)
dann auch Kopaivabalsam sowie Kanadabalsam,
letzterer zuerst vollständig farblos, ist ein Jahr
dem Licht ausgesetzt, aber ganz gelb geworden.
Der beste Schutz für ein Oelgemälde ist reiner
Mastix, in feinster Terpentinessenz gelöst, oder
noch besser Damar, auf folgende Weise zubereitet.
Prof. Dr. Linke sagt auf S. 90 seines Werkes
„Die Malerfarben, Mal- und Bindemittel":
„Auch die Eigenschaft der Harze, durch
Laugen verseifbar zu sein, entweder ganz oder
doch teilweise, erinnert an die Fette. Die in den
Harzen vorkommenden Harzsäuren, ganz ver-
schieden von den Fettsäuren, verbinden sich
hierbei mit den Alkalien zu Harzseifen (Re-
sinaten), die wasserlöslich wie die Fettseifen
sind. Die Harzsäuren kommen in den Harzen
zumeist im freien Zustande vor und bilden häufig
deren Hauptbestandteil. Daneben erscheinen in
den Harzen in kleineren Mengen auch Fette von
Harzsäuren sowie auch von anderen organischen
Säuren Verbindungen dieser mit eigentümlichen
Harzafkoholen — also nicht mit Glycerin. Eine
dritte und für die Technik fast die wichtigste
Gruppe von Harzbestandteilen bilden die Resene,
Kohlenstoff - Wasserstoff - Sauerstoff - V erbindungen,
die sich durch ihre Unlöslichkeit in Laugen aus-
zeichnen und wohl die gegen äussere Einflüsse
widerstandsfähigsten Bestandteile unserer Lacke
vorstellen."
Ich nahm nun feingepulvertes Damarharz und
desgl. Soda zu etwa gleichen Teilen, mischte die-
selben und schmolz sie in einem Tiegel zusammen.
Hiernach wurde so lange mit Wasser ausgekocht,
bis dasselbe klar abfloss; nun hatte ich eine Sub-
stanz, die ähnlich aussieht wie weisser Schellack
von sehr spröder Beschaffenheit, sie löst sich in
Terpentinöl zu milchweisser Flüssigkeit (wohl weil
noch Wasser darin enthalten ist), nach Erhitzen
im Wasserbad wird sie klarer. Einen ganz klaren
hellgelben Lack erhält man, wenn man nach dem
Auslaugen das Harz auf mildem Feuer schmilzt
 
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